Don Quichotte

Es gibt eine altbekannte Sache, die sie besonders im kleinen Bochum (Kleinbonum?) lieben: die Sache mit dem Menschen, der, ganz per Du und doch unerreicht, alles tut, um völlig frei von irgendwelchem banalen Selbstzweck, nur seine (fast unbezahlte) Arbeit erledigt und damit dem Selbstsüchtigen zeigt, dass nur die Pflichterfüllung und die Ehre zählt und alles sonst ein Streben des schwachen Menschen das Verlangen nach dem bösen Schein oder eitler Selbstdarstellung ist. 

Das hat beim VfL eine lange Tradition und schon unter OTTO W. (ungleich Walkes) mussten alle Vereinsangehörige durch dieses pseudoreligiöse Stahlbad gehen und fühlten sich danach besser, fast gereinigt vom wirren Wirken der menschlichen Gier (Buddhismus?). Das führte zwar weder zur Auferstehung des heiligen Geistes, noch zum Erleuchten oder Erreichen des Nirwanas, höchstens zum Klassenerhalt, doch gilt es seitdem als Dogma, dass der Mensch (ja und das ist auch der Profifussballer von heute) "edel sei, hilfreich und gut" (der gute Goethe, ne?). Nun, man forschte manch vielen Fehlgriffen in der sportlichen Leitung (OhneSieg, Middentorp, Schafstall) im Reich der Elben und anderen Heiligen und fand IHN:  Enatz, der Malocher, der Kämpfer, der Bescheidene, der fast ein direkter Nachfahre von Franz von Assisi ist,  wurde Trainer im brutalen Geschäft "bezahlter und verkaufter Fussball" ohne zu wissen (und doch zu ahnen), welch Martyrium ihn erwartete. Nur Geld, Interessen einzelner Gruppen, Seilschaften, Berater, verwöhnte Profis, Medien, ungeduldige Fans....

Eine Söldnertruppe, manchmal kopflos, oft bocklos, sollte er zum Pfad der Tugend führen, der gemeine Pöbel wollte gar Siege in Folge in Liga ZWO, welch Idiotie!!! Er allein wusste, das kann nicht gut gehen. Doch er schwieg. Er lies sich lieber ans Kreuz von/der Unwissenden nageln, als zu sagen, was nur er sah: das Fussballhimmelreich und einen Rouven Schröder, der Fussballspielen konnte. Und die johlende Meute verstand nichts und brüllte, "Wir wollen Euch kämpfen sehen", er aber sah, was keiner sah, den roten, unsichtbaren Faden seiner armen (weil im Mediengewitter verirrten) Schäflein. Ein verlorener Sohn Delron, der nicht verstehen wollte, was ER ihm zu sagen hatte oder ein Darek, der obschon katholisch, auch mal den leiben Herrgott einen guten Mann sein lässt. Seine ungeschickte Herde der Halbbegabten  trabte ziellos daher, dass das gemeine Volk in Scharen davonlief, doch der Hirte blieb ruhig, denn er wusste: Es wird der Tag kommen, da stehen wir über Schalke. Leider wussten die Einfältigen zu berichten, dass es Leute gab, die sich lieber der Unzucht hingaben, als solcherlei Pein öffentlich zu betrachten. Aber er bleib standhaft und wies dann jede Schuld von sich. "Nein, er wolle sich seinen guten Ruf nicht kaputtmachen lassen von so schnöseligen Pseudofussaballern". Seine Spieler hingegen lieben gedankenlos teure Mode (Gürtel), Aktien, schnelle Wagen und die Frauen. Redete er vom Himmelreich, so schickten sie durchtriebene SMS ("Ich mach Dich, curva!") und er war betrübt, aber nie mutlos. Dann kam ein anderer Mann mit grosser schwarzer Kutsche, nennen wir ihn A., und wollte wissen, was denn mit dem sofortigen Wiederaufstieg sei, doch Bernhard winkte ab, konnte sein erhebendes Projekt durch solcherlei einfache Schlagworte eingegrenzt werden??? Wohl kaum....Und der Herr sprach... 

Das Volk, nur Brot und Spiele gewohnt, und so schrecklich erfolgsverwöhnt, blieb fern und die Leute um den Hirten begannen zu klagen, denn sie hatten Weib und Kind zu ernähren, doch er und nur er, wusste den Weg zur Glückseligkeit im Fussball des Reviers. Als dann A. wiederkam und wissen wollte, was die Weisen aus dem Morgenland erzählt hatten, sprach der Pater B.. aus Borkum-Hövel. "Drum sehet, Ihr Blinden, nagel ich einen Geldschein an den Pfosten, wollt Ihr ihn treffen, doch was ist sonst, hat nicht der Herr Euch aufgenommen, als es Euch schlecht ging???" Aber die südafrikanischen und anderen grdankenlosen Schafe verloren weiter oder sie siegten zumindest nicht und der tapfere Schäfer war immer betrübter, bis er das Handtuch warf, er hatte keine Lust mehr zu leiden für andere Unvollkommene. 

Dann sagte er noch, er sei an der Habgier anderer gescheitert, doch voller Selbstgerechtigkeit trat er ab, um alle Fehlerhaften zu beschämen. Ist das nicht auch ein wenig eitel, die ganze sportliche Schuld von sich zu weisen und immer die allgemeine Moral in den Mittelpunkt zu stellen, während andere Trainer eher auf die fehlenden Punkte angesprochen werden oder auf fehlenden Erfolg oder auf falsche Personalentscheidungen. Doch er (und sein Erscheinungsbild) verbat(en) sich sowas, weil er ja einer scheinbar besseren Generation angehörte. Das ist zwar Nonsense, das attestierte ihm auch Generationsgenosse Toppi, aber es hört sich gut an oder liest sich nett wie geschen in einem Sportbildinterview, wo man die Einstellung der Spieler pauschal abbürstet. Und Vergangenheit verklärt sich ja immer....Und der Malocher liest immer wieder gerne, dass seine geliebten Kicker zu verwöhnt sind, wohl wissend dass die Kicker des Gegners noch verwöhnter sind und dass sie trotzdem siegen. Dass weder 1978 oder 1982 die Hochzeiten des deutschen Fussballs waren, scheinen Klopper wie Dietz oder Vogts ebenso zu vergessen wie ihre eigene biedere Spielweise. Kampf ja, nie Eleganz und so sieht dann auch ihre Arbeit als Trainer aus. Gebetsmühlenartig werden Phrasen wiederholt, die Schuld in kleinen Päckchen verteilt und am Ende zieht man sich in den Schmollwinkel zurück. Ist es nicht einfach so, dass beide vor allem an den sportlichen Aufgaben scheiterten und nie wirklich grosse Erfolge als Trainer hatten. Also, da wird man sich leichter tun bei Neururer, über ihn zu sagen, "er hatte zu wenig Erfolg, deshalb musste er gehen". So wie damals Dietz nach Middendorp wirkte, wirkt nun Neururer nach Dietz. 

Eins stimmt, die Spieler sind nicht gerade eine Ansammlung von netten Leuten. Aber dafür werden sie ja nicht bezahlt. Noch einen Wunsch in die Nachweihnachtszeit: Weniger sollten sie beim Fussballverein VfL Bochum über Moral, Zeitgeist oder die charakterliche Eignung von Leuten reden, sondern lieber über den Weg zum sportlichen Erfolg, denn haben viele Fans schon für immer aus den Augen verloren.

Frohe Feiertage und auf ein fussballerisch besseres 2002.

"Er verzichtete auf viel Geld, denn er weiss: Das letzte Hemd hat keine Taschen."

Tom, COMMANDO'93

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