It’s going by the book

Für den typischen VfL-Pessimisten war das Gefühl nach dem unglücklichen 0-1 gegen den alten Rivalen aus Bielefeld wie - „ich habe es doch immer kommen sehen“. Für die VfL-„Apo-„oposition aus einem Schauspieler, einem Jesus, einem Fotografen und einem Sozialisten light ist es eine Bestätigung, dass beim VfL „der Fisch vom Kopf her stinkt und der Moder von den Bossen nun ganz unten angekommen ist“ – sie werden sagen, CH und der Villis müssen nun endlich weg. Für Ultras ist es ein weiterer Beleg, dass seit dem „Pro zur Ausgliederung“, der ganze verkaufte Verein den Bach runtergeht und ihr Schweigen viel zu milde ist. Und für Fachleute vom Kicker, hat man auch gestern - wie gegen MSV - wieder gesehen, wie zu wenige Chancen kreieren in Tormähe und mangelnde Überzeugung vor dem Tor zu einer echten Torkrise wird und am Ende Abstiegskampf. Und für alle anderen durchgenässten Fans und Zuschauer war es gestern ein Abend, um in Angst und Panik zu verfallen, außer man kam aus einer Stadt, die es ja angeblich nicht gibt.
Bochum begann noch dosierter als gegen Duisburg, wo man 15 Minuten Strohfeuer ohne Tor beendete. Diesmal begann man vorsichtiger, um nicht in einen Konter zu laufen und die neuentschuldeten Ostwestfalen waren auch begrenzt in ihrem spielerischen Potential. Trotzdem war der Unterschied zwischen einem Team, was im Juli mal aufsteigen wollte und einem, das für unten vorgesehen war, nicht da. Der Trainer, jetzt fast vier Monate im Amt, lässt wenig Begeisterung erkennen und vermittelt auch überschaubaren Schaum. Dass nach dem schwierigen Freak Verbeek, der „VordieMannschaftsteller“-Atalan nicht erfolgreich war oder sein konnte, ist klar. Dass Rasiejewski irgendwas anderes ist, als ein Platzhalter, wie ein Term in Mathe, zeigte er noch nicht.
Er forderte zurecht nach der Duisburgschlappe eine Verbindung zwischen Fans und Spielern, aber sein Team zeigte von der 20 - 45 Minute auch nicht die Überzeugung, unbedingt gewinnen zu wollen. Es gibt logischerweise Verunsicherung, es gibt Angst allüberall und wie immer unten- Pech.
Das 1-0 durch Kruse war wohl knapp kein Abseits und wie Wurtz Dingen gegen Duisburg hätte eine Führung geholfen. Die 11.000 Bochumer halfen ihrem Team, aber 2000 Bielefelder waren lauter. Ja und klar, hier hätte der Support der Ultras geholfen, noch etwas besser zu supporten.
Aber entscheidend ist das nicht. Denn weil Bochum mit 0-0 in die Pause ging, wäre anders als beim 0-2 in der Vorwoche was drin gewesen. Aber man muss ein Tor machen. Jens brachte Hinterseer (Gündüz schrieb was auf Facebook zu seiner Kadernichtberücksichtigung), Leitsch und Sam. Der war gestern mit Stöger bester Bochumer, aber nicht alles, was der Trainer tat, war nachvollziehbar, aber es war auch nicht alles Unfug. Aber reicht das alles, um gegen Dresden den Umschwung zu bringen und Darmstadt zu hause zu besiegen?
Es ist alles sehr eng beieinander, das gilt noch immer. Aber die Stimmung ist aus fast jeder Perspektive mies. Und miese Stimmung ist Gift im mental anstrengenden Abstiegskampf. Und als es schief lief kamen dann auch spät Rufe wie „Hochstätter raus“ und „wir haben die Schnauze voll“.
Das kam, als Hoogland umfiel, statt das verdiente 1-1 zu machen. Das kam, als wieder wenig Struktur zu erkennen war und ständig der Ball in der Vorwärtsbewegung verloren wurde. Aber vor allem, weil die Hoffnung schwindet, dass man nicht absteigt. Die Mannschaft kann Abstiegskampf, sagt Villis. Er gehe davon aus, sagt er. Hochstätter wird seinen Trainer erst stützen und irgendwann eiskalt feuern. Und dann? Den Sommer überlebt er nicht und das er immer noch mit seinem Sohn ins verregnete Stadion geht, ist wohl seine Variante „von Vater sein, zum Sohn Stehen“. Und Rasiejewski, der wird weiter probieren und die Fans werden am Ende immer öfter wütend, lethargisch und traurig sein. Das verbindet dann alle, die Unzufriedenheit mit der Situation. Und derweil rutscht das Team weiter ab und Fabian redet sich den Frust von Seele.
Ich schreibe. Aber langsam fällt mir dazu nur ein, 0-2, 0-1, Dresden, ach leckt mich doch.

Und daran ist nicht die Presse schuld, der bigotte DFB, der S04 oder wer auch immer, sondern nur wir selbst.

Am Ende eine Zeile von den Dubliners: „And now it’s time for panic and for christians time to pray!“

Tom,CB‘93

P.S.: Gruß an den Mann aus Unna, der so herrlich auf dem Klo schimpfte

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