Die Wiederholungstaste

Wenn man sich die Mühe macht, die typische Saison in bestimmte Phasen einzuteilen, dann ist Bochum schon in der Frühphase der Saison, am sechsten Spieltag da, wo sie sonst erst im Oktober bis November sind. Depression. Die zweite Saison unter Freidhelm F.  startet schwach, Weiterentwicklungen von Spielern und Taktik sind nicht wirklich zu erkennen, die Punkteausbeute ist mehr als arm (”Wir wolllen erster werden!”) und der Spaß am VfL rangiert auf einer Ebene mit einem Zahnarztbesuch, Fußpilz oder einer schlechten Sitcom Mexico. Das alles ist nicht wriklich neu in Westfalen, die Protagonisten wechseln, seit einem Jahrzehnt ist der VfL in der langsamen, aber stetigen Abwärtsspirale.

Vielleicht fing das auch früher, Mitte der Neunziger, an, die diversen Gründe sind sicher vielschichtig und liegen auf allen möglichen Ebenen.

Wenn der VfL morgen um 18.00 gegen SpVGG Fürth spielt im Ruhrstadion (vor 12.000?), lesen sich die vielen Vorberichte im Internet nicht, als würden wir Bochumer gegen die kleinen, tapferen grünen - und gut arbeitetenden - Franken spielen, sondern gegen den großen FCB oder Nürnberg. Früher (vor 30 Jahren) beklagte sich die WAZ mal in Form von Heinz Formann, wie stark der Unterschied zum FCB, Schalke, Köln und HSV war, heute scheinen schon E. Frankfurt, F. Düsseldorf und G. Fürth sowie St Pauli “Ríesen” zu sein für uns Blau-Weiße, was zeigt, zu welchen “Zwergen” wir VfL’ler mutiert sind. Bitter.

Am Freitag geht es sicher auch schon ein wenig um F. Funkels Jobs (trotz Stübers und Todts Dementis), um letzte theoretische Aufstiegschancen gegen einen direkten Mitkonkurrenten, um die Saisonstimmung im Allgemeinen in Bochum und um die Verhinderung des finanziellen Supergau mit niedrigen Zuschauerzahlen und Negativimage sowie einer dritten Zweitligasaison mit Minietat.

Wenn Büskens Fürther am Freitag kommen, werden sie ihre guten, direkten Vergleiche im Kopf haben (1-1, 0-2 an gleicher Stelle) , dazu die Wut aus dem dummen Scheitern bei Sechzig München dank Mavrajs Roter!) und sie werden sicher wissen, was sie taktisch und stimmungstechnisch erwartet im Pott.

Der VfL war über Jahre so saudumm im Einklang mit den Medien die eigenen Fans als “Nörgelfans” darzustellen, was, ob richtig oder nicht, ein Vorteil für den Gegner in dieser Situation darstellt: J. Boysen hatte sich dann mal auch so geäußert vor einem Spiel gegen seinen FSV Frankfurt, die einzige Mannschaft, die Bochum in dieser Saison in einem Pflichtspiel in der regulären Spielzeit bis dato besiegte. Arm. Vier Punkte, megaarm. Die Reaktionen in Bochum sind berechenbar wie für ein Kind mit 14 das Weihnachtszeromoniell der Eltern nach eben 14 Weihnachten. Die Pfiife werden also kommen. Auch beim VfL Bochum kann man nun die xte Krisenrepeattaste drücken!

Schlechter Start, Wetter grau, Mannschaft verunsichert, Trainer ratlos, Spieler reden räumütig über Fehler mit Journalisten, erneute Niederlage, noch schlechtere Stimmung hinter der Geschäftsstelle, Eskalation (worüber die Medien berichten!), Parkbank, Hundertschaft , Trainerentlassung, “Fans sind Schuld!”-Kommentare von Offiziellen, angebliche falsche Erwartungshaltung in Bochum. Man kann sich nicht an Dortmund und Schalke orientieren.

Offensichtlich orientiert man sich in Bochum immer öfter an Duisburg, Oberhausen, Essen und Wattenscheid, wo Absteige die traurige Regel sind. Allerdings sind dort die Fans meist nicht Schuld, scheint ein komischer Menschenschlag in Bochum zu sein. Oder liegt der Fehler etwa im System VfL?

Wenn Buyo Büskens daran denkt, dass damals Altegoer und Ernst den Trainer gecastet haben - nach Werners Urlaub und Interimsheinemann -, wird er sicher froh sein, dass er damals nicht nach Bochum gekommen ist. Der in der Analyse starke, aber in Menschenführung schwache Herrlich vermasselte es (rächt er sich mit Unterhaching im Pokal?) richtig, Büskens hatte ein schlechtes Gespräch, was wiederum beweist, wie wenig Gespür Altegoer und Ernst damals hatten, aber das mal nur so am Rande. Sie hatten ja 40 Kandidaten im Casting!

