der Dummschwätzer

Zwei Szenen, zwei Situationen vom Wochenende, die eigentlich nix miteinander zu tun haben: Peter Neururer im DSF-Stammtisch am Sonntag mit den üblichen Worthülsen und Ausreden (zu viele Fehlentscheidungen und Pfostenschüsse, zu viele Verletzte), die NPD-Demo am 8. Mai am Alex mit dem Teilmotto "Nieder mit dem Schuldkult".  Während der eloquente Vielredner alle Schuld von sich weißt, fast alle, wenn man genau ist, finden die radikalen Rechten, "dass Deutschland sich in einem historisch-plitischen Schuldkult wälzt". Der VfL-Verein findet bisweilen die Fans des VfL seien zu kritisch und zu nölig sowie undankbar. Ist es also heute eine neue, alte deutsche Eigenart, sich selbst zu grämen, zu jammern und sich selbst zu zerfleischen, ungerecht gegen sich selbst zu sein? Mag sein, aber dann ist Peter, der Ex-Große nicht besonders typisch deutsch oder kann man ihn zu recht einen kritiklosen Egomanen nennen?

Ein Versuch sachlich zu sein. Als Bochums Vorstand ihn 2001 unter großen Bedenken holte (wegen seiner Halbwertzeit und seines Schaumschlägerfaktors), war das Team am Boden, Peter weckte ein totes Team und einen Verein, der in der 2. Liga hätte versauern können, stieg in Aachen glücklich auf, knapp vor Mainz, auch dank Union. Glück aber immerhin, es war erkämpft. Erster Jubel. Dann Spitzenreiter in Nürnberg im September 2002, eine gute Halbserie, danach Abstiegsangst April 2003 und Klassenerhalt. Dann eine Bombensaison 2004/2005, eine makelose Heimbilanz und der 5. Platz, verdient vor Dortmund und Schalke. Selbstdarsteller Peter in allen Medien, mal tanzend, mal schwadronierend, immer trommelnd, nie schweigend. Dann neue Saison, 10.000 Dauerkarten, UEFA-Cup, volle Ränge, Euphorie. Aber dieses Team ist keines, nur Einzelspieler, kein spielerisches Konzept, keine gelben Karten. Der Trainer belabert das Publikum, die Medien, den Ex-Präses, die Journalisten wie Günna P. und fast alle glauben dem Schalker Hexer, der sich doch besonders im November überlebt hat, nach dicken taktischen Fehlern und dem Edufauxpass im UEFA-Cup und DFB-Pokal, dann seit dem 13. Spieltag nur noch unten, auswärts ohne jeden Biß. Doch dann der typische VfL-Vorstand Posse`, keine Reaktion, Durchhalteparolen, Worthülsen, Verweis auf das Team, alles wie viermal vorher. Ruhe bewahren. Dann stirbt der VfL ein halbes Jahr auf dem Platz, Folterfußball, die Presse schweigt, Reviersport malt die üblichen VfL-Kitschgemälde, der Fankern schwört Treue. Am Ende platzt dem diesmal paradiesisch geduldigen, ruhigen und zahlreichen Fans erst gegen WOB der Kragen und das nimmt Peter, der Vielschwätzer, zum Anlaß seinen faktischen Rauschmiß als Neuanfangfreimachung zu deklarieren. Ein Showmacher, ein Effektehascher, der Fakten umdreht wie es ihm gefällt. Sowas hat der Ex-Coach von RWE, Schalke, Hannover und Hertha nie erlebt, am Ende weint er (Krokodils)tränen und pokert mit neuen Vereinen wie seine Luschispieler um einen neuen Vertrag. Zur Erinnerung, mit 40.000 Euro netto verdient er 20 mal soviel wie die Fans im Stadion an der Castroper Straße.

Preuß, der sich mit Frankfurt schon einig ist, versagt gegen Mainz und Nürnberg, komisch oder?  In Nürnberg ließ der bornierte Trainer endlich Sokv und Meichel ran für Leute wie Bönig und Vander, die er mal gegen Stuttgart vor die Ostkurve schicken soll. All die anderen Versager wie Zdebel, Knavs, Maltritz, Misimovic usw. hat der Trainer geholt und dann waren seine Winterpauseverpflichtungen wie Fatih die allergrößten Nieten. Und der Vorstand u.a. aus Angar Schwenken, Meinhold und Altegoer sagt nix und faltet die Hände. Wie immer wartet der wiedergenesene Werner bis es viel zu spät ist und stellt dem Trainer ein nutzloses Ultimatum. Kopfschütteln. Sind wir deshalb nicht mehr stolze Bochumer? Doch, aber dieser Abstieg war verdient, peinlich und unnötig. Und alle tragen Verantwortung, der Vorstand, vor allem der Trainer und die versagenden Spieler ohne Mum, Esprit und Härte und die Medien, die alles toll sehen bis es garnicht mehr geht oder einfach schweigen, um Ärger zu meiden.

Weg mit dem Schuldkult? Ja, wir sind weiterhin stolze Bochumer, hassen WAT, BVB und So4, Bielefeld und Wuppertal, denn, die Fans, wir alle, wir haben kein bisschen Schuld auf uns geladen. Ob wir die Besten nicht, beileibe nicht, aber wir sind wir, nur viel weniger in Liga zwo uninteressanto und viel sarkastischer. So ist das halt, wenn deutsche Allmachtsträume Scheitern...

Und Peter...der weiß einfach, dass er eine coole Sau ist. Vor allem, wenn seine Abfindung überwiesen wird.

Tom, COMMANDO Bochum '93

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