Echte Gefühle
Das waren wilde Wochen
rund ums Osterfest 2005 auf den Fussekplätzen in Europa, vor
allem auf den Rängen gab es wieder Szenen, die von der
Journalistengilde, den Funktionären und den Trainern in
altbekannter Manier kommentiert wurden. Böse albanische
Parolen, italienische Ultras, schwedische Kneipenschläger
randalieren und und und.
Die Leute in der
Adlerkurve in Slovenien, da waren sich alle einig, sind weder
echte Fans gewesen (obwohl das Wort doch eigentlich fanatisch
bedeutet!), noch normal, noch überhaupt Menschen, gar etwas
anderes dämonisches. Böse, böse, da fordern selbst Liberale
die volle Härte der Polizei. Schily, dein Wille
geschehe.
Da randalieren selbst
alberne Wattenscheider in der Oberliga Westfalen und sind
plötzlich keine Fans mehr laut den Verantwortlichen. Sehr
lustig, also Fans fahren zwar zum 4. der Oberliga mit 30
Wattsche Wichteln (die gibt es wirklich, sorry), aber benehmen
sich ordentlich, so ist ein Dogma, das wohl eher so ein Wunsch
ist wie "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!". Es gibt
Leute, die sind es, aber ist dass das einzufordernde
Normalformat des Menschen und wenn man hinguckt, wer ist dann
wirklich so? Den Fan, den Journalisten wollen, gibt es nur im
Coca Cola Werbespot und bei Reviersport vorgestellt von
kritisch recherchierenden Journalisten wie Ulli H.. Der
schreibt bärige Kommentare und sollte nach Cuba fliegen und
mit Fidel bei `ner Zigarre über den Sieg des Sozialismus
schrieben, nach vier Gläsern Rum. Und am Ende behaupten, in
Bochum machen sie fast alles richtig, die Leute sind nur zu
dumm das zu erkennen.
Amen.
Selbst die braven Wiener
zerstochen Nazibonzen die Reifen als Wien gegen Schalke
verlor, auch böse Gesellen? Oder war das jetzt gar Widerstand
gegen den Anschluß. fragen wir mal Kottan.
Wenn dann 200 Leute am
Stadioncenter vor dem Spiel vor 10 Tagen, nach 5 Siegen in 29
Pflichtspielen nach 8 Monaten Ruhe (!) mit Plakaten und
Parolen demonstrieren und schon keine Fans mehr sind, so
geschehen beim kuriosen 5-1 von Bochum gegen Wolfsburg, dann
frage ich mich, wo lebt denn der tolle Vorbildfan, der Traum
aller Schwiegermütter? Zeigt ihn, grabt ihn aus! Wenn sich
dann welche prügeln, weil sie keinen Bock auf Ultras haben,
sind die plötzlich für Peter Neururer und die Ultras dagegegen.
Hat man mit den Leuten geredet? Nee, aber die Journalisten
wissen alles so, zumindest soviel wie ich als Biologiestudent
vom Kinderkriegen weiß. Sie dreschen Phrasen und das, was nun
wirklich passiert, bleibt ihnen fremd, der Fan als kurioses
Konstrukt, die Randale als verzerrte MAZ. Wie es genau ist,
wer will das wissen?
Dass ein Herr Neururer
nun nochmal, tage später, betont auf DSF, das seien "sogenannte"
Fans (so genannt, aber nicht wirklich Fan), zeigt nur wie
angeschlagen, ratlos und sauer er ist und wie wenig ein
Egomane wie er mit ganz normaler Kritik umgeht. Er kämpft, wie
die Spieler des VfL für ihr Konto spielen, für seinen guten
Vertrag und zeigt nun auch echte Gefühle (BILD: " Ich fühle
mich wie fünf Jahre gealtert." "Ich leide wie ein Hund!").
Toll. Und seinen Kritikern spricht er das alles ab, die
Fachkompetenz, die Gefühle, das Fansein. Peter, wenn du uns
beweisen willst, wie gut du bist, steige einfach nicht ab.
Dann zeigen wir auch echte Gefühle und sagen sorry.
Aber ich sehe eher eine
Mannschaft, die wie Lokke, Madsen und Preuß das sinkende
Schiff verläßt und dann, nach einer vermeintlichen Niederlage
am Nordpark am Sonntag, nicht weiß, was passiert ist und einen
Peter, dem es richtig schlecht geht und der bleibt, aus purem
dank.
Sind das nun nur
sogenannte Verantwortliche, sogenannte Bundesligaspieler, ein
sogenannter BL-Trainer, gelobt von sogenannten Journalisten.
Fragen über Fragen von einem sogenannten Fan.
Ach nee, ich bin ja ein
echter. Habe weder demonstriert, noch gepöbelt und fein
konsumiert und in Slovenien war ich auch nicht. Ist doch toll
oder?
"Ja simma dabei - das ist
prima, Bochum zweite Liga!"
Tom, COMMANDO Bochum
'93
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