In diesen Tagen, in der Fußball nicht
so richtig weiß, ob er stattfinden soll und noch "der
König der Freizeitwelt" ist und nicht nTV, CNN, SKY,
TV5 oder BBC World News, ist die Nachricht zu einer
Satzungsänderung zum Wählen eines bezahlten Vorstandes
(mit Werner A.???) auf der JHV des VfL Bochum nur eine
unbedeutende Randnotiz. Leider! Es gibt in diesen Tagen viel
viel Wichtigeres als Fußball, aber jeder, der diesen Verein
liebt, ihn mag oder zumindest mit ihm sympathisiert, ahnt,
dass die überfällige Teilrenovierung des Bochumer
Fußballvereins Nummer Eins noch nicht beendet ist - sie hat
gerade erst begonnen. Die Öffentlichkeitsarbeit und
Sponsorensuche wird jetzt sogar von Reviersport sachte
kritisiert, der 'alte' Lieblingsmanager wird immer noch
bezahlt (er ist wohl immer noch "psychosomatisch am
Rücken" erkrankt), der Stadionausbau und das
Jugendinternat scheinen noch (?) Luftschlösser und das Team
des VfL Bochum hat spielerisch den roten Faden letzte Woche
in LR Ahlen zum ersten Mal richtig gefunden. Man ist
Siebter, Frankfurt, Mainz,Bielefeld und Hannover stehen
über dem Topfavoriten der Zweiten Liga, dem VfL Bochum. Man
hat 13 Tore in sechs Spielen kassiert, aber leider mit neun
Toren zuviel kassiert und das kann wohl nicht am
hervorragenden Kapitän Rein van Duijnhoven alleine liegen.
Fahrenhorst hat sich stabilisiert (dank des schnellen
Toplak?), aber die Abwehr (auch Schröder) schwimmte sowohl
in Hannover, gegen RWO und in der ersten Halbzeit in Ahlen.
Aber reicht das für die erste Liga?
Nein! Leider noch nicht...In keiner
Beziehung. Weder die Mannschaft als auch das Umfeld sind zur
Zeit erstklassig,man bewegt sich auf St.Pauli-Niveau.
Freier und Wosz (leicht angeschlagen),
aber auch der glücklose Mandreko und Berchtold schwächeln
ein wenig, zeigen noch nicht, dass sie das Stärkste sind,
was die zweite Liga zu bieten hat. Buckley hat im Gegensatz
zum nach Süden fliehenden Peschel sich selbst in den Arsch
getreten und bringt Leistung, ebenso wie Christiansen. Wenn
Sesi in Reutlingen wieder zum Kader gehört, wird er mit
Colding im defensiven Mittelfeld abräumen, um die Abwehr zu
entlasten und ein paar Heimsiege zu Null zu garantieren, das
wäre schon gegen die Potsdamer angesagt, aber Sesi wird
Wochen brauchen, um mit Paul Freier die deutsche U21-Achse
auch beim VfL Bochum zu bilden und der Mannschaft zu
helfen.
Der spielerische rote Faden fehlt
noch, aber seit Hannover, dem Desaster an der Leine, läßt
sich das Team nicht mehr hängen, hat in zwei Spielen mit
Kampf, Glück und Geschick fünf Rückstände aufgeholt und
sich vom grauen Mittelfeld in die Spitzengruppe der zweiten
Liga zurückgearbeitet.
Dietz, der für manche taktische
Spielereien unfair und überhart attackiert wurde (obwohl
sachliche Kritik angesagt war!) , machte (und macht) einige
junge Spieler stark und verteidigte auch in der etwas
überspitzen SPORT-Bild-WOSZ-Cover-Story [Joachim Schuth]
vom 12.9.: "Bereut er es ein Deutscher zu sein"
seinen Regisseur und stellt sich weiter hinter seine
Spieler. Auch Buckley hat er wieder hingekriegt und Dariusz
- die Bochumer Legende - wird wieder kommen. Die Leute, die
jetzt ein wenig fies auf Wosz, Dietz und Knüwe draufhauen
(nach einer Pflichtspielniederlage!!!) sind die typische
panische Bochumer Reaktion eines Teil des treuen Publikums,
dessen liebstes Hobby es zu sein scheint, die "nationale-VfL-Katastrophe"
und deutschen Kulturpessimismus an die Wand zu malen. Dietz
behält zurecht die Ruhe und hat, obwohl taktisch vielleicht
nicht so stark wie Klaus Toppmöller, genau wie einst
Hermann Gerland die Sprache der Spieler parat und
präsentiert sich menschlich und umsichtig. Er tönt nicht
groß, er arbeitet am Erfolg und auch er lernt als
verantwortlicher Cheftrainer. Der Ex-Europameister hat das
Vertrauen des Vorstandes. Jetzt baut er den
Ex-Unterhachinger Mathias Lust wieder ein, der 14 Monate
schwer krank war und Enatz hat auch im Wersestadion mal
wieder den Hitzkopf Joppe gebracht. Jeder kriegt bei
Bernhard seine Chance, Bemben darf sich in Ruhe entwickeln.
Dietz scheint richtigerweise auf die Ausbildung junger
deutscher Spieler zu stehen und dabei wirft er die
Mannschaft oft durcheinander, das bringt natürlich die
Notwendigkeit der taktischen Flexibilität und das muß das
Team z.T. noch lernen.
Es hakt oft die Denfensive und
Hashemian, Maric und der verletzte Graulund könnten ruhig
häufiger mal "bomben". Aber mit einem Heimsieg
gegen die tapferen "Babelzwerge" würde man sich
oben festsetzen.
Die Brandenburger sind sicher nicht so
leicht zu schlagen wie beim 1-6 vor einem Jahr [da traf
selbst Achim Weber mal], aber die Mannschaft muß zu Hause
endlich mal wieder zu null siegen. Gegen das gut gestartete
Andreev-Team mit seinem Klein-Spartak-Experiment sollte das
möglich sein, obwohl der kleine "SV Holywood 03"
mit dem MSV, Aachen und Union Berlin wurden Größen aus
dieser DSF-Liga besiegt. Chalaskeiwicz fällt aus, einige
sind länger verletzt [bei Bochum ist das nur Reis], aber
andere, meist Ex-Rostocker-Amateure, werden als
Aussenseiterkollektiv Delron, Vahid, Dariusz und und
Christiansen das Leben verdammt schwer machen. Ein knapper
Sieg (Tip 2-1) scheint machbar und man muß die vielleicht
12.000 (?) Bochumer für die letzten Heimspiele
entschädigen (1-1,2-1,3-3) und mal richtig klar siegen.
Es wäre ebenfalls schade, wenn RWE zeitgleich gegen
Osnabrück mehr Zuschauer hätte als der klassenhöhere
Nachbar aus Bochum, der ebenfalls die Klasse nach oben
wechseln will und muß. Das Publikum in Bochum scheint nur
die erste Liga zu akzeptieren und sehnt sich, bei allem
Respekt für die sympatischen Babelwinzlinge nach Duellen in
der Arena gegen Heulsusenmöller, nach dem Motzki-Sammer und
General Hitzfeld. Es muß nicht Championsleague oder
UEFA-Cup sein, aber erste Liga mit den vielen neuen Stadien
wär schon mächtig geil und viel netter als das
Wersestadion, das Karl-Liebknecht-Stadion oder das Stadion
an der Kreuzeiche. Bei allem Respekt vor dem gegner: Ich
spielte lieber gegen den HSV, VFB oder Gladbach.