Neoliberal

Ulli Hoeneß ist für manche ein Prophet. Für manche ein Arschloch, das aber meistens recht hat, für den Kicker der beste Manager der Liga. Am Wochenende meldete sich der Ligavordenker wieder laut zu Wort. "...dann schaffen wir die Nationalmannschaft halt ab". Hoeneß vermutet hinter der Forderung nach Ausländerbegrenzung in "deutsch befreiten" Fußballteams (nur noch 2-6 Deutsche pro BL-Team) "Sozialismus".

"Mit steigendem Gewinn wird Kapital dreist", Karl Marx aus Trier.

Er, der Ulmer Wurstfabrikant, ist nicht  nur einfach ein " Patriarch der sozialen Markwirtschaft" wie ein Klaus Steilmann, der das aussichtslose Projekt WATTENSCHEID gerne beatmet, ER ist die moderne, globale Ausprägung des Neoliberalismus. Haben Topkapitalisten früher gerne "national gedacht" (und damit gut verdient wie die Kruppfamilie aus Essen zeigte oder auch der Herr Ford aus Detroit) und waren zumeist Industriekapitäne der Schwerindustrie (Stahl, Kohle, Werften) , so ist deren Epoche im Zeitalter der Globalisierung nicht vorbei, aber gewandelt, besser verkleidet, unauffälliger. Des Kaisers neue Kleider sind europäisch, marktorientiert, global, gelackt, sexy, effektiv und "demokratisch". 

Bayern München ist DIE Bundesliga für Hoeneß, er beansprucht mit Herrn Rummenige 51% der Aktien des Ganzen Zirkus für sich und sein Projekt FCB. So gibt sich der Herr Aufsichtsratvorsitzende H. privat gerne bescheiden. Laptop, BMW und Handy fürs Volk, Profite  und echten Besitz für die neuen globalen Herren mit transnationalen Verdienst und Wohnsitz in Monacco. Dann gibt Bayern-Trikots in Asien. Graf Rotz (oder Koks wie Herr Daum) ist er, Herr H. nicht, sondern eher ein solider, nichtschwuler Westerwelle des Fußballs. Nicht so protzig wie ManU, nicht so schillern wie Real. Man kann auch Neokonservativer den CSD akzeptieren, solange verdient wird, auch wenn es "warmes Geld" ist . Geld bleibt Geld. Alles soll frei und liberal sein; vor allem der Kapitalfluß überall auf dieser Welt. Steuern zahlt nur noch die puertoricanische Reinigungskraft, die das Büro des Herrn H. putzt. Das ist ja auch sehr tolerant, früher haben nur deutsche Frauen geputzt, heute akzeptiert man auch andere Völker, sind vor allem billiger und meckern weniger. Ganz ohne Tarif oder Rechte. Das ist wohl, was "global gedacht" wirklich meint, oder?

Wenn eigentlich erzkonservative Menschen (das ist nicht wirklich modern, daher muß der Wolf "viel Kreide fressen") wie er, Wildmoser und Blatter, die früher auch mal Pinochet oder Tito gut fanden, plötzlich offen und neodemokratisch sind und als "coole" Aufsichtsratvorsitzenden mit Millionengehältern braven deutschen (daher altmodischen) Arbeitern erklären, dass man "global denken müsse" und sie ihren Job leider verlieren, dann wird man etwas verwirrt zurückgelassen. Auch in Schalke hat das letzte Bergwerk geschlossen und die Knappenkarte als Plastikgeld ist die letzte Remineszenz an ein versunkenes Zeitalter des sozialen Ausgleichs. Man kann ja in China für 45 Cent Fußballschuhe und Bälle nähen, 12 Stunden ohne Pause, ohne Arbeitsschutz und ohne die lästigen Umweltschutzbestimmungen im Rücken. Freiheit heißt frei zu sein von den Fesseln der sozialen Gerechtigkeit und der Moral. Werdet Ich-AGs, ihr faulen Schweine, dann versteht ihr auch die Leute wie Amoroso und Mpenza besser, die nur ans "ich und heute denken" und denen VereinsTREUE in jeder Sprache total fremd ist.

