Nerztragende Penner
Wenn der VfL mal eine Sternstunde hatte
(z.B. Pokalfinale erreicht...), konnte man meist irgendwo in
der Presse den Spruch von der grauen Maus im Nerzmantel lesen.
Das sollte wohl beschreiben, dass unser von manchen als langweilig
empfundener Verein sich für kurze Zeit eine glamouröse Hülle
gibt. Dieses Bild passt in leicht abgewandelter Form auch auf
unseren nächsten Gegner aus Gelsenkirchen... man ersetze
"graue Maus" einfach durch "Penner".
Es hat sich ja einiges getan bei unseren
Nachbarn, das Parkstadion wurde durch eine Multifunktionshalle
ersetzt, die Mannschaft wurde und wird um einige
Leistungsträger von Werder Bremen ergänzt und nach
durchschnittlichen Jahren scheint es dieses Jahr zu klappen:
S04 ist schärfster Bayern-Jäger und darf von der Meisterschaft
träumen. Soviel zum neuen königsblauen Nerzmantel. Kommen wir
zum Penner. In ihrem neuen Reichtum kommen die Schalker in
etwa so sympathisch daher, wie Familie Flodder von nebenan,
die den Lotto-Jackpot geknackt hat. Geld ja, Stil nein. Teures
"Stadion", teure brasilianische Torjäger, klotzen, nicht
kleckern, was kostet die Welt? Natürlich alles mit
"kalkuliertem Risiko". Wenn nicht in Gelsenkirchen, wo dann
sollen die Bäumen in den Himmel wachsen? Ich wage einfach mal
die Prognose, dass der Spuk des Schalker megareichen
wir-kaufen-alles- Vereins genauso enden wird, wie die die Ära
der Dortmunder Finanzjongleure... vielleicht bringt es ein
paar Titel (ja, wir hätten auch gern einen), aber am Ende wird
den Fans ihre widerliche gegenwärtige Überheblichkeit im Halse
stecken bleiben, wenn die Scherben von Rudis
Selbstverwirklichungstrip zusammengefegt werden und das
klassische Schalker Chaos ausbricht.
Bis dahin ist es jedoch noch etwas hin
und für uns Bochumer richtet sich der Blick auf das anstehende
Revierderby. Die Vorzeichen sind klar, wir treffen mit unserer
alles andere als stabilen Mannschaft auf eine mit Stars
gespickte Truppe, die ganz klar der Favorit ist. Genauso klar
ist jedoch auch, dass uns alles andere als ein Sieg der
zweiten Liga ein Stück näher bringt. Wie das mit dem Sieg
bewerkstelligt werden soll, weiß ich nicht und unser Trainer
weiß es vermutlich auch nicht. Von einer konzeptgetragenen
Aufholjagd kann bislang wahrlich nicht die Rede sein. Der
Gipfel sind die mittlerweile zumindest teilweise eingestanden
Fehleinkäufe zur Winterpause. Hier hat sich (wieder mal)
gerächt, dass in den Strukturen des VfL die sportliche
Kompetenz ausschließlich in der Position des Trainers
verankert ist. Man kann einfach nur hoffen, dass die 11 Mann
auf dem Platz ihr Herz in die Hände nehmen, nach eventuellen
Rückschlägen nicht wie in Bremen oder Leverkusen
zusammenbrechen und das erste Mal in dieser Saison einen Sieg
einfahren, der nicht unbedingt eingeplant ist. Geht das
schief, können wir am Samstagabend ein Fernglas zur Hilfe
nehmen, um das rettende Ufer zu sehen, denn an einen Sieg der
0:7-Freiburger in Mainz ist wohl kaum zu glauben. Hoffnung
gibt, dass Derbys ihre eigenen Gesetze haben...hoffen wir das
Beste und treten am Samstag hochmotiviert an!
Olli K., Commando Bochum
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