A long way down

Seit neun Monaten, seit dem März 2008, hat der VfL Bochum 28 Bundesligaspiele gehabt, davon hat er drei gewonnen. Drei. Fast eine ganze Saison an Spielen, ist man auf den Spuren von Tasmania Berlin.

Nun hat Bochum in der COMMERZBANK-Arena tatsächlich garnicht schlecht begonnen, die Mannschaft wirkte gut gestaffelt, organisiert und schien gewillt, den zweiten Sieg der Saison zu erreichen. Zur Erinnerung, die Hammerwerfer von Cottbus und Gladbach haben drei Siege auf ihrem Konto. Aber nur sieben Minuten wirkte man ordentlich, hatte eine Chance, man zeigte schon da, dass man mit Frankfurter Geschenken nichts anfangen konnte. Sestak und Mieciel blieben glücklos, auch die Stumpfheit der Stürmer war Bochumer Trend 2008 genau wie Torwartfehler, offensive Armut und und und. Dass Fernandes nach Dortmund, 96 und Hertha auch in Frankfurf patzte, scheint die typische Geschichte eines Absteigers zu sein, bei dem auch die Guten schlecht werden. Der Schiri zeigte Rot (hart) und Elfer (verdient) und schon führte Eintracht glücklich 1-0. Liberopulus sollte auch das 2-0 per Kopf machen (die Abwehr pennte) und die hessischen Fans, in der Mehrheit die Ultras, feierten weniger, als dass sie gegen den Polizeieinsatz in Bremen mit 250 Festnahmen protestierten. Dazwischen hatte Sestak, Freier, Mieciel und Co ihre Chancen zum 1-1, doch Geschenke des Aushilfsverteidigers Benny Köhler wollten sie nicht annehmen. Dass der Epalle noch nicht fehlte (taktisch ausgewechselt für Renno), sollte sich in Halbzeit Zwo anders darstellen. Es war klar, auch die Körpersprache von Koller und Heinmann zeigte es, das Spiel konnte man wohl kaum noch 2-3 gewinnen (mit zehn Mann und einem Heimschiri, der drei Bochumer mit Zdebel, Azaouagh und Co. verwarnte). Koller wirkte sprachlos sowie resigniert und das Spiel war (dumm) gelaufen. So was kann passieren. Aber nach neun Monaten permanenten Misserfolg spielen solche Gründe nur noch eine untergeordnete Rolle. Rene Renno war der noch schlechtere Torwart und sah beim 3-0 (Steinhöffer) und 4-0 (Russ) extrem dämlich aus. Die Mannschaft hatte sich aufgegeben. Dazu kam, dass Koller wieder erst in der 60. Minute wechselte und ausgerechnet Azaouagh herausnahm. Der war wütend und schleuderte sein Trikot zu Boden. Koller brachte dafür Grote und später Pferzel, doch es drohte eher das 5-0 und 6-0, als das 4-1. 40000 Hessen wars recht. Doch noch schlimmer als dieses Versagen ist das extrem unprofessionelle Krisenhandling. Altegoer triitt in den Medien nicht auf. Mal Schwenken, mal Ernst wirken blass und Gustl sagt nur Nichtssagendes, das wirkt wie Ablesen von Memos des Bosses. Konsequenzen aus dem schlechten Jahr gibt es vermutlich keine und wer den VfL in den letzten 15 Jahren erlebt hat, weiß was kommen muss. Stillhalten, nichts tun, Abstieg. Schulterzucken, Desinteresse der Medien, Resignation der Fans.

Als ich um 17.05 die Gegengerade des Frankfurter Stadions verließ, waren die anfangs nervösen Frankfurter Fans so entspannt, dass man nicht mal verhöhnt wurde beim Rausgehen. War es Mitgleid oder Desinteresse, war es mangelnde Bedeutung und etwas von allem. Tatsache ist, wir sind im Moment in allen Belangen zweite Liga. Unser Krisenhandling ist eher dritte Liga, wenn überhaupt. Sowas zwischen Runge und Hellmich, also ganz und gar provinziell.

Das ist das wahre Drama. Spiele kann man verlieren, aber man muß als Verein reagieren können. Der VfL kann das nicht. Samstag kommt der FC mit seinem Hund mit Hörnern ins Ruhrstadion, zusammen mit ihm mehr als 10.000 Fans. Die kennen teilweise noch Bochums ersten Sieg in Müngersdorf mit 1-2 im Januar 2004 - Trainer der Kölner damals, Marcel Koller. Und klar, er hat damals auch mit einer ganz ordentlichen Mannschaft ganz “unglücklich” verloren.

Am Samstag wird dem Bochumer Trainer die volle Dröhnung um die Ohren fliegen. Und dafür hat er hart gearbeitet. Er hat sich stets bemüht. Er hat Ansätze gesehen. Er hat alles versucht. Er wird auch die Woche ”mental arbeiten”.

Tom, CB’93

P.S.: Gruß an die Frankfurter Ultras vor dem Fanprojekthaus. Ihr habt nett geguckt, ihr habt beim Spiel fünf Banner gezeigt, das war besser als Daumenkino.

 

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