So was ist professionell und global eh. Alles was nicht Profit gibt ist schon tot. Vielleicht sollten sich deutsche Spieler Schuhcreme ins Gesicht schmieren, dann beißen die Spielervermittler besser an. 

Global Players, geführt von volkstümlichen Westerwelles, die früher auch mal in einer anderen Generation sehr national gewandelt waren, so wie der coole NIKE-Chef, erklären plötzlich dem eigenen Industriearbeiter, "Sorry, 63-11, du bist uns zu teuer, zu faul, zu unflexibel, zu störrisch. Du willst Sonntags freihaben. Das war gestern!". Lern sieben Sprachen und geh Dich fortbilden - auf Kosten unseres bankrotten Staates, der Rest interessiert uns nicht. Deshalb näht Nike, unser cooler Ausrüster, lieber in Südostasien 12-14 Stunden am Tag als in den geliebten USA, God's own Country, damit die asiatischen Frauen nicht umkippen, kriegen sie Vitaminspritzen (Spiegelbericht vor einigen Wochen). Früher führte man "Kriege gegen das böse Rote", heute läßt man nähen. Das würden solchen Leute als Vorstandsvorsitzende gerne einem BWL-Fußball-Publikum im Stadion als gezielte Frauenförderung verkaufen, sonst müßten die doch glatt als Prostituierte arbeiten. Und dazu gibt es Cheerleader, schön amerikanisches Kino. Danke, NIKE.

Ich kaufe alles von Dir.

Also, "Amerikaner, sind eh zu faul zum Schuhe nähen".

Und deutsche Spieler zu unbeholfen, zu verwöhnt, zu teuer, zu schlecht, also holen wir uns Spieler aus MALI und Japan. Das ist global gedacht. Und gut für's Portemonnaie. Nur für das eigene versteht sich.

Hoeneß, der das Musterland Bayern und die CSU (christlich soziale Union von einst) liebt, droht gerne mal nach Italien zu gehen (Produktionsstandortverlagerung analog Erpressung von Subventionen, siehe Infineon, Abwanderung in die reiche und steuerfreie Schweiz), keine (deutschen) Spieler mehr für die Nationalmannschaft abzustellen oder gar die Nationalmannschaft der europäischen Idee unterzuordnen  -  für die Vereinigten Staaten von Europa. Wieder eine tolle Vision (der Börse?), für Leute wie ihn allerdings vor allem eines - eine Möglichkeit Kapital zu vermehren und grenzenlos viel zu verdienen. Alles andere ist eh nur Neid oder Kommunismus (so sieht Querdenker Kahn Gehaltsgrenzen im Fußball, die sogar in den USA praktiziert werden).   Da findet man sich unverhofft gemeinsam wieder mit dem alten Straßenkämpfer a la Joschka Fischer.

Man lebt jeder für sich gut im Wohlstand der entsolidariserten Zweidrittelgesellschaft, interessiert sich für Fussek der Bayern, Bayer und des BVB ohne krasse Leute (Randgruppen), mit Kinderkrabbelgruppe, Mc Donalds, dauerndem Profit und wenn der abebbt, wird entlassen bis die Schwarte kracht. Das heißt regional freigesetzt.

Und die Profis von Dortmunds Aktienverein, sollen auf einen Teil der Gehälter verzichten. Das Volk applaudiert. Gibt es doch noch das Gute unter all den Dagoberts? Entlassen wird wohl eher der Fußvolk von Borussia. Oder werden Bosse gefeuert, nein, die werden abgefunden. Siehe Esser.

Und dann gibt es ja noch die Vision Chelski des Herrn Abramovic. Das will Herr H. nicht, er ist die solide Variante.

Das Publikum ist irgendwie überall sowieso zu provinziell, zu teuer, zu faul. Man sollte es austauschen gegen den neuen Fan, 100% ultrafrei, pflegeleicht, Dauerkarteninhaber, der dann das Match auf Premiere guckt.

