Das
Hinrunden-Fazit
Das Fußballjahr´98 ist zwar noch nicht ganz
abgeschlossen, mit dem heutigen Spieltag ging
abder die Rückrunde zu Ende. Die in der
nächsten Woche anstehenden Nachholspiele können
die Bochumer Situation nicht bedeutend
verändern, also ist es Zeit, ein Fazit zu
ziehen.
Zunächst zur sportlichen Entwicklung. Die
Hinrunde teilt sich augenfällig in drei Teile.
Alles begann mit einem völlig verunglückten
Start. Dieser war besonders bitter, da zu diesem
Zeitpunkt noch die "erste Garnitur" auf
dem Platz stand. Anschließend schoß sich eine
verletzungsbedingt gebildete Notmannschaft vom
letzten bis auf den 7.Platz. Absolute Highlights
waren dabei die Auswärtssiege in Dortmund und
Lautern. Doch dieses Hoch hielt nicht allzulange
an. Seit dem Sieg gegen Hertha wurde eigentlich
nur noch verloren. Seit sechs Spielen steht der
VfL ohne Sieg da. Verloren (oder nicht gewonnen)
wurde in der letzten Phase vor allem gegen
Mannschaften, gegen die man sich eigentlich etwas
ausrechnen kann. Stuttgart in der Krise,
Nürnberg mit Heimkomplex, Duisburg ist sowieso
schlecht, LEV lassen wir mal außen vor, in
Wolfsburg hatte Bochum eine Superbilanz, Rostock
wartete seit über zwei Monaten auf einen Sieg,
lediglich die gute Leistung gegen die Bayern
stach aus den grauen Darbietungen hervor. Nur die
ebenfalls miserablen Ergebnisse der Konkurrenz
verhinderten lange, das Bochum bis ganz nach
unten durchgereicht wurde. Natürlich gibt´s
für die jüngste Negativserie auch einige
Gründe, Verletzungen, rote Karte (heute noch
eine), vor allem im Abwehrbereich (Kracht,
Fahrenhorst, Waldoch, Stickroth, Dickhaut, lange
auch Reis) waren die Lücken einfach nicht mehr
zu stopfen. Folglich schlug es pro Spiel
mindestens zweimal in Gustl´s Kasten ein, wenn
man dann bedenkt, daß die Bochumer
Offensiv-Abteilung selten zwei, niemals aber mehr
Tore zustande bringt, dann sind Niederlagen und
Unentschieden vorprogrammiert. Die Spieler, die
noch eingesetzt werden konnten, gaben meist ihr
bestes, gegen Ende waren bei den jungen Leuten
Teils nicht mehr genug Kraft da, gerade gegen die
Gegner dagegenzuhalten, die Fußball in erster
Linie kämpfen (FCN, MSV, HRO). Gegen die
spielenden Bayern sah´s schon besser aus. Das
die Personalnot nun aber schon seit drei Monaten
anhält, muß noch andere Ursachen haben als
Pech. Sicher muß mal das Training und die
medizinische Abteilung auf den Prüfstand, vor
allem muß aber wieder Kritik an der
Personalpolitik von Vorstand und Manager geübt
werden. Im Sommer haben viele Spieler den Verein
verlassen, der Kader hatte sowohl an Qualität
als auch an Quantität verloren. Die
Neuverpflichtungen konnten dies nicht
ausgleichen, dazu waren Kuntz und Gaudino zu
verletzungsanfällig und Toplak und Petrovic
einfach nicht gut genug. Die nachgeholten Dzafic
und Drincic brachten auch keine entscheidende
Besserung. Das diese Saison überhaupt etwas
ging, ist den Spielern aus Bernhard Dietz´
"Blue-White Army" zu verdanken, die
sich, um´s mit Toppis Worten auszudrücken,
"erstaunlich schnell freischwammen".
Das dies jedoch keine Dauerlösung ist, zeigten
die letzten Wochen. Nun, im ersten Spiel der
Rückrunde geht´s nach Freiburg, eine spielende
Mannschaft, das gibt zumindest etwas Hoffnung.
Fanmäßig war die Hinrunde ebenfalls
durchwachsen. Die Heimatmosphäre im Ruhrstadion
ist nach wie vor verbesserungswürdig, auch wenn
das ganz große Schweigen nicht mehr vorherrscht.
Gerade im Block A zeigte der Pfeil in den letzten
Wochen wieder nach oben, auch die Ostkurve hat
sich etwas berappelt. Pyrotechnische Einlagen
(sehr gelungen in Dortmund und bei 1860) haben
sich bei Bochum-Spielen leider für´s erste
erledigt, seit die darauf spezialisierte Gruppe
Druck vom Verein und der Polizei bekommen hat, es
wurde sogar ein Stadionverbot ausgesprochen.
Bedauerlich ist vor allen Dingen, daß Teile der
VfL-Fanszene sich an der Verfolgung der so
verbrecherischen Pyrotechniker beteiligten,
angeblich wurden Leute verpfiffen, auf der tollen
Fanrat-Sitzung beschwerten sich irgendwelche
Leute darüber, ihren neuen Trikots seien dreckig
geworden, hach, wie furchtbar. Groteske Formen
nimmt auch die Verfolgung der Freunde von Rauch
und Feuer durch die Polizei an. So konnte man
beim Auswärtsspiel in Wolfsburg beobachten, wie
sich ein in Bochum bekannter Zivilpolizist 3m
neben die für Pyro-Action in Frage kommende
Gruppe stellte und die ganze Zeit beobachtete,
was die Leute machen. Man muß sich vor Augen
halten, der Mann bekommt dafür Geld und es geht
nicht um die Verfolgung von Gewalttätern o.ä.,
sondern von Jugendlichen, die ein paar
Feuerwerkskörper abbrennen wollen. In Zeiten, in
denen Ausschreitungen bei Bundesligaspielen bis
auf wenige Ausnahmen nicht mehr vorkommen muß
die Frage erlaubt sein, ob nicht besser wäre,
wenn die Polizei ihre Kräfte effektiver an
anderer Stelle einsetzt, anstatt sie mit der
Verfolgung von Lappalien zu beschäftigen.
Alles in allem eine durchwachsene Hinrunde,
die Begeisterungstürme, noch
Katastrophenstimmung aufkommen läßt. Anfang
Februar´99 gibt selbstverständlich den Ausblick
auf die Rückrunde.
Olli K., Commando Bochum
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