schwarzer Freitag

Eine in dieser Deutlichkeit völlig unerwartete Niederlage holte sich der VfL Bochum am Freitagabend in Karlsruhe ab, sie fiel mit 4-1 eher noch zu niedrig aus, weil die Bochumer Abwehr der gewohnte Hühnerhaufen war und das gesamte Team weder Zweikampfstärke noch Agressivität ausstrahlte. Zum ersten Mal seit Neururers Amtsantritt im November, hatte der Ruhrpottcoach nicht nur Lob, sondern auch Kritik einstecken müssen. Seine vollmundige Ankündigung, eine Niederlage bei den Badenser sei ausgeschlossen, sorgte nach der Niederlage für Heiterkeit und Hähme. Sollte der VfL gegen Mainz und Hannover nicht siegen, könnte der vierte dirkete (Wieder-) Aufstieg eine bittere Illusion werden, denn 30 Punkte nach 19 Spielen sprechen auch rein statistisch nicht für einen Aufsteiger, das Verhalten der Mannschaft und des Vereins im generellen ebenso nicht.

Eigentlich liegen Spiele im Wildparkstadion dem VfL, da siegte man mit Leifeld mal 3-1 in den Achtzigern oder man holte diverse 1-1 (Fansonderzug 1992!), zuletzt ein 1-1 durch Donkov oder das 3-1 mit Middendorp als Trainer, was den dritten sofrotigen Wiederaufstieg nach sich zog und ein 5-0 gegen Aachen. Nun war/ist  Neururer Coach und Stefan Kuntz der Ex-Bochumer, Ex-Spieler (Libero!) der Toppi-Ära sowie Ex-Torschützenkönig von 1985 (und und und) der sportlich Verantwortliche der klammen Karlsruher. Auch Bochum drücken 6,5 MIOs  Schulden, was zu einem kuriosen kleinkarierten Streit zwischen Verein und einem bekannten (ehemals vereinsnahen ) Journalisten führte.

Aber nicht die vom eigenen Trainer und der heimischen Presse hochgelobten Bochumer  mit ihrem angeblich so tollen spielerischen Potential legten los wie die Feuerwehr, sondern die geprügelten Aufsteiger in Blau. Wie schon im Testspiel gegen Gladbach, offenbarte die "neue" Abwehr um Libero Stickroth, Meichelbeck und Fahrenhorst, das sie alles kann, nur nicht richtig verteidigen. Die Badener tauchten ständig alleine vor Rein van Duijnhoven, Bochums bestem Akteur 2001, auf, ehe Graf (dritte Chance!) dann mit einem Schuss durch die Hosenbeine des Holländers ("Geht klar auf meine Kappe!") das verdiente 1-0 erzielte. Doch das weckte die zögerlichen Bochumer nur wenig, es gab zwar 2-3 Chancen, doch Fuchs erzielte noch vor der Pause die absehbare 2-0 Führung und die 150 Getreuen im Gästeblock riefen schon "Stickroth raus", hatten mal wieder den Hals. Stickes Partie erinnerte an das desaströse 0-3 in RWO vor zwei Jahren (Wiederholung nach eine lustigen Bootsfahrt übrigens unerwünscht!). Nicht der VfL, sondern die Mannen um Walter, Melkam, Fritz und Labbadia (Kracht war gelb-gesperrt) machten das Spiel und hatten diverse Chancen zum 3-0. 

Das fiel erst in Halbzeit ZWO in Anschluss an einen unberechtigten Elfer den Rein zunächst hielt (!), der Ex-Wat'ler Melkam erzielte per Kopf das 3-0 aus einem Gewühl im 3. Versuch. Spätestens da vermisste man Reis, Buckley und Graulund doch ein wenig. 

