Der Esel von Wesel bei den Bremer Stadtmusikanten und die Endlosschleife

Es gibt fast ewigen Konstanten im Leben, z.B. ein deutscher Bundeskanzler kommt nicht aus Bayern, zum hochverschuldeten BVB gehen immer 70.000 Lemminge, Männer mögen meist Fußball und Bier und hassen es, das Klo zu putzen, Mädels mögen Schuhe, Tanzen und kein Mathe, ich trinke gerne Kaffee und belächle die SGW 09, wenn sie gegen SC Hassel 543 Zuschauer hat, höhere Angestellte der deutschen Bank neigen u.U. zur leichten Egomanie in Kombination mit etwas Arroganz, Snoop Doggy Dog kifft gerne und liebt nackte Babes, über Spanien strahlt die Sonne und der VfL Bochum verliert immer (!) in Bremen, meist höher, meist bei miesem Wetter.

Dieses Mal war es ein gewohnt unsouveränes 4-0, was einen sichtlich genervten Günther Pohl dazu bringt, es "eine langweilig obligatorische Niederlage" zu nennen. Es war die achte Auswärtsniederlage in Folge, ein Vereinsnegativrekord, das hat selbst Zumdick nicht geschafft. Okay, dafür hatten wir im letzten Jahr extrem wenig Heimgegentore.

Dieses mal sparte ich mir die Fahrt nach Bremen echt nur aus dem Grund, dass ich keine Lust hatte, mir dieses täglich-grüßt-das-Murmeltiererlebnis zu geben. Und klar, Vander war diesmal Hauptschuldiger der Niederlage, wie schon gegen Dortmund machte er spielentscheidende Fehler (Strafraumnichtbeherrschung, komisch das war neu oder?), dafür sitzt er gegen Schalke 04 wieder auf der Bank neben dem formschwachen Wosz, der auch mal gerne Klartext redet, ganz im Gegensatz zum Trainer, damit das Ergebnis eben nicht Nullvier lautet (ein Wortwitz!). Klar war mir dass das passieren würde, wie die Niederlagen in Leverkusen und Dortmund, dem Trainer nicht, er hält Vander immer noch für ein großes Talent und wird ihn trotzdem, dieses Mal dem Verstand und nicht der eigenen Sturheit folgend, auf die Bank setzten. Auch Bönig hat nun fast ein Dreivierteljahr bewiesen, dass er und körperbetonte Zweikämpfe zwei Dinge sind, die sich offensichtlich widersprechen. Nur der Trainer hält an ihm fest, keiner weiß genau wieso, ebenso wie keiner weiß was ein Bemben in einem Bundesligakader macht. Die Hoffnungsträger Fatih und Nadvikia saßen ebenso wie der Neutorwart Skov-Jensen nicht mal auf der Bank. Wieso hat man die eigentlich geholt? Und wer ist denn nun verantwortlich für Fehler, außer Schiri Albrecht, der immer Wochenrythmus seine eigenen Fehlentscheidungen kommentieren und muß. In Rostock unter Polizeischutz.

Ich saß also beswingt mit Alex, Dirk, Ulla und Heike auf einer fluffigen Couch in Werne und guckte überrascht, dass Bochums Bollwerk 44 Minuten stand hielt und wollte dem Ski-Nerd-Drohnie, dem Email-Lothar, dem Dr. Mani, dem Duo Kai und Claas nach Sölden smsen, dass wir (!) - oh wunder ein 0-0 im Weserstadion halten (ohne auf das gegnerische Tor zu schießen) und dann irrte Vander wie beim Spiel VfL Amateure - SGW [0-1] durch den Strafraum, bis die müden Bremer endlich das 1-0 erzielten. Wieder - wie immer - brach Bochum total ein, ein Team wie eine Psychohippe, diesmal die ersten 20 Minuten in Halbzeit Zwo, das 2-0 und 3-0 waren dann wieder Vander & Kalla Fehler, dazu halfen vor allem Colding und Knavs heftig mit, das Bremen auch zum 29. Mal hintereinander siegte. Same prozedure as every year. We exspected nothing and received it in abundance. Bitte schickt die Punkte nach Bayern mit der gelben Post, ich fahr dann einfach so nach München, ganz ohne Fußball, nur mit Freundin. Besser fürs Herz.

Vor einem halben Jahr mit dem 1-4 zu Hause begann eine Leidenszeit beim VfL ohne viele geholte Punkte und mit 2-5 Gegentoren pro Auswärtsspiel, manchmal auch zuhause. Wieder und wieder hieß Peters Motto: wichtig ist vor allem mich rauszureden und abzulenken, meinen eigenen gut dotierten Job zu behalten, der Verein erstarrte wie immer in solchen Situationen und ließ den Esel von Wesel machen, wie er es meint. Jedesmal hieß es, jetzt fangen wir endlich an zu punkten, jetzt haben wir die Wende, aber auswärts war der VfL in allen (!) Spielen bis auf Dortmund die absolut verdienten Verlierer: so spielt ein typischer Absteiger, das hat sogar das Fachmagazin Reviersport so langsam begriffen. Und das konnte man seit März ganz deutlich sehen, außer man hat blau-weiße Tomaten vor den Augen.

