Unabsteigbar 2.0.
19. Januar 2025Der VfL Bochum von 1848 strickt nach dem 3-3 gegen den Championsleagueteilnehmer aus Leipzig an seinem eigenen neuen Mythos: Unabsteigbar 2.0.: Am Ende erwischt es doch “drei andere” als uns, egal wie doof das vorher alles ausgesehen hat.
Das 3-3 bei eisigen Temperaturen im Ruhrstadion war ein Superlativ in Vielerlei Hinsicht: Die Gästekurve war leerer als sonst, es war kälter als sonst, die Sachsen begannen mit einem guten Vortrag in Forechecking/Pressing - und Bochum hatte kollektiv nach dem 0-1 totale Orientierungslosigkeit auf dem Feld in Blau: Dabei war Hecking mutig, ließ seinen Traumtorschützen von Pauli - Hofmann - draußen und Bro spielte von Anfang an. De Wit hatte auch nicht jeder auf dem Zettel und der Dieter sollte wie gegen Pauli goldrichtig liegen. Aber erst nach 35 Minuten.
Leipzigs 0-1 sah kurios aus, da konnte Drewes nichts machen. Darauf hatte Rose gesetzt, die Hölle, den Schmelztiegel Ruhrstadion, “einfrieren zu lassen” und das 0-2 war schlicht Abseits. Aber in Köln konnte man die “Kalibrierlinie nicht ziehen” und das Leipziger Tor zählte zu unrecht. Da kann man diskutieren, hätte ein super Patti an einem Supertag den mit besseren Stellungsspiel den haben können? Aber umgekehrt, nichts ist überflüssiger (und auch naheliegender!) als eine Torwartdiskussion an dieser Stelle in Bochum! Klar, der Ex-Kölner Timo Horn könnte man reintun, um mit Riemann kein Politikum zu schaffen. Aber so oder so, gegen RBL wäre ein Rückstand gekommen, weil die auch ohne zwei Stürmer einen gepflegten Fußball spielen. Dazu ein schlechter Schiri, der das abseits beim 0-2 sowenig sah - wie ein Handspiel.
Aber so oder so, auch wenn Drewes und Ordets einen besseren Tag gehabt hätten, die Roten Bullen in Bochum hätten geführt, weil sie in der 1. Halbzeit besser waren als der VfL, nur eben nicht 0-3. Aber das war der Spielstand nach einer halben Stunde.
Nach 11 schwachen Minuten stand es 0-3 und man konnte aufs Klo gehen, Bier oder Wurst holen oder was - da kommst nicht mehr hinter gegen ein Topteam aus der C - RBLs.
Jetzt muss man konstatieren, der Wechsel und Holtmann für Passlack in der Halbzeit und eine gute Traineransprache, sorgten für einen Umschwung. Rose hatte davor gewarnt, aber das Ruhrstadion wurde dann eben schnell laut. Holtmann schnappt sich einen Ball, den Boadu Klasse zum 1-3 verwandelt. Bochum brauchte 13 Minuten zum ersten Hattrick seit 1986 oder 1987? Das 2-3 - wieder durch Boadu - sollte Kiel, Pauli und Heidenheim zeigen, Bochum lebt und kann sich erneut auf der Zielgeraden retten, wie in den bedien Jahren zuvor, der Unabsteigbarmythos lebt wieder an der Castroper Straße 145.
Den Elfer zum 3-3 verwandelte Boadu souverän, Leipzigs Keeper ohne Chance. Nun war alles drin, allerdings hatte Leipzig 5-6 dicke Chancen zum 3-4 und Bochum zwei Dicke zum 4-3. Einmal eine Ecke an die Latte , einmal einen Kopfball, das war Bochums Siegchance zum 4-3.
Die eigentliche Show war wie oft die Stimmung der VfL-Fans im Vonovia-Ruhrstadion. Das 3-3 ließ die alte Kiste beben - und wie alle (!) Bochumer Spieler kämpften, ließ einem als VfL-Fan das Herz aufgehen. Das waren Momente der Emotionen.
Man muss keinen hervorheben, aber für mich war es das beste Spiel von Bro und Tim, Ibrahima fand ich 1+ an diesem kalten Tag. Das 4-3 war möglich, aber GERADE dieses 3-3 ist ein mächtiges Signal an die Konkurrenz aus Hamburg, Heidenheim, Berlin und Kiel, am ENDE steht der “unzerstörbare” VfL vor euch. Ätsch! Und das wären vermutlich 12 Punkte am 1. Spieltag der Rückrunde.
Daher ist es auch zweitrangig, an der Stelle, ob Drewes oder Horn spielen oder Boadu Hofmann verdrängt, am Ende zählt das von Hecking gestählte BO-Kollektiv, der Mythos “Ruhrstadion”, die Unabsteigbaren und “unabsteigbar 2.0.”. Das ist natürlich auch Glaube vor Verstand, aber bei Spielern muss ja auch der Glaube durch den neuen Trainer wiedergekommen sein. Nur so geht es. Das war historisch an diesem Samstag, wir könne auch ein 0-3 im selben Spiel egalisieren, diese Energie müssen wir auch in MG nutzen, die brutal unter Druck stehen.
Rational fehlt uns ein guter 10er (wie Stöger einer war), die Ruhe auch mal unter Druck zehn Stationen den Ball rotieren zu lassen. Aber wir sind besser als Kiel, Pauli, Union und FCH, wenn wir uns geben (vor allem zu Hause) wie gestern: unbeugsam, “das Dach fliegt weg” und das VfL-Team hetzt den Gast - und siegt. Am Ende könnte Bochum wirklich 16. oder 15. werden, wenn wir FANS wie eine Wand hinter dem Heckingteam stehen und diese unnötigen Threads aufmachen, die die Einheit zum Klassenerhalt gefährden. Dann gehe ich beten in der VfL-Kirche am Stadtpark.
Jetzt müssen wir nur auch mal auswärts was reißen.
Tom, CB’93
P.S.: Gruß an Jan und den englischen VBlogger, an Ömpes und Matthäus