Der neue Jahreskicker ist erschienen, ein untrügliches Zeichen dafür, daß sich die fußballfreie Zeit dem Ende zuneigt. Alles beginnt sich Gedanken zu machen über die neue Spielzeit, da wollen wir uns nicht lumpen lassen. Und hier ist sie, die ultimative

Commando-Vorschau auf die Saison 98/99

In sportlicher Hinsicht können wir Bochumer der neuen Saison allenfalls mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Ob die Verpflichtungen ausreichen, um das offizielle (einstelliger Tabellenplatz) und das inoffizielle Saisonziel (Klassenerhalt) zu erreichen, wird die Zukunft zeigen. Meinungen zur Vereinspolitik sind hier schon seit längerem veröffentlicht, das alles möchte ich jetzt hier nicht wiederholen.

Sportlich herrscht also das "Prinzip Hoffnung", dasselbe kann man auch bezüglich der Stimmung im Ruhrstadion be- haupten, die in der letzten Saison oftmals sehr bescheiden war. Damit meine ich nicht nur die Ostkurve, sondern auch unseren Block A, von dem mit Sicherheit auch schon mal mehr ausgegangen ist als letzte Saison. Über die Gründe für die Stille kann man nur spekulieren. Tatsache ist, daß wir von jedem einigermaßen vernünftigen Auswärtsblock vergeführt worden sind und das darf nicht sein. Was für eine Stimmung das Bochumer Publikum erzeugen kann haben wir doch bei den UEFA-Cup-Spielen gesehen. Ich verstehe nicht, warum das bei Heimsiegen gegen Dortmund oder Schalke nicht zumindest annähernd so abgeht. Auch die "Auswärtsleistung" der Bochumer Fans ist durchaus verbesserungswürdig. Zahlenmäßig ist meistens alles o.k., aber es sollten sich vielleicht mal etwas mehr Leute dazu durchringen, einen Block zu bilden und dann auch mal einheitlich zu singen und anzufeuern. Als Negativbeispiel der letzten Saison ist hier der Auftritt in DO anzusehen. 5000 Bochumer waren da, aber der wirkliche Fan-Block bestand nur aus höchstens 200 Leuten. Unverständlich. Aber gegen Ende der Saison, in Bremen, gab es ja durchaus Anzeichen einer Besserung.

Keine guten Zeichen kommen dafür von unserem Bundesinnenminister Kanther. Der reagierte auf die Vorfälle von Lens mit einem "Anti-Hooligan-Aktionspaket". Dieses besteht offenbar hauptsächlich in einer Anweisung an die Polizei, sofort alles niederzuknüppeln. Dieses "Konzept" stößt sogar in Kreisen der Polizei auf Unverständnis, vor allem vor dem Hintergrund, daß es in den letzten Jahren bei Spielen der ersten Liga doch deutlich ruhiger geworden ist. Der Grund für den wilden Aktionismus des Innenministers ist mit Sicherheit wahltaktischer Natur. Mit diesem "Law and order"-Gehabe wird versucht, die bürgerlichen Kreise zu bedienen, die jetzt durch die reißerische Berichterstattung offenbar den Eindruck gewonnen haben, die Hooligans seien das allerernsthafteste Problem unserer Gesellschaft. Dabei geht völlig unter, daß die wenigsten der aufgeschreckten Bürger irgendwann persönlich mit Hooliganismus in Kontakt gekommen sind. Bei Licht betrachtet ist das Hooliganproblem für die Lebensrealität der meisten Wähler total unwichtig. Aber das Wiederaufflammen der Diskussion um Fußballrandale scheint der Politik gerade recht zu sein, um von den wirklichen Problemen unserer Gesellschaft abzulenken.

Nun gut, aber was bedeutet das ganze Geschrei für uns Fans? Im besten Fall bedeutet es nichts. Sollten sich jedoch die Kantherschen Knüppeltaktiker gegen die besonneneren Kreise in der Polizei durchsetzen, dann können wir uns alle warm anziehen. Denn die Führung will dann sicherlich schnell Ergebnisse sehen und Ergebnisse heißen Festnahmen, Platzverweise, Anzeigen und Stadionverbote. Mangels tatsächlicher Ausschreitungen werden dann solche Verbrechen geahndet wie beim Torjubel Bierbecher werfen, den Gegener anpöbeln, an Büsche pissen, Gröhlen und Besoffensein. Vermutlich schreitet die Ordnungsmacht schon dann ein, wenn eine größere Gruppe mit Bomberjacken in der Innenstadt rumhängt. Dies ist sowieso noch ein spezielles Problem der Ultra-Szene, weite Teile der Polizei haben mit Sicherheit große Probleme, Ultras und Hooligans auseinanderzuhalten. Nun, in Kleidung und Verhalten gibt es sicher Gemeinsamkeiten, der große Unterschied ist eben nur, daß die Ultra-Szene nicht gewaltbereit ist. Ich kann nicht für andere Städte sprechen, aber in Bochum ist es so, daß trotz einzeln bestehenden persönlichen Kontakten zwischen Ultras und Hools beide Gruppierungen klar voneinander zu trennen sind. Also, es bleibt nur zu hoffen, daß uns der Kanthersche Wahlkampfknüppel nicht demnächst die Schädel spaltet.

Durch diese ganzen Dinge sollte man sich aber nicht die Vorfreunde nehmen lassen, daß es bald wieder losgeht. Sportlich gesehen meint es der Terminplan zunächst gut mit uns. Einem unspektakulären Start gegen SCF, HSV und Werder folgen dann wahrliche Hammerwochen, in denen wir nacheinander unsere "Special-Friends" aus DO, GE und den FCK versenken werden. Im weiteren Verlauf trifft man dann fast ausschließlich auf alte Bekannte, zu denen auch die weiteren Aufsteiger aus Nürnberg und Frankfurt gehören.

Der Höhepunkt der Saison ist dann, wie immer, das Auswärtsspiel in Duisburg am 14.11., zu dem wir, wie immer, mit der superschnellen S-Bahn anreisen. Nach einem kurzen Fußweg (25 min) betreten wir dann eine der schönsten und modernsten Arenen Europas, in der wir sofort von der fanatischen Stimmung in beiden Blöcken überwältigt werden. Bei bestem Novemberwetter erleben wir dann ein rassiges Revierderby, das wir mit 6:5 gewinnen. Alle Bochumer hoffen schon, daß der VfL im DFB-Pokal nochmal nach Duisburg muß.

So, zum Abschluß einer Vorschau muß man immer tippen. Was die Meisterschaft angeht, lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und wage den Exoten-Tip Bayern. Absteigen werden Nürnberg, Wolfsburg und der HSV. Der VfL landet nach knallhartem Abstiegskampf dank der fanatischen Unterstützung durch seine Fans auf Platz 11. Außerdem gewinnen wir den DFB-Pokal.

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