90 min + 2 min + x min

Die Höchststrafe im Leben ein Fußballfans ist, wenn ein perfekter Tag mit vielen guten Freunden, echt guter Stimmung, einer passablen Leistung bitter endet in der 93. Minute, wenn 92 Minuten angezeigt sind. Danke, Herr Perl. Das Tor, ich gebe es offen zu, hat mir den Abend und den nächsten Tag versaut. Um mein Glück perfekt zu machen, durfte ich eine geschlagene Stunde auf P7 verbringen und musste dort Leuten aus Koblenz, Siegburg und Viersen zusehen, wie sie vor dem Auto stehen, gesagt haben die nix. Eine Stunde in die Nacht starren, eine Stunde kein Bochumer da, eine Stunde darüber nachzudenken, warum nicht Dabros Distanzschuß zum 0-1 sitzt oder Teses Kopfball, sondern der zweite Nachschuß von De Carmago in der dritten Minute der Nachspielzeit.

Natürlich war der Bundesligist wie jeder Bundesligist Favorit gegen den Zweitligisten und so wußte auch jeder vorher, dass Mönchengladbach Favorit gegen VfL Bochum sein würde, die ja auch nicht immer in der 2. Liga überzeugt hatten, wenn man ehrlich ist. Gladbach spielte ein gute Rückrunde und war top in Form, dazu in Bestbesetzung, was für Bochum nun auch nicht galt, immerhin fehlten Concha, Vogt und Fabian, Aza und Tese waren noch nicht echt fit, Dedic ausser Form und nicht im Kader. Also erwarteten alle einen deutlichen Heimsieg der Fohlen, die sich wie immer selbst überschätzen sollten.

Die erste Ãœberraschung sollte die tolle Laune der Bochum-Fans sein, man sah alle Freunde, Bekannten, Fanorginale und Freaks der letzten 20-25 Jahre und das Commando hatte mit 50 Mann alles Bier auf der Hinfahrt ausgetrunken, ein anderer Bochumbus kam garnicht erst am Ziel an, die Polizei hatte was dagegen. Nicht die Netzer- und Vogtsnostalgiker aus der ganzen Republik, die mit ihrer Vision vom schönen Fußball der Siebziger ihren Arbeitskollegen schon mal auf den Sack gehen, nein, die tapferen Westfalen aus Bochum sangen die 50.000 in Grund und Boden und leuchteten Blau in die Nacht. Zwar begann Gladbach erwartet offensiv, doch Hanke, Idrrisou, Reus und Arango scheiterten an Yahia, Ostro, Mallo und Kopllin, vor allem aber an einem Luthe in Weltlklasseform und Bochums ruhigen Doppelsechsern. Der englische Kommentator, der dieses in 172 Länder übertragene Spiel kommentierte, schwärmte vom VfL Keeper, der Belgier Ter Stegen die Show stahl,  und hätte sich sicher den Bochumer für das englische Team gewünscht anstatt “Calamity” James. Es war aber nicht Gladbach gegen Luthe die ersten 25 Minuten, aber Gladbach gegen Bochums vielbeinige Defensive, aus der auch Jo und Capitano-Dabro herrausragten. Man sah , er und Vizecapitano Malle wollten noch mal Bundesliga. Bochum hielt das 0-0 nicht nur, mal wollte auch ab der 30 Minute das Spiel kontrollieren und war zu der Phase gleichwertig, Gladbach hatte keine zündenden Ideen. Diese Def-Strategie geht zu Lasten der Offensive, wo Aydin alleine gegen 2-3 Gladbacher chancenlos war und sich totlief. Dedic war nicht im Kader, der junge Deutschtürke Mirkan A. hatte keinen Abspielpartner zur Ballablage, Saglik saß nur auf der Bank. Während Luthe immer besser wurde, weil er warm geschossen war und 5000 Bochumer eine tolle Sanges-Party (unser GRAND Prix) feierten, baute Aydin ab. In der Halbzeit reagierte Trainerfuchs Funkel und brachte den unfitten Tese, der jedoch leider als einziger Bochumer an diesem Tag enttäuschen sollte. Dante schob ihn einfach oft weg, zerrte, wuchtete, der Schiri machte nix, Tese aber auch nicht. Noch frecher war nur Reus, doch da gab Ostro die richtige Antwort auf dem Feld. Der Nordkoreaner hingegen wirkte lethargisch und leblos. Währen Reus und Co nie eine Karte kassierten (am Ende eine!), mussten sich Kopplin und Ostro immer vorsehen, der Schiri sollte sich als leichter Heimschiri entpuppen, vielleicht auch so ein Gladbach Nostalgiker aus Bad Salz Dettfurt, der seinen Klassenkameraden mit seinem Egotrip “tolle Fohlen” auf dem Sack ging, wo der Rest zur Arminia Bielefeld hielt. Man weiß es nicht.

Aus der Pause kamen die Dunkelblauen gestärkt, sie waren wie elektrisiert von der guten Stimmung in der Stadt Bochum, die Fans trieben sie weiter an. Bis zur 70 Minute war das Publikum am Nordpark leiser als Foruna Köln und Düsseldorfer und Kölner am TV  werden sich gewundert haben, wie leise der Fans der Borussia auch werden können (oder auch nicht!). Favre wollte auch nicht das 0-1 kassieren, wie Gladbach in so vielen Spielen gegen Bochum es zuvor getan hatte, deshalb blieb das Spiel anschaubar, spannend, aber eben auch taktisch kontrolliert. Bochum spielte auf 0-0, was gefährlich sein kann, wie sich bitter beweisen sollte. Die Suttgarter, die uns unterstützen, waren doch recht angenehm unterhalten, die Commandanten sangen voller Imbrunst, man war einfach gut drauf, wenn man an diesem Tag “blau” trug und das Dreieck im Herzen trug.

