Vier Tiere

Ich wachte auf. Zwei Katzen begutachteten mich kritisch. Dann kam der grosse, fette Rottweiler mit Sabberzunge. Dann kam noch ein kleiner Hund mit Babywindel - vier Tiere und nicht die Bremer Stadtmusikanten, dachte ich mir. Isch brauch ne Apirin. Und dann kam dieser wahnsinniger Kopfschmerz durch Ethanal, ein Aldehyd, was beim Alkoholabbau entsteht, sagte ich mir klugscheisserisch selbst. Half auch nicht. Wahnsinniger Kopfschmerz und die Frage, wo ich genau war. Irgendwo im Ruhrpott. Dann kam am Ende der L-Couch-Ecke ‘nen Kopf hoch, den ich nicht kante. “Soll ich nen Kaffeekochen?” fragte sie. “Wo ist Ruppi, fragte ich?” Der Rottweiler bellte zur Antwort. Ich war wach. Die Erinnerungen an die Niederlage kamen hoch. Dann sagte sie “hier!” und deutete unter die Decke bei ihr. Ich war also verkatert irgendwo in Wattenscheid (es war ganz nah an der Lohrheide) und hatte gute und furchtbar schlechte Erinnerungen an gestern - und auch einiges Fehlte. Wie immer die Taxifahrt. Da war das Kniffeln in der Eule. Oh man, ich dachte an das 1-2 in der 92. Minute. Die geschockten Gesichter der Fans hinter und neben mir, das war schlimm, was die Leute da empfanden, ein Minilüttich. Dann die Gedanken an die Party “15 Jahre Block A” - es gab Fiege und Currywurst Pommes, Ruhrpottstyle, dazu kamen Moppel, Ralf Zänger, Angar Schwenken und die Spieler Luthe und Bönig. Dann immer wieder Gedanken an diesen Albtraum am Samstagmittag. War der herrliche Effekt schon vorbei.

Der Moppel sah richtig fertig aus im Hinterzimmer von Haus Frein, er war gezeichnet von der ungerechten Last-minute-Niederlage. Es war ja die vierte in Folge, vor allem die beiden zu Hause gegen Bremen und gestern tuen weh und natürlich Mainz. Moppel hatte gelitten und mußte erst mal 2-5 Bier trinken, um seinen Pflichten nachzukommen, der offizielle Teil war denn auch schnell vorbei, kurz und spritzig moderiert. Dann wurden Phil und Luthe (ein echter Bochumer Junge) umlagert und Schwenken, der zuzeit beste Bochumer Offizielle aus Fansicht, gaben ebenso routiniert Auskunft und kamen einfach gut rüber an dem netten Fanabend. Die Erinnerung daran machte meinen Kopfschmerz nur etwas besser. Ich ging aufs Klo bei der Dame und da hing - ein Kölntrikot? Aber ich war doch in Wattenscheid. Zur Rache habe ich ordentlich einen abgeseilt auffem Klo.

Dann kam wieder der Schiri in mir hochgekrochen. Ärger über Byrch, die Abwehr beim 0-1, als Butcher traf, weil Imhoff von Herrlich instruiert wurde. Auch Jungtrainer machen Fehler, da war Heerwagen wohl ohne Chance, obwohl er doof aussah wie die gesamte Abwehr nach dem Standard. Bis dahin hatte der VfL dominiert, hätte das 1-0 machen können, war aber nicht zwingend genug. Dann fiel das 0-1 und Bochums Fans sangen, “wir wollen euch kämpfen sehen”. Bei allem Verständnis nach vier Niederlagen diesen Gesang muss man nicht verstehen. Auch nicht dass es nach dem Auslaufen zu Pöbeleien gegenüber Spielern gekommen ist. Bochums Team war dann bis zur Pause und auch danach paralysiert, das 0-2 hätte fallen können. Es fiel nicht. Dafür machte Klimo nach toller Dedic Vorarbeit das 1-1 und dann war wieder Stimmung unter den 20.000 Bochumern. Das 2-1, es wäre etwas glücklich gewesen, fiel nach dem 1-1, ganz regulär, kein Abseits durch Klimo, doch der blinde Linesman traf die falsche Entscheidung und gab es später zu, nützt nicht viel. Hinten war die Abwehr neuformiert, Pippo, Maltritz, Fuchs und Yahia fielen aus, aber auch die neuformierte Abwehr mit Grote, Pferzel, Concha  konnte teilweise überzeugen. Aber halt nicht immer. Das 2-1 hätte durch ‘nen Handelfmeter fallen können in der 91. Minute, dem Schiri fehlte der Mut. Die Ostkurve schrie auf. Doch der Schiri pfiff nicht und der lange Konterball führte dazu, dass Reisinger Mavraji weglief (Schnellkrafttraining!) und das 1-2 machte, keine Chance für Heerwagen, das 1-2 entschied die Partie, die eigentlich keinen blau-weißen Verlierer verdient hatte, trotz spielerischer Hausmannskost. Wie gegen Bremen und Frankfurt wurde der VfL klar vom Schiri benachteiligt. BAMS kommentierte das hönisch, Bochum fühlt sich verschaukelt.

Das war verlutlich der erste von vier Sargnägeln und das wussten alle am Fanabend. Irgendwann gegen 23.30 lief ich zum RE Hamm-Aachen und traf Olli und Olec und verpasste quasselnderweise den Zug. Schnell Ruppi angerufen vor Mekkes, die Eule iN WAT besucht, das Zentrum des Tabellenvorletzten der Fünften Liga - das Herz der OWP, dort wo Fußball in den Neunzigern mal relativ gross war. Es wurde geknobelt, äh genifffelt, es wurde spät, es wurden Weizenjunge-Lakritzmischungen gemacht. Da kann man gleich Diesel von der Tanke schlürfen.

Dann fuhr mich der lusrige Eppendorfer zum Hauptbahnhof, wobei ich zweimal oral austreten musste. Direkt vor die Platzanlage in Schwarz Weiss Eppendorf. So, Sami Sane, dass ist meine Rache gewesen für das 2-0 damals 1992 (?) und doch hätte ich lieber dem Schiri vor die Füsse gekotzt.

Und dem Linienrichter.

 

Tom, CB’93, Sektion Rheinland’04

 

P.S.: Herzlichen Glückwunsch, BLOCK A, für 15 Jahre Spass und die Campermütze als Erkennungszeichen

P.S.: Die Abspaltung der “Bo-Control” von den Ultras und die Gruppe “saufende  Sachsen” waren in dem in Frankfurt festgesetzten BUS. Der Bernd meint, dass wäre eine Anspielung auf die sächsische Herrschaft im 5. JHD., Manuel von den Ultras meinte, “eher nein”. Das Rätsel gilt es zu lösen, schreibt mir an tom.macgregor@web.de.

P.S.: Danke Stanni für die Vertragsverlängerung und noch mal herzlich wilkommen Heiko Herrlich in Bochum, auch wenn’s Dich als Spieler nicht so zu uns gezogen hat

P.S.: Flop war die Freiburggästekurve, war da jemand? Ich hab nur den Jubel der Betreuer und von Dutt gehört. Auswärts genau so mau wie Hertha, da sind wir gar besser AWAY!!!

 

 

 

 

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