Während die Hörer von 98,5 und später die DSF-Zuschauer hörten und sahen wie sich Sprecher und Kommentatoren über den VfL lustig machten ("Barfuss Jerusalem", Hobbytruppe"), schoss der eingewechselte Akteur Heinzen per holzfällerartigen Übersteiger gegen Giraffe "Meichel" das 4-0. Dann kam erstaunlicherweise noch mal der VfL, bei dem alle rannten, doch irgendwie kam nix heraus. Hubschraubär Hashemian machte per Fuss das beachtenswerte 4-1, Dino Toppmöller (wie Bemben und Toplak eingewechselt) machte das 4-2 aber leider nicht.  Das war's. Ende Aus Micky Maus. Die fünfte Niederlage, allerdings durch die Unentschieden von Frankfurt (heimschwach, nur nicht gegen Bochum!) und Bielefeld relativiert, hat man jetzt fünf Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz und ist jetzt grandioser 5. hinter Greuther Fürth. Bitter, aber verdient, das muss man so sagen. Wie in Hannover, Reutlingen und Frankfurt ein Elf ohne Zweikampfverhalten, Abwehr und Bissigkeit, sondern nur mit einem Riesenloch im Mittelfeld. Darius als Kaptain blassn Freier wurde ausgewechselt.

Die wenigen mitgereisten Fans und Ultras waren aggressiver und zettelten eine Massenschlägerei im Bochumer Block an, man griff immer wieder Ordner und Polizei an, die mit den "netten" baden-würtembergischen Holzknüppeln einige junge Fans übel tollschockte. Es gab blutige Gesichter und Sannieinsatz, während in Halbzeit Eins eher die Pyroshow dominierte und der Feuerwehrmann mit dem Trockenschaumlöscher ausrückte, um einen Steppenbrand zu verhindern. Die Bochumer Ultras wurden von der Polizei eingekesselt, ein Ultra lag besinnungslos auf dem Boden, konnte aber wieder wachgemacht werden. Die Polizei bereitete den Rückweg der 40 Ultras und paar VfB'ler zum Bus vor, die dann noch mit 10 Bochumern am nächsten Tag zu Stuttgart-HSV fahren würden. Am ULTRA-Bus wurde mit Knüppel, Scheinwerfer und Hunden die Combo endlich in den Bus verfrachtet, der pickepackevoll war mit erlebnisoritierten und verpeilten Menschen. 

Ein schwarzer Freitag, nicht nur für Fans, Spieler und Sympatisanten des VfL Bochum, auch für die Verantwortlichen und einem bekannten Journalisten, der wie "ein gefallener Engel" nun das BÖSE und das eigentliche Problem für die Verantwortlichen des VfL darstellt.

Während der VfL 2001 meist grau trug, trotz eines neuen Managers, vier Trainer, die die Manschaft 2001 verschliss, und einer neuen Pressesprecherin, sorgten Präsi und ein Bochumer Journalistenunikum (Günni!) für eine poussierliche Posse a' la Bochum. Ehemals gut gelitten und hofiert, fiel der enttäuschte Günna (nicht er, sondern die etwas blasse Rethmann bekam den Job des Pressesprechers!) vom Himmelreich des VfL in die VfL-Hölle und darf nun vorerst (der Streit dauert an!) keine Interviews mit Spielern mehr führen, was sein täglicher Broterwerb ist . Da ging der allmächtige Präsi wie immer vor. Vorher kuscheln (aber nie knutschen!), etwas bevorteilen sowie loben und fordern und sobald unbrauchbar achtlos wegschmeissen. Die Wolle-Story lässt grüssen und der Bochumer Vorstand hat dann einen Inteamfeind mehr, der bei weiteren Niederlage empfindliche Nadelstiche gegen den umstrittenen Präsidenten setzen kann. Sehr clever gemacht. Der Mann, der den Verein bei Fanprotesten kräftig mit Schweigen und kuriosen Darstellungen weiterhalf (die WAZ war bisher das einzig BÖSE Organ!), wird vermutlich (stimmt der Präsi ihn nicht noch um!) nicht nocheinmal schweigen, falls die Fans wie immer auf die Barrikaden gehen. Diesmal wird er dann ganz genau hinsehen....ach, Werner!

Diese Posse zeigt, wie fragil der VfL 2002 ist, nicht nur von den Finanzen (Zumdick klagt weiter!) oder dem sportlichen Erfolg her, sondern auch in seinem engsten und dem weiteren Umfeld ist. Der Aufstieg indes hängt am Damoklesschwert der sprunghaften Spieler....

Sollte der VfL in Mainz und gegen Hannover verlieren, sind die Messer, die dann gewätzt werden, schon bereitgelegt. Dann wird die Bootsfahrt nach Oberhausen eher so eine Titanikaktion.

O tempora, o mores.

Tom, offizielles COMMANDO'93

Zurück zum Menu