Cheruskerbelächler

Eine gute Erinnerung ist oft mehr wert als die Realität des Augenblicks. Spiele gegen die Ostwestfalen gehören für Bochumer zu den Highlights, meist erlegte man "die leichten Bräute von der Alm", sogar im letzten Katastrophenjahr, war man mit 0-4 überaus erfolgreich auf den holden Höhen der Seidenstickerstadt. Und auch in der ersten und zweiten Liga bestritt man erfolgreich Spiele gegen die Arminen, man denke nur an "Gaukler, Gaukler, ole' ". Grossartig.

Die Realität ist eher so trist wie der kalte Regen des Novembers. Sechster, sechs Punkte Rückstand auf biedere Bielefelder unter dem Ex-Fürther, Ex-HSV'ler Möhlmann. Mainz als erster ist gar 12 Punkte enteilt, fast noch überzeugender als Nürnberg letztes Jahr, was ja in der Bundesliga wenig heisst. Die sechs Partien (vier Heimspieler) bis Weihnachten (mit dem ersten Spiel der Rückrunde) müssen quasi ohne Niederlage bestritten werden, wenn Dietz auch über Weihnachten und Neujahr ruhig schlafen können möchte. Im Umfeld wächst die Unzufriedenheit sowohl mit den dürftigen Leistungen des Aufstiegsaspiranten sowie der untermittelmässigen Punkteausbeute.

Bielefeld kennt diese Probleme gut, sie setzten Bochums altes Idol Herrmann Gerland vor die Tür und sorgten so für Ruhe im letzte Saison vergifteten ostwestfälischen Umfeld. Die Fans hassten sich kräftig und wollten sich z.T. ans Leder, wie das halt so ist, wenn die Erwartungen, Ansprüche und Leistungen der Mannschaft weit auseinanderklaffen. Auch Ex-Armine Thomas von Heesen hat in Saarbrücken "seine" Mission nur unzureichend erfüllt, die beklagenswerten Saarländer sind als selbsternannter Aufstiegskandidat Letzter hinter RWO und MSV und verloren in Bochum jüngst 3-2, sehr dumm gelaufen. Sollte der VfL am Samstag verlieren, werden auch rund ums Ruhrstadion viele murren, die ersten etwas lauter "Dietz raus" fordern. Und dann droht der NOVEMBERABEND in Duisburg. Das kann ja heiter werden. 

Es werden also ca. 3000 Bielefelder die 130 Kilometer in den geliebten POTT fahren und wie immer "ein furchtbares Gemetzel ankündigen", man gibt sich gerne martialisch jenseits des Hermannsdenkmals.

Aber die Spieler wie Borges, Dammeier, Dabrowski (brinkmann nehm ich mal aus) und dem Polen Wichniarek sowie Vata machen eigentlich einem kämpferischen, mannschaftlich geschlossenen VfL um Freier, Wosz, Graulund,Colding und Christiansen keine Angst, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Viele Spieler der Dietztruppe (die Abwehr kann nur dies!) scheinen im Gegensatz zu den Arminen vergessen haben, was kennen, rennen und grätschen bewirkt. Deutschland hat gegen die UKRAINE bewiesen, was Einstellung erreichen kann. Nichts Zauberhaftes, aber etwas Erfolgreiches. Die Einstellung muss stimmen...

Wir übergeben, Herr Dietz...

Tom, COMMANDO'93

Tip: 1-0 durch Ex-Adlerträger Dariusz Wosz

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