Herbstdepressionen

Manche Menschen rollen sich, sobald die kalte Zeit kommt, ein, werden melancholisch, trinken Tee, drehen die Heizung hoch und blicken im Regen nach draussen und zweifeln an so manchem, was ihnen vor kurzem noch klar schien. 

Im angelsächsischen Raum feiert man nach altem heidnischen Brauch Halloween und tanzt um den orangenen Kürbis.

In Bochum tanzt schon lange keiner mehr um das goldene Kalb. Man bleibt eher ganz zu Hause.

Zweifeln tut ein Mann nicht oder selten, der nach 'Onkel' Ottokar sich vor grob einem Jahrzehnt aufmachte, um dem VfL erfolgreiche, dauerhafte, auch sympathische und schlicht bessere (wenig provinzielle) Strukturen zu geben. Er liebt 'seinen' Verein. Nun, seinen Verein, seine Stadt und sein Land zu lieben ist sicher nichts Schlechtes, aber man hüte sich ganz doll vor Leuten, die dies viel zuviel tun, denn sie hinterlassen meist nur Enttäuschung, Leid und manchmal gar Trümmer sowie zerstörte Illusionen. Und einem haben sie vor allem geschadet: ihrer ureigenen Sache, die sie nie verraten wollten und die sie doch so liebten. Oder um es in den Worten einer Frau zu sagen, man muß loslassen können, auch wenn es schwerfällt. 'Er' kann das bekanntlich nicht. Dafür lassen ihn viele, die dereinst mit ihm kämpften (sie glaubten es wäre mit ihnen, aber er benutzte sie), alleine und noch mehr interessiert der ganze Verein garnicht mehr so richtig. Motivation und Leidenschaft VfL auf Sparflamme. Das brachte ihm seit neustem den Titel 'Alleinegoer' - der der am liebsten alleine entscheidet - ein.

Alle Jahre wieder war mal wieder JHV, einst eine Abnickerveranstaltung älterer Herren an der viele (vom COMMANDO nur einer dabei!) nicht teilnehmen durften (oder wollten?), weil sie ja bekanntlichermassen enge Freunde und Bewunderer von Nero, Hitler, Stalin, Idi Amin oder Sadam Hussein sind sowie Osama ("Oso") dutzen und immer gut sind für - sagen wir mal - echt dumme Sprüche, Provokationen und hirnlosen Quatsch. Das weiss man zu verhindern, einige Mitglieder des COMMANDO-Bochum wollten, aber durften keine  Vereinsmitglieder werden und so entging man vermutlich einer Katastrophe, sechs oder zehn Gegenstimmen gegen den Präsi und das wäre das Scheitern der Satzungsänderung geworden. Gott  berwahre, er will doch nur Macht abgeben. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Mea Culpa, mea maxima Culpa. Ich war nicht da und bin kein Mitglied,hab gearbeitet.

Nein, mal im Ernst, vermutlich hätten wir COMMANDANTEN effendilike gefailt und wären irgenwie nicht pünktlich zur JHV gekommen (ja, ja der Auspuff, Eisen neigt zur Oxidation) und alles wäre so gekommen, wie es ja auch gelaufen ist und anschliessend hätten der Snake, Bo-Showman, der Castroper, MaD,Nörgler, Besserwisser, ich und Günna Pohl Bier getrunken (über alte Zeiten und Spiele geredet) und uns alle furchtbar lieb gehabt (alles Misverständnisse ausgeräumt) und der alte Präsi wird dann, wie er es auch plant (???), das neue, bezahlte Vorstandsmitglied werden. Und wir hätten es wortreich beklagt, Artikel im Internet geschrieben, über Chianti, Marx geplaudert, aber leider hat eine starke höhere Macht die fast sichere Palast-Revolution verhindert oder einfach unsere Doofheit oder Faulheit oder der fehlende Mut oder, noch schlimmer, der vermeintliche Mangel an Alternativen zu IHM.

Das überraschende an dieser putzigen Form der Bevormundung ist das sie mit immer wechselnden Leuten funktioniert, die Leute sind austauschbar das System bleibt. Alte Weggefährten, einst stramm königstreu, werden für den Mann, der die Macht mindestens so liebt wie andere nur ihre Frau, die CD-Sammlung und den Wagen vor dem Eigenheim, oft zum Problem.  Dann wird mal schnell zurückgekeift, siehe 'Ata' Lameck, Wolle-der-Seitenvollschreiber und jetzt gar unser Günna. 

Alti scheint nicht besonders sentimental zu sein, wenn es darum geht, Macht zu teilen und abzugeben. Wer ihm querkommt, nicht vorher zu Telefon greift, um ihn anrufen,um Einverständnis zu buhlen, der ist halt selbst schuld, ein Chaot, ein Gescheiterter, ein Ex-Loyalist und wird notfalls aus dem Verein ausgeschlossen oder man erfindet irgendwelche Stories, um ihn zu diskredierten oder lästert etwas über die Person ab,die noch vor kurzem half das Systemzu stützen. Das System "Multi" funktioniert unter dem extremen Biegen rechtlicher Möglichkeiten und starren Hierarchien, dem unmündigmachen der Vereinsmitglieder und der Fans, alles im Schoss des rex ultimus Bochuminensis fussballicus,der selten tätschelt, aber gerne grummelt.   

Und dann kommt die große Abrechnung (okay, wir haben [da sagt er Gott-weiss-warum nicht ICH] 13 Millionen Verbindlichkeiten!!!) trotz eines wie immer ausgewiesenen kleinen Jahresgewinnes und am Ende bleibt er, fast wie seit Jahren, gewohnt starrköpfig und kritikabpralllend gibt Achim-the-intrigant-Weber, der lieben Katze, dem harten Rolle, den Medien und der schlechten Stimmung der Fans die Schuld an einem  weiteren Abstieg unter seiner nicht unerheblichen Egidie. In diesem Moment, da kommt der kleine Trick, ist nicht er- NEIN, sondern alle ausser ihm, verantwortlich dafür, doch wenn eine Entscheidung getroffen werden muss, ist er natürlich die ERSTE Adresse. Das nenne ich mal die Quadratur des Kreises, zumindest was die ihr zugrunde liegende Logik angeht. 

Die neue Satzung wird ER (vielleicht sagt er wie Napoleon oder Cäsar schon WIR vor dem Spigel, wobei er da aus anderen Gründen mehr Recht hat, als er denkt) - und das kritisiert seit etwa drei Monaten 'komischerweise' auch "Uns Günna" -  mal wieder so dehnen, wie ihm das genehm ist und aktuell in den Kram passt. Wie nennt man sowas eigentlich?  

Schwer zu sagen, ich nenne das mal ein grosses Kind, das von seinem Spielzeug nicht lassen kann. Alleinegoer halt...

Tom, COMMANDO'93

("All animals are equal. But some animals are more equal than others." George Orwell, 'Animal farm')

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