Das Leiden des Heinzi
Karl-Heinz Wildmoser ist ein bayrischer Pfundskerl, ein Gönner
seiner Sechziger, ein Geldpatron Münchener Ausprägung, Mächtiger
Präsident,, ein Patriarch im positiven
Sinn, zumindest für manche Gute-alte-Zeit Nostalgiker und
Loyalisten. Er hat einen kleinen Sohn, den Heinz (40), der auch gerne so ein stolzes
Ur-Mannsbild
wie sein Vater wäre. Gesetzt, mit gezwirbelten bayrischem Bart,
Möchtegern-CSU-Kandidat in der Krachtledernden, auch mal wie
Stoiber mit Laptop im
Businessanzug oder immer unterwegs zwischen München und
Dresden, handelnd mit Immobilien, Frauen hier und da, dazischen
ein Bier am Starnberger See. So das Ideal.
Aber eins, vor allem eins, würde der Heinzi gerne sein, nicht
der Schatten seines Vaters. Seit Kafka wissen geplagte
Abiturienten wie so ein Übervater nervt, der sich in alles
einmischt, alles beurteilt, alles wissen will, alles kommentiert, kurz einem
die Luft zum Atmen nimmt, nie einen für sich seinen läßt, den
Mut nimmt. Schrecklich. Nun,
viele Therapeuten müssen sich das Geseiere dieser erdrückten
Geschöpfe anhören, wo starke Männer nicht mehr können. Auch
nicht schön.
Aber davon hätte man
sicher nicht in der Zeitung gelesen, die Therapiesitzungen der
Münchener Schikimis wären nicht wirklich interessant. Die
Korruptionsvorwürfe gegen die Wildmosers hingegen haben für
weltweites, zumindest aber für bundesdeutsches Aufsehen
gesorgt, die Ära der mächtigen, skurillen
Brathändelbäckermeister wurde von Grünwald nach Stadelheim verlegt. Karl
Heinz erklärte beim DSF-Stammtisch die ganze Sache zum
Mißverständnis - er würde seinem Sohn nix vorschreiben und er
persönlich wisse von nichts, 3 Millionen - wissen wir ja -
sind für solche Leute manchmal Peanuts. Da aber er nur Kaution
auf freiem Fuß war und sein Sohn als eigenständiges Wesen
nicht so wirklich glaubhaft schien, wurde er von den
Moderatoren des DSF-Stammtisches etwas ramponiert und
verarscht, das ist
der Karl-Heinz nicht gewohnt, der Heinzi hingegen schon eher.
Als dann Rudi Cerne aus Herne im aktuellen Sportstudio dem
Wildmoser wünschte, "ein Widersehen in Freiheit zu haben", war
klar, dieser Mann hat eine deutlich kleinere Krone als vorher.
Seine vielen Gegner im Verein frohlockten, doch er ekelte
Dieter Honeß als Neumanager wieder weg, Alpine zum Trotz, er schaffte es erneut einen
eigenen Zigarettenausdrücker in Amt und Würden zu drücken.
Sechzig als Kreisligaklitsche.
Falko Götz konnte das
nicht mehr erschüttern, er, der Lorantnachfolger, siegte nach vielen Niederlagen
endlich wieder in Frankfurt und trotz der Dauerkrise von Lauth,
Schroth und Weissenberger und den Turbulenzen um den
Stadionneubau hielt sich Sechzig aus dem Abstiegskampf bis auf
weiteres heraus. Zumindest fühlen das einige Sechzigfans so. Das kann Ostersamstag in Bochum enden. Der
VfL, mit zwei Niederlagen gegen Gelsenkirchen (Da wo Ailton
nicht wohnen will!) und Dortmund (Wo keiner Fußball spielen
will!), arg gerupft, muß endlich seine Spiel-, Psycho- und
Formkrise beenden. Und das gegen die 60ziger, die alles dürfen, nur
nicht weiter verlieren, denn sonst geht es Heinzi, dem
sensiblen Jungvater noch
schlechter in Stadelheim. und wer will das schon. Das Leiden
Christi zu Ostern reicht schon, wir wollen von Heinzis stillen
Leiden nichts mehr hören.
Es werden Sa so gegen 22.387 Leute
im Stadion sein, darunter 347 Sechziger (plus VILGI u. CO von
den Chaoten), die halt
Ostern nicht so gerne mit Frau und Kind im Stadtpark oder
englischen Garten Ostereier
suchen möchten, die jedoch vielleicht gerade das dem eigenen
Blutdruck zu liebe tun sollten. Es wird ein Krampfspiel
werden, vermutlich ein Unentschieden. Treffen Lauth (wie im
Hinspiel) und Fahne (per Kopf) und der Rest wird
Nichtverlierenwollen sein. Vermutlich. Man weiß et halt
nicht.
Oder haut Pedda hinter
verschlossen Türen auf den Putz? Schmeißt er Freier, Bönig,
Hasch und Stevic für ein Spiel raus und bringt Diabang, Edu,
Buckley und Tapalovic? Oder streichelt er die Psyche seiner
Möchtegernstars und lieben? Hängt er ein Bild von Oliseh in die Kabine
und sagt, wenn ihr nicht lieb seid, kommt der zurück? Muß
Kalla am Kopfballpendel üben oder Colding die Abseitsfalle?
Oder bleibt alles beim alten? Training as usual? Zweikämpfe
üben? Pressing praktizieren?
Eigentlich könnte man
sagen, steht der VfL optimal dar, wäre da nicht 6 Spiele, die
einfach nicht gut waren, vor allem hinten und im Mittelfeld. Also, das ist
vielleicht der Grund, Ostern doch das Haus zu verlassen, auch wenn
es regnet wie Sonntag in Dortmund. Und natürlich wegen der
Treue zum Verein.
Wobei die Untreue von
Heinzi kein Thema sein sollte. Wir wissen doch harte,
konservative Männer sind dann oft so schreckliche
Muttersöhnchen und so sensibel und der stolze Über-Vater ist doch
so krank.
Armer Heinzi. Armer
Karl-Heinz. Wir müssen Samstag einfach siegen, es gibt keine
Löwenhilfe.
In diesem Sinne ... Forever
Blau-Weiß unter dem Dreieck
Tom, COMMANDO'93
P.S.: Wer ist dieses COMMANDO-Mitglied
in frühen Tagen??? Ratet mal!
(Emails bitte an tom.macgregor@web.de)
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