Souverän

Das 4-0 gegen den Angstgegner des VfL Bochum (vor allem zu Hause!), den 1. FC Kaiserlautern, war,  so fand Topscorer Peter Madsen, "grosser Sport". Das fanden auch die 20.000 Zuschauer im verregneten Ruhrstadion. Es war der Schritt unten raus, raus aus dem unteren Mittelfeld, Peter Neururer geht mit SEINEM Team ins dritte Jahr, er ist erfolgreich. Er hat fast alles richtig gemacht, richtige Entscheidungen getroffen. Doch obwohl die Ostkurve und die Fans auf den Sitzblöcken den smart in schwarz gekleideten Neururer und seine Mannschaft feierte und wirklich jeder noch so skeptische Bochumer zufrieden war, war Peter der Grosse nicht ganz glücklich.

Er, immer auf der Suche nach Verbesserungen, nagelte los gegen die Lethargie in Bochum, die er sieht, wenn die gute Arbeit des Vereins, der Mannschaft in der Öffentlichkeit, der Stadt und den Medien seiner Meinung nach nicht genügend gewürdigt wird. Während in Dortmund immer 80.000 und in Schalke 60.000 die Bude einrennen und hochbezahltes Mittelmaß sehen, stimmt in Bochum das Preis-Leistungs-Verhältnis im Moment auf jeden Fall.

Darüber später mehr.

Das Spiel ist schnell erzählt. Bochum beherrschte über 90 Minuten Spiel und Gegner, war offensiv und abgeklärt. Momo, Hasch und Madsen rannten alles nieder, was ein rotes Kappatrikot anhatte. Zwar hatte Adlerstürmer Klose zwei Chancen, aber auch Fahne und Co. hätten in den ersten 30 Minuten die Führung erzielen können. Aber die Medien sahen ebenso wie Gerets überlegene Lauterer, ich sah immer einen VfL, der überlegen und souverän war. Zwei Chancen für den 1. FCK, dazu die erste Ecke in der 80. Minute (!!!) und zwei dumme FOULS von Hristov, die zu gelb-rot führten. Damit hatte Bochum 60. Minuten totale Spielbeherrschung und Vahid Haschemian und Peter Madsen scorten viermal. 4-0 und Diabang und Buckley hätten auch noch ein Tor gewollt, das wäre auch ok gewesen. Hinten war alles dicht, also war die Klatsche für die Pfälzer hochverdient. Und diese Leute um Lokvenz, Dominguez, Riedel und Wiese waren stärker als die ersatzgeschwächten Gladbacher oder der formlose HSV. Also, das war kein Absteiger, aber die Teufel hatten keine Chance. Punkt, Aus. Danke VfL.

Aber warum findet dieses kontinuierliche Aufwärtsarbeiten so wenig Widerhall?

Die Achterbahnfahrt in den Neunzigern, die großen beiden BVB und SO4, die skeptische Anhängerschaft, die Unistadt, die bösen Medien?

ist es nicht vielleicht so, dass in der heutigen Gesellschaft nur der Sieger zählt, schon Leverkusen als VIZE, als Verlierer, verhöhnt wurde. Sechster toll, aber das ist UI-Cup. Der Cup der Verlierer der Verlierer. Finden Ultras cool, aber Zuschauer die wollen Championsleague aufwärts sehen. ManU gegen Real oder Liverpool gegen Arsenal. Die Leute sind verwöhnt, die Gesellschaft ist es. Der Malocherfußball ist tot, 20 Jahre Abstiegskampf ist nicht mehr zu verkaufen. Die Zeiten haben sich geändert. Und der teufel scheißt halt gerne auf den größten Haufen.

Aber....

eins ist klar, holt der VfL vier Punkte gegen die nicht mehr ganz großen Schalke und Dortmund (was im Moment möglich zu sein scheint), wird die konsumorientierte Masse aufhorchen und dann kommen mehr als die 22.000 bis 24.000 reinen VfL-Fans, die es im Moment halt nur gibt, im Zeitalter von Premiere und Sparzwang.

Aber...

man kann die Menschen nicht erziehen. Wenn sie wollen, kommen sie. Wenn nicht, dann halt nicht. Peter, hol weiter die Punkte, dann müssen sie kommen. Dann kannst auch wieder zu Stefan Raab und die Bude wird beben. Geht auch dieser Bochumer vom Engelbertbrunnen demnächst zum VfL-Heimspiel?

Tom, COMMANDO'93

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