Der Tag, an dem die Hoffnung starb

Der Tag war gestern noch nicht. Gestern verlor der VfL etwas unglücklich 0-1 gegen den favorisierten VfB Stuttgart und das war aufgrund der 2. Hälfte - zumindest aus Bochumer Sicht - nicht nötig. Aber es war doch am Ende aufgrund der spielerischen Qualität des VfB (Ballbesitz, Ecken usw.) am Ende verdient. Aber Bochum verlor das dritte Heimspiel in Serie und das ist bitter für die treuen Fans. Die Bochumer Spieler investierten zwar viel, doch es fehlte vor allem an der offensiven Struktur, um den Lucky Punch ab der 60. zu setzen - gegen den Aufstiegsfavoriten aus dem Schwabenland. So verlor man Ende verdient und bliebt als 15. ganz tief unten drin. 22 Spiele, 23 Punkte, das ist die Bilanz, die z.B. in die Relegation führen kann.

18.500 Fans hatten sich eingefunden, um das Duell “unten gegen oben” zu bestaunen, trotz miesen Wetters und des leidigen Montagstermins. Dazu gab es das passende Banner “Der Montag war, ist und bleibt scheiße!” und das passte zur Stimmung im Stadion. Der erste Samstagstermin für Bochum findet Karnevalssamstag in Dresden statt, spezieller Humor der Spieltagsgestalter der DFL, nehm ich mal an. Und der wird seit gestern nun nicht wirklich nicht unwichtig, wird bestimmt unlustig.

Das Team von Thomas Reis startete überraschend mit Blum und stand dennoch defensiv hinten drin und wollte schnell umschaltend kontern. Das war wohl der grobe Plan. Die Stuttgarter spielten wie im Hinspiel im Mittelfeld deutlich einfallsreicher als Bochum, aber vorne betrieb der VfB Chancenwucher statt Sparsamkeit: Riemann war stark gestern und hielt seinen Kasten bis zur schiksalshaften 81. Minute sauber. Er hatte viel zu tun, gegen Gomez und Co, doch hinten kämpft der VfL leidenschaftlich, wenn auch nicht immer geschickt. Man sollte nicht zu viel erwarten gegen Spitzenteams, gegen Bielefeld, HSV und VfB holte Bochum in 6 Spielen 1 Punkt. Die Siege waren gegen H96 und Wiesbaden, mehr geht zZ nicht.

Diesmal hatten die spielstarken Schwaben in der 1. Hz fast 70% Ballbesitz und dominierten den VfL, der zwar zu Chancen kam, aber Ganvoula und Weilandt hatten keinen guten Tag. Das Halten des 0-0 war die oberste Premisse und Bochum gibt das Mittelfeldspiel offensiv einfach zu sehr ab. Hinten rum geht es oft und immer muss anscheinend der Torwart den Ball berühren, echt kurios. Das sieht wirklich nicht gut aus und erzeugt fast immer den Eindruck der Unterlegenheit, fast als spiele man immer gegen Bayern.

Der VfB Stuttgart hat einen breiten und guten Kader, geht sehr zielgerichtet auf den zweiten Ball - unter dem neuen Trainer aus Italien - aber vergibt zu oft beste Torchancen - so auch in dieser ersten Hälfte. Das 0-0 zur Pause stellte für den VfL ein zufriedenstellendes Ergebnis dar, für die Roten nicht. Sie werden sich geärgert haben. Bei Bochum weiß man nicht, ob es nach so einer rein reaktiven Leistung den Schalter findet für die Attacke, die man als Heimfan ersehnt. Die Erwartungshaltung der VfL-Fans ist da nicht mehr groß und Reis Idee “vom großen Kampf und dreckigen Trikots” mag der Situation geschuldet zu sein, ist aber fußballerisch das oft übel anzuschauen.

Bochum fand aber den Schalter ab der 45. Minute und hatte nun mehr vom Spiel, die große, brotlose VfB Dominanz war nun vorbei. Bochums Außenverteidiger kämpften famos (Gamboa wurde gar gefeiert) und nun trieben die Außenverteidiger ihre Mitspieler nach vorne. Das Publikum reagierte und die Lethargie, die den Verein zur Zeit umgibt, war auf einmal etwas weg. Man schöpfte Hoffnung, vielleicht geht ja was gegen den Aufstiegskandidaten, man war weniger tot als in Bielefeld, das erinnerte etwas mehr an Bayern und den HSV, auch weil Stuttgart verwaltete und auswärts oft der letzte Biss fehlt. Stuttgart beendete gestern eine Sieglosserie.

Bochum hat zwar unter Reis Biss, aber rennt wirr nach vorne, ohne dass man das Gefühl, die Mitspieler haben schon mal zusammen trainiert - auf dem ja so vollen Trainingsplatz. Ganvoula gewann keinen Zweikampf und bewies gestern, dass er keine 5 Mios wert ist. Blum kämpfte nach hinten und Weilandt spielte ohne jedes Fortune. So gelang es nicht, genug Torchancen zu generieren, eine klare Rückentwicklung zur Hinrunde nach vorne, das muss man feststellen. Aber man hofft auf einen Patzer des Keepers der Stuttis oder auf den lieben Gott, während man hinten viel rennt.

Vermutlich wäre ein 0-0 gerecht gewesen, aber in der 81. Minute machte der vorher tadellose Decarli einen schlimmen Abspielfehler, den der Stuttgarter Stürmer aufnahm, auf den Joker passte, der das 0-1 erzielte. Nun kamen nach Zujl noch Winzheimer und Pantovic, aber es fiel kein Tor mehr für unseren VfL. Das gibt diese Mannschaft zZ nicht her, viele Tore, da hat der Trainer keine Spiel-Idee entwickelt, dem das Team folgen kann. Es gab eine laue Schlussoffensive und da hatte der Neue Zulj eine letzte Riesenchance zum 1-1, das nicht fiel. Und die 2000 Schwaben feierten im Gästeblock, Bochums Anhang verließ wortlos das Ruhrstadion, Decarli weinte und so langsam ist jedem klar, so kann man wirklich absteigen. Mutlos nach vorne, im Mittelfeld zu langsam (Tesche) und hinten tapfer, aber glücklos, aber nicht fehlerlos.

Nach 5 Niederlagen aus den letzten 7 Spielen, 4 Niederlagen aus 5 Rückrundenspielen, da kann man nur noch auf die Schwäche von Weisebaden und Dresden hoffen. Bis Samstag und dann kann es schnell sein, dass der Vorstand handeln muss. Sesi holt einen Griechen, der nie im Kader ist, um zu zeigen, ich hab zwei Transferperioden verpennt und bin noch da - und ein Trainer, der im Schnitt ein Punkt pro Spiel holt, der neue Schwabentrainer 2,6 Punkte pro Spiel. Gibt es da noch eine Option zu handeln? Oder steigt man ab und nichts passiert?

Wenn wir in Dresden unglücklich verlieren, dann…….kann sein, dass die Hoffnung auf Klassenerhalt so langsam stirbt. Aber die stirbt bis zum 17.5. vermutlich noch oft.

Vielen Fans fiel gestern nicht mehr viel ein. Ich glaube, da geht es allen Bochumer ähnlich. Ich stehe ja auf Distopien, ich denke, ich bin gerade in einer. Und die endet im Düsteren.

Tom;CB`93

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