Doch dann kam Gladbach noch mal mit Matmour, De Carmago und wollte den notwendigen Heimsieg. Bochum wackelte nun, aber dank eines überragenden Luhte fiel man (noch) nicht. Auch Funkel hatte mutig Aza und Federico neben Tese gebracht  - und sie sollten Konter ausspielen, man war aber zu zögerlich und ungenau in der Hälfte der Borussen (bei hoher Ballsicherheit in der eigenen Häfte!). Die standen dort vor allem wegen Dante in Galaform sicher, der allerdings auch gefühlte 4-5 mal um eine gelbe Karte bettelte, die er von Perl aber eben nie bekam. Dante besaß wie Reus offensichtlich Immunität, die durften keine Gelbe kriegen, lächerlich! Dass dieser Schiri, der unauffällig anfing, noch am Ende vielleicht entscheidend sein würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand (obwohl er uns schon gegen Hertha benachteiligt hatte). Es war ein Steinchen im Gesamtkunstwerk, das 1-0 war aber nicht Schuld des Referees, eher von Kopplin.

Es waren zwei Minuten Nachspielzeit vom Vierten Mann angezeigt und in ihnen sollten Dabro per Weitschuß und Tese per Kopf die große Chance zum 0-1 haben. Man wäre das ein Torpogo gewesen und das kennt man ja aus Gladbach seit 13 Jahren. Doch er fiel aus. In der 93. Minute, der Bochumblock pfiff schon, eine Flanke, ein Kopfball, wieder Luthe toll, ein Abpraller, eine Abwehr, eine zu kurze von Kopplin und De Carmago  - oder wie der Apache heißt, machte das 1-0. Von der Chancen her verdient, war es doch ein spätes unglückliches und tödliches Tor GEGEN  Bochum. Ich hätte gerne gehabt, das mir jemand ne Keule auf die Birne haut, damit der Schmerz nachläßt, aber es kam keiner. Es war wie in SloMo, der ganze tolle Tag endete Scheiße, weil der Schiri in vielen kleinen Dingen Gladbach bevorzugte. Dass nun Gladbach das psychologische Moment auf seiner Seite hat am Mittwoch, ist der eiglentliche Kollateralschaden (neben der Sperre von Kopplin und dem 1-0). Gladbach ist nun noch mehr Favorit. Das 1-0 bedeutet nach einem unüberzeugenden Sieg der Rheinländer, dass Bochum zu Hause ein 2-0 schaffen muss  - und das fällt uns nicht nur gegen Gladbach schwer. Daher jubelten die Fans der Borussen nur einmal richtig und das nach dem Ende. Ob’s verdient war? Ich würde sagen trotz der vielen Gladbachtorchancen JEIN! Die Bochumer Spielweise überforderte die zu Unrecht in den Himmel gelobten Fohlen und wenn Gladbach am Ende das Tor macht, hat es einfach Glück, daher war Funkel auch so frustiert und rannte auf den Schiri zu, der natürlich laut Regel abpfeiffen darf, wann er meint, es wäre Zeit dazu, das tat er leider auch. Wofür dann die DFB-Anzeige? Dass Dante nie nie nie nie Gelb sah, war hingegen ein Witz. Im übrigen sehe ich mich bestätigt in der Meinung, dass Wolfsburg, Köln, Bremen oder Schalke alle noch gefährlichere Gegner in der Relegation gewesen wäre. Bochum hatte gegen diese überbezahlte und wegen des Namens Gladbach überschätze Truppe durchaus eine echte Chance.

Ich hoffe, die Bochumer Spieler sind so stinksauer wie ich und zeigen dem “Mythos”, dass er wirklich mehr Vergangenheit als Gegenwart ist. Der Parklplatz am Rübenacker Nordpark kurz vor Ostholland war sicher im Mittelalter der Ort, “wo die Pestkranken und Aussätzigen” (Goosens) der Städte Köln und Düsseldorf hingebracht wurden, “damit sie niemanden anstecken konnten”. Diese Leute müssen am Mittwoch echt nicht nach Bochum kommen (wenn sie nicht da auch wohnen), denn für sie gilt nicht :

“Stadtluft macht frei!”

Man, ich war selten so froh, den Dom in der Ferne zu sehen  - und fand Gladbach endlich so kacke, wie die meisten Leute, die dort leben!

Für die Bochumer war es eher eine gemixte Rückfahrt über Düsseldorf, denn zwischen dem Stolz, der Kamaradschaft und der Freude mischten sich Wut und Angst, Mittwoch nicht die passende Antwort zu haben auf Favres Team. Funkel, straf mich Lügen, BITTE!

Wir FANS werden Mittwoch WIEDER alles geben, denn MG ist nicht nur in D’Dorf und Köln sowie Aachen sondern fortan auch in Bochum herzlich unwillkommen.

stolzer Tom, CB’93

 

 

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