Sicher Fehler machen viele Clubs und unsere Fehlersammlung wird bestimmt noch von anderen Clubs getoppt. Aber bald nicht mehr von vielen.

Wenn also Greuther Fürth morgen nach Bochum  - kommt, sind sie Favorit. Ganz klar, nicht nur weil die Frankenb nach dem 2-0, also 2-3 gegen Frankfurt, null Tore kassierten, nein, weil sie danach alles besiegten. Die ”Kräuterfurzer” haben einen Lauf und grün ist ja bekanntlich die Hoffnung. Genau wie Düsselödorf ein Heimmacht darstellt, ist Fürth als Vierter des letzten Jahres eine kleine Auswärtsmacht - und die trifft nun auf einen verunsicherten VfL, der erst mal Punkte nach unten sammeln muss. Einziger Trost, am Ende steigt Fürth vermutlich doch irgendwie nicht auf - oder?

Aufstellung des VfL wird laut PK ein 4-2-3-1 sein, was nicht das eigentliche Problem des VfL ist, aber ein Symptom der Langeweile und Zeitverschwedung eines Stadionbesuches.

Die Spieler entwicklen sich hier an der Castroper seit 7-8 Jahren nicht mehr weiter, sie stagnieren und viele bleiben z.T. weit unter ihren Möglichlkeiten. Dem Freier geht das seit 12 Jahren so, er hat immer noch den Falltrick drauf und scheitert unglaublich oft, dass er vermutlich beim Sportpsychologen sitzt deswegen. Er spielt trotzdem Jahr für Jahr, was unserem Präses Olli K irgendwann noch mal einen Tobsuchtsanfall beschert, weil es so bescheuert ist. Dabro war nie ein Ass, aber ist so wichtig für dieses Team, wie man gegen Pauli sehen konnte. Maltritz spielte sein stärkstes Jahr, ist aber nun mal zu langsam bei direkten Pässen in die Spitze und spielt komischerweise immer dann schwach, wenn der Trainer auf der Kippe steht. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Fakt ist die drei werden nur noch älter, sonst nix. Das verklauft man jede Sommerpause als “Eingespieltheit” oder “konstanz”. Motto, was schlecht war - und woran ich nix ändere -, wird irgendwann bestimmt gut. Irgendwie. Oder?

Der Funkel sagt wie Koller nie was Dummes, hat aber auch den Ruf effektiven und langweiligen, defensiven Fußball zu spielen, schon lange vor Bochum. Das mit dem effektiv wird man streichen können, wenn der VFL am Freitag gegen Fürth um 20.00 verloren haben sollte. Nein, das heißt nicht ein Sieg ist unmöglich, er ist nur derzeit unwahrscheinlich….

Ocean “11″ hat uns - bzw unserem Gustl - die Fürther Spielvereinigung weggeschnappt, der und Nöthe können - Wortwitz - unsere Nöte noch vergößern. Mavraj wird hochkonzentriert sein, kurzum Fürth wird kompakt stehen und auf unsere Fehler warten. Und gefährlich kontern. Wenn wir konfus sein sollten, machen sie gar das Spiel.

Selbst wenn wir - wie gegen St Pauli - ein Strohfeuer abbrennen, neunzig Minuten Herz wie die Ultras in der Ostkurve zeigen - das kriegen “unsere Westernhelden” nicht hin.

Also, der Ausfall von Toski, der lange Ausfall von Aza, das alles sind fehlende Alternativen für den Neusser Funkel gegen den Düsseldorfer Buyo. Ich glaube, beide Teams steigen nicht auf, daher ist es auch nicht DAS Spitzenspiel der zweiten Liga, was es sein könnte.

Ich weiß auch nicht, wie die Stimmung im Team ist, aber ich galube nicht, dass noch alle hinter dem Trainer stehen. Man spielt nicht bewußt gegen ihn, aber man spielt auch nicht für ihn. Das sagt mir die Nicht-Leistung gegen Union Berlin, man wartet auf Unmut, bis der Verein den Trainer entsorgen kann, was “er vorher dann nie wollte”. Man drückt auf die Repeattaste “die Fans sind schuld” und die Fans auf  ”ausser xy könnt ihr alle gehen”. Denke mal, xy ist Luthe. Wer Geld braucht, sollte darauf wetten….

Mein Tip: 1-4. Inui, zweimal Nöthe, einmal Ocean, einmal Eigentor Sinke

 

Tom, Commando Thunderstorm Irene’93

 

 

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