Mal wieder Trainerwechsel

In der nun gut drei Jahre anhaltenden Dauerkrise gab's Anfang dieser Woche mal wieder einen Trainerwechsel. Der "heilige Bernhard", von einigen zum tugendhaften Wächter erdiger Fussballwerte hochstilisiert, verlies den Verein. Er zeigte sich unzufrieden mit der heutigen Spielergeneration, die alles sei nicht mehr seine Welt, er kehre nun dem Profifussball den Rücken... blablabla.... man mag es nicht mehr hören.

Im Blätterwald  und den einschlägigen Internetforen hiess es laut "Respekt, Herr Dietz!". Ich sage auch "Respekt, Herr Dietz!", allerdings nicht als Verneigung vor einer die Vergangenheit über die Maßen verglorifizierenden Einstellung, sondern zum klaren Bekenntnis zum eigenen Scheitern und dem Ziehen der erforderlichen Konsequenz. Denn Dietz ist als VfL-Profi-Trainer gescheitert, dies ist klar ablesbar an bestenfalls mittelmässigen Vorstellungen einer Mannschaft, die trotz aller Unzulänglichkeiten das "Potenzial" haben müsste, bolzende Abstiegskandidaten wie Oberhausen, Mannheim und Saarbrücken zu Hause zu beherrschen. Was beim VfL schief läuft ist von aussen eh nur schwer zu sagen, allerdings finde ich die Dietzschen Äusserungen über die "heutige Generation" ziemlich schwach. Denn ich bin der Meinung, dass die Defizite vor allem in den Heimspielen noch nicht mal so sehr in Lustlosigkeit oder mangelnder Kampfkraft zu finden waren, sondern eher in falschen Aufstellungen, nicht erkennbaren taktischen Konzepten und nicht nachvollziehbaren Auswechslungen. Dietz sollte in der Rückschau auf seine kurze Zeit als Profitrainer vielleicht auch mal darüber nachdenken, ob es nicht auch seine altbackenen Methoden und Ansichten waren, die ihn haben scheitern lassen. Und wenn er einmal ins Grübeln kommen sollte, dann kann er auch nochmal über seine supermegaglorreiche Spielergeneration nachdenken und dabei neben den sicher vorhandenen guten Seiten nicht den Bundesligaskandal Anfang der 70er, die Schmach von Cordoba 1978, die mit Bierdosen nach Journalisten werfenden deutschen Spieler bei der WM1982 (und den abgekarteten 1:0 Sieg gegen Österreich) und das jämmerliche Ausscheiden in Frankreich 1984 vergessen. Da dürfte die "Hauptsache wir hatten einen Ball"-Romantik schnell zumindest etwas eintrüben.... Was soll's, Dietz geht dem Vernehmen nach in Rente, und das ist wohl für ihn und den VfL das beste.

Richten wir den Blick nach vorn. Der neue Trainer heisst Peter Neururer, sein Vertrag läuft zunächst bis  zum Ende der Saison, verlängert sich jedoch im Fall des Aufstiegs. Eine Verpflichtung, die ich in der aktuellen Situation begrüsse. Denn endlich gibt's es mal keine "interne Lösung", die mit Zumdick und Dietz (Übergangslösung Schafstall nehme ich hier mal bewusst aus) deutlich in die Hose gegangen sind, sondern ein neues Gesicht von aussen, somit vielleicht auch mal neue Sichtweisen und Ideen. Neururer ist ein Profi, der häufig frischen Wind in kriselnde Vereine gebracht hat und genau das kann der VfL gebrauchen. In den für die Welt "da draussen" wenig repräsentativen Internetforen, sorgte die Nachricht von Neururers Verpflichtung für ein gemischtes Echo, das von Zustimmung bis Ablehnung reichte. Als Grund für die Ablehnung wurde u.a. Neururers kurze Verweildauer bei seinen bisherigen Vereinen gebracht, was man als Negativargument gelten lassen muss. Wenn da aber Neururer als "Prolet" bezeichnet wird oder ihm gar sein Ruhrpott-Slang vorgeworfen wird, dann sollten sich die Kritiker mal fragen, ob Fussball überhaupt der richtige Sport und der VfL der richtige Verein für sie ist. Ich vermute, dass sich diese Leute einen Trainer mit dem romantischen Alt-68er-Charme eines Finke oder eines Lienen gewünscht haben, sicher beide gute Trainer, aber zur Zeit eben nicht verfügbar und für die Bochumer Mannschaft meinem Gefühl nach auch nicht die richtigen.

Wer oder was das richtige für diese Mannschaft ist, ist allerdings auch sehr schwer zu beantworten. Präsident und Manager hin, Trainer her... so langsam sollte die Mannschaft auch mal daran denken, dass sie schon seit langem in der Pflicht steht. Mir ist es egal, wer wann in der Disco rumhängt oder nach Berlin fährt (zum Einkaufen...), nicht egal ist mir jedoch, wenn mein Wochenende mit einer grausamen Heim-Vorstellung getrübt wird. Ich gehe davon aus, das der VfL unter Neururer wieder mit takischem Konzept und einigermassen nachvollziehbarer Aufstellung aufläuft. Da sollten dann auch dänische Torschützenkönige, zurückgekehrte Idole und südafrikanische Nationalspieler zeigen, was sie können... 

 Olli K., Commando Bochum

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