Da wetterte ulli H. plötzlich gegen die Ultras der Bayern (Club 12), es gab Hausverbote für Fans und Ulli war plötzlich Antifaschist. Er wollte vor den Nazis von Lazio warnen. Hui. Das ist ein Ding und hätte Bert Brecht sicher mehr begeistert und erstaunt als die alte preußische DDR. Der moderne Kapitalist denkt nicht mehr nationalistisch, unterstützt Postfaschisten, weil global ist der Profit einfach noch größer (und modern gewandelt).

Wow, Menschen wie B. Gates und und im kleinen F. Beckenbauer sind jetzt oder in Zukunft reicher als ganze Staaten und Fußball dient als weltweites Beruhigungsmittel für die entrechteten Massen.

Aber wie sagte Michael Moore, in der amerikanischen Verfassung steht nichts von Aktien. Wieso muß alles dem Profit untergeordnet werde? Ist das ein Naturgesetz. Es scheint so, auch im Fussball.

 Davon stand nichts in der französischen Verfassung. Komisch. Was ist also europäisch ATTAC, Zidane oder Hoeneß?

In den USA, dem großen Land der Freiheit, Gleichheit und Demokratie, gehören einem Prozent der Bevölkerung 40 % des Besitzes!!! Das schwebt Ulli H. wohl für die DFL vor, Bayern kauft die BL, die DFL und nebenbei die altmodische Nationalmannschaft (mit dann 9 schwarzen Deutschen wie die "Eqiupe Trikolore") und bestimmt alles, verdient das meiste und der Rest wird als Mildtätigkeit verteilt an Pleiteclubs mit Punk-/Prollcharme wie St. Pauli, Offenbach und Union Berlin. Eine kleine Spende für die armen Massen, bleibt schön brav. Und Dortmund darf Konkurrent bleiben. Vorerst. Bayern würde den auch Kredit zur Verfügung stellen, um rechtzeitig die besten Brasilianer zu behalten. Man muß den unterlegenenen Konkurrenten ja zumindest als Namen erhalten so wie einst bei AEG. Konkursmasse.

Der Rassismus in Frankreich (laut Straftatenbericht 1999) war übrigens nie so groß wie nach dem Gewinn der WM durch die Schwarz-Braunen- Blauen. Irgendwie scheint der dumme Pöbel, das Volk, nicht so schnell zu lernen wie die Neoliberalen möchten. Lernt neu. Aktien, Rendite, Kurse und ihre Gesetze. Da hilft auch kein Englisch in der Grundschule. Versteht ihr nicht, Geld=Gut=Götze. To have and to have not. He has.

Hoeneß hat und fordert mehr, als bayrischer Begriff  für "global gedacht". Laptop, Lederhose und FCB. Export von Marken. Es gibt dann irgendwann keine Arbeitslosigkeit mehr (zumindest hat jeder einen- drei Mc Jobs), Sozialempfänger dürfen die Arenen umsonst saubermachen und die Macher sitzten weltgewandt in V.I.P. - Logen - und lassen sich vom Volk als Propheten und Gönner feiern. Panem et circenses im 21. Jahrhundert. G7, G8, G14 oder G-X. Die modernen Macher teilen die Welt wieder auf, wie damals Spanien und Portugal im 15. Jahrhundert, diesmal quer durch die Völker nach arm und reich, ganze Kontinente sind im Auf- und Abschwung. Nur Afrika bleibt arm. Egal, es gibt gute Fußballer dort. Siehe Sammy Kuffor, die kann man dann a la AJAX mit 14 draften.

Ein Herr Altegoer kann ebenso Staffage für Fernsehgelderverteilung bilden, wie die Gewerkschaften in Zukunft jede Entlassung und Werkschließung beklatschen sollen.

Hurra, wir sind in einer globalisierten Welt so frei und dürfen einen deutschen Topverein bejubeln - den FC International Bayern München e.V.

Und dann darf auch ein Rudi Völler mal den altmodischen gute deutsche Fußballschule versprechen. Nostalgie verkauft sich ja auch gut. In Addidas, Nike, Umbro oder Puma.

Pekunia non olet.

Ultras am Zaum. Zu wenig global gedacht. Was ist schon ein Sieg wert, ist eine Niederlage nicht auch ein Sieg?

Tom, COMMANDO'93

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