Freiburg
ist nett, Siegen ist netter Eckhard
Henscheid ist deutscher Gegenwartslyriker und in dieser
Funktion hat er mal etwas weniger prosaisch versucht zu
beschreiben, wie man als Fußballfan den Lieblingsverein
wechselt. In dem Buch (roro, 1996) "Nach dem
Spiel ist vor dem Spiel" schrieb er den Artikel "Von
Frankfurt nach Freiburg" und er beschreibt dort, wie er
nach 42 Jahren vom Eintacht Frankfurt-Fan zum SC Freiburg
Anhänger mutiert, vom Main ins Breisgau wechselt.
Unvorstellbar, dieser Mann tut das Undenkbare: er beschreibt
die Todsünde eines Fans: Frustriert von dem lahmen
Eintracht-Adler der Gegenwart, in Gedanken bei der Eintracht
der 60ziger und 70ziger Jahre, Schwärmereien eines Buben, der
von seinem Verein fast wie von den Gladbacher Fohlen besessen
ist. Dann trennt er sich für immer. Er wechselt den Verein...
Mag sein, daß er am Samstag im Stadion
weilt, dort wo auch Günther Grass schon die Pfeife ansetzte,
in der "Uniwohlfühlstadt" Freiburg. Wie im
westfälischen Münster herrscht dort Dauerfriede, ein toller
bunter Weihnachtsmarkt und die Freundlichkeit der Menschen ist
groß. Die Fans sind immer noch relativ ruhig, die Stimmung
ist trotz des "Golfballattentats" auf Kahn
friedlich. Also, wer nicht nur in Bochum das neue Riesenrad
bestaunen möchte, wem der Münsteraner Send nicht reicht
(Grüße an alle Preußen!), der fahre ins Breisgau, genieße
das Weihnachtsflair, vielleicht den ersten Schnee. Im
Dreiländereck geht es aber vor allem um Punkte, um ganz ganz
wichtige Punkte.
Wenn Zumdicks Team nicht sechs Punkte
aus drei Punktspielen und den Sieg bei Union Berlin holt, um
unter die treuen leidenfähigen Fans unter dem Tannenbaum
träumen zu lassen, dann steht der Weihnachtsfrust ins Haus.
Nach sieben Spielen ohne Sieg wurde die Eintracht mit
Glück, Geschick und Kampf niedergerungen. Genau wie gegen WOB
und Unterhaching kein starker Gegner, die siegten alle gegen
VfL, mit Ausnahme von K'lautern, die und LEV kommen noch in
diesem Jahr. Der VfL Bochum muß endlich nachhaltig Bundesligatauglichkeit beweisen und zwar in mehr als drei
Spielen. Also am besten keines der vier ausstehenden
Pflichtspiele verlieren, sonst hat es wieder jeder
Verantwortliche schwer, seine "tollen" Leistungen
ins rechte Licht zu rücken. Der Kader ist zu groß, die
Mannschaft spielerisch nur manchmal Bundesliga, Stars gibt es
nicht. Es fehlen zwei Kracher, Reißer, die das
Team begeistern. Mag sein, daß Peschel und Reis wieder da
sind, Sesi fleißig kämpft, Ili phasenweise brilliert, Milli
gut steht, Freier gute Ansätze zeigt und van Duijnhoven alle
Kritiker überrascht hat. Für erste Liga ist das leider nicht
genug. Vor allem nicht auf Dauer. Daher jetzt sich erfolgreich
(!!!) durchschleppen, gut und teuer (!!!) auf dem Transfermarkt zuschnappen und dann
2001 erneut nach Berlin und die Klasse halten. Und ein Sieg bzw. ein
Punkt im Breisgau ist Pflicht. Denn verliert der VfL zwei
Spiele und fliegt in Berlin raus, ist jeder gute Ansatz weg,
die getrösteten Herzen werden dann nicht mehr vom heiligen NikoKlaus
getröstet werden können. Dann muß der arme Herr H. im
Büßergewand vor die Fan Clubs treten und wie immer um Ruhe betteln,
Zumdick muß hart an den vielen Schwächen arbeiten und der
große Werner trohnt über allem, auch über den vielen
ungelösten Problemen des neuen und alten Jahrtausends.
Siegen ist nicht nur sehr nett, es ist
sehr notwendig.
Das Alter des Teams hingegen ist
ziemlich egal: 23,8? Na, und...?
21 Punkte, nur das zählt...Brutaaal.
Tom, COMMANDO'93
(die Mini-Garde)
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