Ey, du hast ja mal was an!

Wenn man nach dem Spie in die Bochumer-Ritterburg gehtl, will man entweder ein schnelles Pils à la Fiäsch, ein fluffiges Mettbrötchen mit einem Kaffee, eine braune, krosse Friko, sich sinnlos nach ‘ner 0-4 Niederlage besaufen, die Sky-BL-Konferenz auf großer Leinwand gucken, mit Schnitzel-Pommes oder sinnlose Gespräche mit Betrunkenen führen, oder einen verwirrten Dortmunder (mit Schal neben den Jungs von Semper Fidelis) beleidigen: Wir taten alle diese Sachen zusammen nach dem Spiel am Samstag vor unserer famosen Weihnachtsfeier im YAMAS! Und es hat funktioniert (einige waren sogar im famosen Dorfbrunnen oder am Südtiroler mit dem fliegenden Weihnachtsmann).
Ich kam am trotzigen Ritter und SM-Bondage-Koch vorbei, ging nach links zur Leinwand und begrüßte einen Kornharpener Hudlum und er meint zu mir glatt: “Ey, du hast ja mal was an!”. Was solche verstrahlten Botschaften in einem nach herben Heimpleiten anrichten können, hängt auch von der Moritz-Fiege-Skala ab. Die war bei mir so mittel und ich fragte mich, wie oft ich in den letzten dreißig Jahren nackt im Stadion war: zero times? Wer weiß: Ja, ziemlich spießig, ob die 1000 Unioner Gästefans auf der West als ehemalige Ostler auch auf die DDR-Freikörper-Kultur standen/stehen, lässt sich nach Gestern nicht mehr so genau ermitteln, aber schon, dass sie das 0-4 ihrer Köpenicker Schlosserjungs sehr glücklich gemacht haben muss. Hier keine Ausreden im Dortmund-Stil: Der Schiri war Gestern schlecht. Aber nein, daran hat’s sicher genauso wenig gelegen wie am Nieselregen.
Nach 5 von 6 Spielen in Serie, die das Neuhausteam verloren hatte, sollte die Stunde des FC Union Berlin in Bochum von der ersten Minute an schlagen, wobei die erste kurze, zaghafte Anfangsoffensive in Blau ausgeklammert werden sollte - vor den 12.200 Livezeugen (plus die 1000 Berliner).
Denn die Körpersprache der Blauen verriet von Anfang an, hier wollen nur (!) die roten Unioner gewinnen, Bochums “Booster Bomber” mutierten eher unter Valium 90 als unter dem Einfluss eines Energydrinks zu harmlosen Konfettiwerfern und Statisten.
Ich weiß nicht, was Neururer seinem Kollegen (in Form von dessen Spion) beim Abschlusstraining vorgespielt hat, aber es muss so schlecht gewesen sein, dass die Berliner B-Mannschaft sich anna Castroper sehr viel traute. Nicht nur Pferzel, Köhler und Kopplin, Terrode, Quiring oder Matuschka wirbelten nach Belieben, nein, ihre Körperspannung signalisierte Bereitschaft, Kampf und Willen. Dazu kommt, dass das Gegenpressing des VfL und das Kontern gestern null funktionierte und Freier, Fabian, Sukuta-Pasu gestern Totalausfälle waren.
Berlin, auch technisch klar stärker, zeigte, warum es Geheimfavorit bleibt und wie der FCK, Sechzig und Fürth Köln verfolgt und wir z.Z. Abstiegskandidat sind.
Bei 0-1 konnte man schon vorher sehen, da hat Luthe gleich keine Chance, weil seine Vorderleute derbe pennten. Der Berliner kann sich noch den Ball umlegen, der Bochumer Verteidiger megahölzern: zack, 0-1, das Netz wackelte. Das 0-2 verhinderte noch das Aluminium und es fiel dann doch: ein verdientes 0-2 zum Pausentee, da nützen auch die 7 Fahnen in Block A nix (Kompliment an Kai und sein Freundin für deren Idealismus und Fanarbeit, Choreos und Lametta).
Bochum als Opfer, Heimspiel Nummer Drei würde nicht gewonnen werden, d.h., 2010-2013 gewinnt Bochum in der Regel kein Heimspiel und das ist kein Zufall, auch nicht, dass 14.000 im Regen ins heimische Ruhrstadion wollen: Zivile Preise, nette Leute, ne gute Wurst plus Fiege, das reicht nicht wenn die Leistung so ist wie gestern. Volker aus dem A-Block meinte gestern, schreib einfach nur das Wort SCH…….. das reicht heute als Text. Nicht unwahr…..
Bochum spielte weiter unterirdisch, d.h. ohne Torchchance bis zur 50. Minute, das 0-3 war symptomatisch. Maltritz, noch einer der besten (Sukuta-Pasu war schon runter) gestern, hat zwei Gegenspieler bei einer Hereingabe, er zögert, muss dazwischen bleiben - und bähm…..der Ball fliegt über ihn und per Kopf zum 0-3 durch den Bocholter Terodde. Das 0-4 war, glaub ich, ein Benny-Köhler-Freistoß. Tja, es kam dicke vor dem 3. Advent für die Castroper. Benny im A-Block setzte mit seiner schicken Brille den Ernest-und-Young-Blick auf, doch was Schlaues fiel zu dem peinlichen Debakel auch mir nicht ein. Es war hilflos und peinlich was Bochum spielte, bei dieser 4. Heimniederlage, diesmal fehlten nicht nur Spielwitz, Torgefahr und Technik, diesmal fehlte auch der Willen der Stammspieler oder sie waren merkwürdig blockiert. Da müssen Neurer und Hochstädter überlegen,warum die Basics fehlten.
Auf dem Weihnachtsmarkt, am Südtiroler, im Dorfbrunnen, in der Ritterburg (Zacher und Hufeisen hatten geschlossene Gesellschaft!) sowie im Franz Ferdinand (gute ERDBEERtörtchen….) bereitete sich das Commando auf die Weihnachtsfeier vor. Das Yamas bietete diesmal den Ort, an dem Milch und Honig, Knoblauchpaste, Gambas und Rotwein sowie Ouzo fließen. Nicht das Ruhrstadion, wo es nicht mal “Risotto Bottrop” gab, sondern schimmliges Brot.
Eigentlich eine Frechheit, was das Team des VfL den treuen Fans anbot, die auch noch trotzig weiterfeierten, während Bochum in der Tabelle nach unten rutscht.
Das Weihnachtsgeschenk gibt’s in Dresden, für die, die nicht artig waren….
Prost….

Tom (der der auch mal nackt ins Stadion geht?), CB-Weihnachtsfeier ‘93

P.S.: Gastrotip: Gebackener Schafskäse im Sesammantel und eine Schlafmaske im Ruhrstadion

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