Overkill

Wenn ein Mensch einen anderen Menschen umbringt und ihn dabei nicht “nur” tötet, sondern ihn mit z.B. 37 Messerstichen in einem krankhaften Wahn umbringt, dann nennt die Polizei das einen “Overkill”. irgendwann habe ich in den Achtzigern auch mal eine gleichnamige Heavy Metal Band gehört, die dann die Zeche Bochum rockte. Lang isst es her, fast so wie der letzte Sieg des VfL beim VfB.

Der VfL Bochum startete gestern in Stuttgart in seine 3. Erstligasaison und unterliegt eher noch zu niedrig 5-0. Das war ein Overkill am Bochumer Fanherzen, ein Massakker in zwei Akten.

Wenn man Selbstvertrauen hat, dann macht Hofmann freistehend das 0-1. Aber hätte das gestern geholfen? Bochum spielte in Blau, aber zum Auftritt hätten eher die mausgrauen Trikots gehört.

Weiß bekam nach der Großchance vom formschwachen Ziehspieler immer mehr Auftrieb. Und die Chancen der Stuttgarter vor 54.000 häuften sich und dann machte Guirassy es besser als Hofmann. Das 1-0 stellte die Weichen der Schwaben auf Sieg und der VfB-Express überrollte Bochum in der 1. Halbzeit. Riemann als bester Bochumer verhinderte in der 1. Halbzeit mehrfach das 2-0. Zagadou machte es nach einer Ecke und Bochums neuformierte Dreikette wirkte wie oft in der Vorbereitung und in Bielefeld unsortiert. Klar, die Spieler Witten, (Passlack und) Bernado sind ganz neu, aber warum spielen sie dann sofort?

Letsch trägt für die gestrige Niederlage einen sehr hohen Anteil, genau wie am Nichtabstieg zuvor. Bei allem Respekt vor unseren Stuttgarter Kumpels (Anger, Coach usw.), zumindest in der Halbzeit hätte beim VfL was passieren müssen! Aber es passierte zu wenig aus Bochumer Sicht, die 2000 Mitgereisten ahnten Böses, es sollte böse werden.Es wurde ein Overkill an Bochum.

Es passierte auch noch was auf dem Platz, Sebastian Hoeneß Team zerlegte systematisch überforderte Westfalen - mehr als im April. Es war schwül im Stadion, 30 Grad warm und nur Bochum “schien zu schwitzen” wegen sich selbst - und deS GegnerS. Stuttgart gewann ohne Erkenntnisse der eigenen Schwächen verdient 5-0.

Der VfB machte das durch Silas 3-0 und es war 17.00 Uhr; man konnte gehen: ich verließ wie beim 7-0 der Bayern vorzeitig das Stadion! Diese persönliche Flucht vor der Wirklichkeit nutze mir nichts, ich stand später in einer Vollsperrung auf der 81, weil ein Wohnmobil den Acker geküsst hatte. So ging es auch dem VfL auf dem Rasen. Den Boden kräftig küssen.

Das 4-0 und 5-0 der Stuttgarter fiel noch durch Silas und Guirassy: sogar Stoplervogel Zagadou traf gegen uns: und der VfL wirkte auf alle, die das Spiel sahen, wie ein überforderter Absteige 2024. Und so stiege Bochum nun ab vor der EM im eigenen Land. Man muss nach dem Spiel nicht alles, aber einiges in Frage stellen:

1.) Kann Bochum das (Hybrid-) System des 3-5-2-1//…… weiter versuchen, wenn es brutal scheitert?
2.) Erneut wurde eine Vorbereitung vertan und der Start ist nach zwei verdienten Auswärtsniederlagen fast schon so im Sand, dass man kaum auf eine Wiederauferstehung gegen Dortmund hoffen kann?
3.) das alte Mittelfeld um Lossilla, Stöger und Co hat keine kreativen Ideen, was kann man da tun?
4.) Vorne ist Hofmann - bei allem Bemühen - als Ziehspieler zZ überfordert und Asano (falsche Posi!) und Broschi ebenfalls als Alternativen, was ist zu tun?
5.) Die “neuen” müssen (besser als im Vorjahr!) integriert werden und mit dem “alten” Kader ein 4-6-3-0-Gefühl erarbeiten, klappt das zum dritten mal ?
6.) Ist der clevere Letsch flexibel genug den für das neue System zusammengestellten Kader auch mit den vorhandenen Spielern umzusetzen und das im laufenden Betrieb? Oder bleibt er systemstur?
7.) Können die VfL-Fans, trotz eines abzusehenden erneuten Fehlstarts die Stimmung hoch halten, damit zusammen das erneute Wunder Klassenerhalt gelingt?
8.) Werden Kwarteng, Bero und Daschner richtig fit und im positiven Sinne eingesetzt?
9.) Verlieren Medien, Fans und der Verein die Nerven, wenn man noch 3-4 verlöre?
10.) Wie kommt Scheiße aufs Dach?

Die 2000 Bochumer sahen ein agierte Stuttgarter Mannschaft, von der sich ein paar verunsicherte Bochumer Einzelspieler abschlachten ließen, ohne Mut, Selbstvertrauen und gestern auch ohne den letzten Einsatz, den dieser Verein dringend braucht. Man wird sorry sagen und versuchen gegen den BVB ein anderes Gesicht zeigen, sonst droht ein oder mehrere 0-5, auch im heimischen Wohnzimmer.

Letsch hat nun eine Operation ohne Narkose vor sich: es wurde Zeit vertan, Spieler für das neue System geholt und für Bochumer Verhältnisse auch Geld investiert.

Während die Stuttgarter Endo (liv) und Mavropanos (ham) oder gar Guirassy verkaufen können, wirkt Bochum trotz guter Zukäufe ratlos, auf der Alm und in der MHP-Arena.

Anstatt Aufbruchstimmung vermitteln die Westfalen Angst vor einem möglichen Abstieg und dann einem Absturz wie Bielefeld, den erlebt habt.

Es kommt noch auf Letsch, Fabian und Letal an. Die Aufgabe und der Weg wird nicht leicht.

“Das ist der Weg, wir werden ihn gehen!”. Ich hoffe es, aber ich habe Zweifel.

Das schlimmste gestern war für mich, dass ich garnicht geschockt war, sondern das erwartet habe. Ich habe nach der Vorbereitung nur nicht erwartet, dass die Niederlage beimVfB so deutlich wird. 3 Torschüsse sind bei den Bayern ok, in Leipzig oder beim BVB, aber nicht im Schwabenländle, sorry das war ein Overkill gegen uns.

Tom;CB’93

P.S.: Gruß an Manu, Schrenk und Co

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