Tuchelfühlung mit UEFA-Cupplatz

Das Duell der jungen, coolen, innovativen Trainertypen Thomas Tuchel contra Heiko Herrlich endete Samstag 17.15 verdientermassen mit einem Unentschieden. Dass es ‘nur’ ein 0-0 wurde, zeigt einerseits die gestiegene defensive Ordnung beim VfL (und die Raumaufteilung der Mainzer bis zum Schluss), aber auch die Unfähigkeit beider Teams wirklich (druckvoll/zwingend) offensiv so zu spielen, dass ein Tor/oder mehrere fallen muss/müssen, wie bei einem Spitzenteam der Bl halt. Das finde ich verkraftbar, denn beide Teams haben sicher oben nichts zu suchen und ihre Fans streben nicht wirklich dahin. Sicher, die Rheinhessen träumten mit einem Heimsieg mit Werder Bremen (!) gleichzuziehen, aber wäre dies nicht Hybris gewesen, mit solchen Millionen-Truppen können die beiden Underdogs sowieso nicht mithalten?

Träumen muss aber erlaubt sein. So waren die 17.500 Mainzer fast so gut drauf wie ihr Stadionsprecher, der gar versuchte, die mitgereisten 1.500 Bochumer zu animieren und das Gastgeber-sein tatsächlich mit Leben füllte. So was kennt man sonst nur von SC Freiburg oder FC St.Pauli, Hut ab MAINZ. Das hat man in der BL selten, ein Moderator, der die Gästefans einstimmt, ihre eigene Mannschaftsaufstellung vorzulesen. Das macht er zwar nächstes Jahr gegen den 1. FCK/Eintracht Frankfurt wohl nicht mehr, aber gegen Bochum wollte der Mann sich seine Karnevalsstimmung nicht nehmen lassen. Er fragte sogar, ob alle gut die Feierlichkeiten überstanden hätten…tse, tse

Er begrüsste tatsächlich jede Kurve (”Rheinland Pfalz  Kurve”) persönlich, Schalparade, Choreo und gute Stimmung waren/sind die Folge am Bruchweg. Ich mag den komischen Ganzjahreskarnevalstyp mit der Narrenkappe und weissem gesucht zwar nicht wirklich, aber das war echt was Besonderes. 14 Heimspiele in Folge ohne Niederlage machen halt heiter. Dass es mit dem Sprung in die Eurpopokalränge nicht passte (es wäre die zweite Quali der Mainzer, die hatten, glaub ich, mal ‘nen Fairplayplatz, oder war das Freiburg???), dafür sorgten die Bochumer mit massierter Defensive, das Unvermögen von Bance’ und Co sowie P. Heerwagens Glanztaten.

Heiko Herrlich hatte Maric zu ersetzten, was nicht ganz gelang in 90 Minuten. Zunächst hatte er sich für die offensive Variante mit Freier, Epalle, Dedic, Sestak und Holtby entschieden, wobei der Sechser war. Dabro war damit vor der gewohnten Viererkette der Abfangjäger und er sollte dies (meist) zufriedenstellend meistern.

Doch gegen die Mäinser war man in den 20. Minuten rein damit beschäftigt hinterherzulaufen, Bance’ traf die Latte und musste vor Phillip die Chance einzuschieben, doch Heerwagen hielt sein Tor sauber. Er war bester Bochumer am Bruchweg an diesem Tag. Maltritz, der Kapitän, war effektiv, schnörkellos, wie Concha hatte er alle Hände voll zu tun, immerhin man gewann Kopfballduelle, was beispielsweise gegen Leverkusen anders war.

Nach 30 Minuten merkte Herrlich, dass Epalle verpuffte und stellte taktisch um, Holtby nun offensiv und Johansson dafür auf die Sechs. Zunächst spielte trotzdem nur der FSV Mainz 05, der VfL Bochum reagierte nur, lief oft hinterher, verteidigte vielbeinig.

Dass 0-0 zur Pause war glücklich, aber die Taktik stimmte im Großenganzen.  Dann kam der VfL Bochum motiviert aus der Pause und die Trommlerin direkt neben mir hatte noch Bier geholt und mein Ohr hatte kurz Ruhe. Dafür forderte Damian als Capo die 1.500 Bochumer im prall gefüllten Block zu immer neuen akkustischen Höchstleistungen auf. Es gelang, man supportete das Team, das nun besser wurde. Hatten in der ersten Hälfte nur Dedic und Epalle Chancen, mehrten sich nun sowohl Spielanteile und Torgelegenheiten des VfL. Die Trommel neben mir gab den Rhytmus vor und ich wurde fast taub. Going deaf for VfL Bochum…

Das 0-1 fiel nicht, weil Holtby und Dabro oft Präzision und Kraft für den tödlichen Pass fehlten. Sestak ackerte viel, doch da er immer vier gegen sich hatte, lief er sich wie die meisten Bochumer im rot-weissen Netz fest. Hash und Prokoph kamen noch, konnten aber den ersten Sieg am Bruchweg seit Buckleys 0-1 nicht herbeilaufen.

Der Punkt einer taktischen guten und meist unterhaltsamen Partie ohne viele Höhepunkte war gerecht und wichtig. Nun hat der VfL neun Punkte auf den Relegationsplatz, nun kommen Samstag die abstiegbedrohten Schalkefreunde aus Nürnberg.

Siegt man dann noch mal an der Castroper Starsse mit 7 Spielen ohne Niederlage im Rücken, dann kann man für eine neue ERSTligasaison planen und Herrlich wird ausmisten. Klimo, Aza, Pferzel und Co scheinen nicht die besten Karten zu haben, denn “ihre” Philosophie scheint nicht die totale Arbeit für die Mannschaft zu sein.

Die Bochumer feierten ihr Team im Eisregen und in der Sonne frenetisch wie selten. Siege oder Punkte machen selbst Pessitmisten lustig…

Man wie viel Lustigkeit ich noch vertragen könnte…

 

Tom, CB’93, Sektion Rheinland’04

 

P.S.: Gruss an Chris, Danke für den Kaffee

 

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