Forever young
Die Ereignisse der letzten Tage geben Anlass
dazu, 15 - 20 Jahre in der Zeit zurück zu gehen. Wir befinden
uns in den 80er Jahren, seit über einem Jahrzehnt spielt der
VfL Bochum ununterbrochen in der Bundesliga, hat sich im
mittleren Drittel der Tabelle etabliert. Die oft nicht sehr
zahlreichen Zuschauer im neuen Ruhrstadion (Fassungsvermögen:
42000) tragen Vokuhila, Adidas "Allround",
Edwin-Jeans, Vanilia-Hosen und Blousons. Die Eintrittkarten sind
auf rauher Pappe gedruckt, kosten für Jugendliche irgendwas um
5,- DM. An der Getränke-Bude gibt es Stern-Pils und Cola, dazu
Bratwurst. Die Stadion-Musik kommt von Power, gespielt wird
"Forever young" von Alphaville. Der Zaun steht noch
nicht nah an den Stufen der Ostkurve, man kann auf einer Ebene
mit dem Rasen stehen, den Rasen riechen und der Mannschaft beim
warm machen zusehen. Man erkennt die Spieler auch von weitem,
und sei es nur an ihren Bewegungen, denn viele der Profis auf
dem Platz spielen schon seit Jahren für Bochum. Oswald, Knüwe,
Gerland, Woelk, Lameck, Patzke, Bast, Nehl, Kempe, Zumdick,
Tenhagen, Abel, Schreier, Kuntz, Leifeld ... es gibt zwar selten
Fussballfeinkost, jedoch sieht man immer Kampfbereitschaft, an
guten Tagen auch spielerische Elemente und vorn jede Menge
Torgefahr. Und wenn Leifeld nach einem Treffer auf den Zaun der
Ostkurve springt, dann feiert er mit den Fans und es gibt keine
gelbe Karte. Titel gibt es zwar nicht zu feiern, ausser einige
"inoffizielle B1-Meisterschaften", wenn man die
Fahlstuhlmannschaft Schalke und den Abstiegskandidaten Dortmund
mal wieder hinter sich gelassen hat. Wir Bochumer werden zwar
manchmal als graue Maus verspottet, was aber keinen wirklich
juckt. Denn unsere Kämpfer auf dem Rasen werden es schon allen
zeigen... wir und absteigen? Niemals, das könnt ihr vergessen!
Das ist das VfL-Feeling, das ist die Identifikation!
Rolf
Schafstall war damals einige Jahre Teil dieses VfL Bochum, er
hat diese Zeit mitgeprägt, und dafür schätze ich ihn
irgendwie. Ihn als Alkoholiker zu beschimpfen oder ihm
irgendwelche Anti-Ossi-Sprüche vorzuhalten, halte ich für
scheinheilig und blödsinnig. Dieser Mann ist mehr Bochumer, als
diese ganze miserable Legionärstruppe zusammen. An seinen Namen
und an sein Gesicht erinnern wir uns hier noch 10 Jahre nach
seinem letzten Kurzauftritt 1991. Typen wie den
südafrikanischen Superstar haben wir hoffentlich bald
vergessen.
Vom sportlichen Aspekt her ist es
egal, wer diesen Sauhaufen trainiert, der Abstieg steht zu 99,9
% fest. Gönnen wir unseren Helden doch ruhig einen
Schnupperkurs "VfL der 80er". Vielleicht hat
Schafstall ja noch ein paar alte Videos über körperlichen
Einsatz und Kampfbereitschaft. Und wenn er den Klassenerhalt
wirklich schaffen sollte, dann bekommt er ein Denkmal!
Olli K., Commando Bochum