Man müßte nun meinen, nee, also wer viermal abgestiegen ist, kennt die Mechanismen und variiert irgendwann sein Verhalten (holt in Panik teure Spieler, bewahrt keine Ruhe, wie die Pleitegeier aus der Nachbarschaft), Pustekuchen, der VfL macht immer dasselbe und steigt wie mit Gelsdorf und Toppi sang und klanglos ab.  Die Fans und Medien schweigen und dann, nach der Vogelstraußmanier sitzen wir das Problem aus, bis es dann heißt, dann steigen wir halt wieder auf, jetzt-erst-recht und in Adenauermanier KEINE EXPERIMENTE.

Peter sagt dazu noch, zum Glück haben wir keinen Boden verloren, nur gegen eine Mannschaft von den ersten 6 haben wir dieses Jahr noch garnicht gewonnen, aber klar, gegen Schalke wird das schon klappen. Nur die Anzahl der Spiele um vier Punkte aufzuholen auf MAINZ sinkt von Spieltag zu Spieltag. Aber außer Peters Gesicht, das zeigt, wie er leidet, ändert sich nichts, vor allem nicht die Aufstellung. Ich persönlich freu mich schon wieder auf Maltritz und Edu. Die sind einfach bärig.

Ich sehe desweiteren kein Konzept des Trainers außer seinen eigenen Joberhalt, ich sehe keine mental gefestigte Mannschaft, ich sehe überhaupt keine Mannschaft auswärts, ich sehe seine (Laberpeters) Fehlentscheidungen an überforderten Profis festzuhalten, ich sehe die Untätigkeit des Vereins und die Starre des Umfelds. das kann jeder sehen. Die Summe ist der Abstieg, auch wenn wir gegen Schalke ein respektables 1-1 erzielen werden. Das ist auch nur ein Punkt und Mainz wird eines Tages auch mal wieder gewinnen. Und ratet mal wer die Aufgabe des Wiederaufstieges sich zutraut?

Daher, aus diesen oft wiederholten Gründen, fand ich es auf der Premierecouch in Legats und Michalkes Heimat Werne ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten  besser als im Sonderzug der BOZ, der Kaffee von Alex war gut, das Zimmer warm und nicht so ungastlich wie das zugige und schlecht einsichtige Weserstadion, die Rückfahrt dauerte nur 15 Minuten anstatt 3 Stunden und als das Spiel nach dem 4-0 langweilte konnte man auf Konferenz schalten. Und Weseler Karnevalist redet, Ton weg und Musik an.

Am Samstag gegen den FC Schulden 04 kann man sich dann wieder live Schalker Hybris, komische Gestalten im Gästeblock und Bönigs Grätschen vor dem Block A angucken (ja, ja, ich weiß ein schlechter Witz) und hoffen, dass es gegen Gelsenkirchen mehr als nur eine (!) gelbe Karte gibt und unsere Wackelpuddingabwehr nicht zusammenbricht.  

Was sind wir doch für tolle, einsichtige Fans, ähLämmer, keine Parolen, keine Proteste, Support bis zum fußballerischen Untergang, schön, braves Fanvolk trottet dem nächsten Abstieg entgegen. Und die Verantwortlichen loben das natürlich. Brav, brav, ihr seid total lieb.

Da haben wir in Wolfsburg mit Peter so geil diskutiert, ich hab im toll meine Thesen verklickert und hab damit soviel Wirkung erzielt, wie die Bundesregierung im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, es wurde noch schlimmer, aber die Protagonisten lieben das eigene fette Gehalt und kämpfen vor allem um den eigenen Posten.

Wie kann man darauf reagieren ? - Ich reagiere garnicht, guck mir den Esel von Wesel an, der einen Tag vor seinem Harley Auftritt beim närrischen Treiben versprach -  ich werde seriöser - ehrlich. Klar Peter, du würdest uns doch nicht beklügen, es geht doch nicht um Deine Person.

Sicher klar, Schalke hat auch keine finanziellen Probleme, Hoyzer ist ein Einzelfall und wir starten Samstag die Aufholjagd, aber nur dann wenn die Schalker Fans alle nüchtern sind.

Das erinnert mich an eine Reportage von letzten Tagen des zweiten Weltkrieges im Januar 1945, da wurde ein Soldat in seinem mickrigen Graben gefragt, was er denn denke, wie das alles so ausgehe? Er sagte: "Ach, ich bin bald wieder zu Hause, wenn wir die Russen wieder zurückgejagt haben ! und er und er der Reporter lachen selbstbewußt! ".

Tja, Peter, hast du einen entfernten Verwandten, der auf den Seelower Höhen gefallen ist?

Tom, COMMANDO Bochum '93

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