Alle Löwen laufen….

Es gab so eine legendäre Zeit in den frühen und mittleren Neunzigern, als sich das Commando Bochum (==> 1993!!!) mühsam formte, da fuhren wir in sehr kleinen Gruppen, manchmal mit einem Typen und seinem Kumpel aus Bochum, und seinem Audi-Achtzig u.a. zum Spiel nach Giesing (Codename spritfressendes Monster!). Ich erinnere mich noch an ein 4-1 auf Giesings Höhen mit der Combo aus Bochum, ein volles, altes, feinseliges Stadion, ein Scheißhaufen in der Bo-Kabine, der eine der Typen kotzt auf die Stufen und kurz darauf durch den Stadionsprecher die Vorstellung eines grandiosen, neuen Fan Clubs der damals boomenden Löwen - den ROLLSTUHLLÖWEN. Die wurden uns in diesem Spiel nahegebracht und rollten dabei über die Laufbahn auch im Gästebereich vorbei !

Wie das so ist, finden alle netten Menschen das toll, Behinderte trauen sich auch mal in der “aggressiven Machowelt Fußball” ihr Handicap offensiv anzugehen  - und es sind in diesem speziellen Moment alle nur einfach faire Fans, egal ob schwarz, weiß, Mann-Frau, Nationalität, sexuelle Ausrichtung und Religion sind untergeordnet, für einen Moment herrscht Tolerenz im Fanblock zwischen den sonst garstigen Menschen. Alle schweigen und beklatschen die gute Absicht - und kein Bochumfan singt mehr. Keiner?

Doch, unser Fahrer, vorher ruhig, stimmt aus tiefster Kehle alleine folgenden Gesang an: “Alle Löwen laufen, alle Löwen laufen, nuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuur die Rollstuhllöwen nicht! (WDH!9)” . Dass man damit nicht bei Greenpeace oder den Grünen landet, ist auch klar, aber es entstand eine peinliche Stille im Rund und er sang unbeirrt weiter. Seit dem Tod von Maurice Banach und den Gesang in Köln (”Maurice Banach fährt 210, schwupp - er hat den Pfeiler nicht gesehen!”) und der “U-Bahn, die wohin gebaut wird” hatte ich keinen menschenverachtenden Song mehr gehört, aber er (H.) lies sich nicht beirren und sang weiter. Mir wird’s nicht so schnell peinlich, aber das war so ein rarer Moment. Da ich neben ihm stand, versuchte ich unbeteiligt zu tun, aber wusste nun nicht, ob die anderen entsetzten Bochum wie Sechzig Fans das glauben würden.

Irgendwann war dieser schrecklich lange, im Nachhinein auch sehr komische Moment vorbei - und wir verloren 4-1 mit einer echt schlechten Bochumer Truppe, die heute vermutlich Helden wären: Jackisch (?), Herrmann, Heinemann, Matiebel (???). Ich weiß es nicht mehr!

Diese Vorkommerzära ohne Allianz-Arena, ohne Verzehrtickets, sterile Stadien und riesige VIP-Logen, wo ein bayrisches Mannsbild den Verein beherrschte (Wildmoser and son!), wünscht sich sicher nicht nur manch Löwe nostalgisch zurück (GEGEN DEN MODERNEN FUSSBALL hängt auch bei den Roten!). Damals in Grünwald machte sich Sechzig auf und endete im Olympiastadion in der Bundesliga und im UEFA-Cup, man zog aber 1997 den Kürzeren gegen uns und Toppi. Doch dieser lange Marsch endete irgendwann, man stieg ab, Wildmoser landete mit Sohn wegen Steuersachen und so im Knast und die Illusion “schöne neue Löwenwelt” zerbrach, wie eine Seifenblase platzt (Goldin lässt grüßen!).

Nun haben die Blauen wie Man City ihren Scheich und könnten nach Jahren der tollen, aber früchtelosen Nachwuchsarbeit ihre Lorbeeren ernten! Dass die Fans aus der Arena in großen Teilen raus wollen ist das eine, die Realität in dem modernen Stadion das andere.

Nun hat man eine Teamachse um Kiraly-Bierofka und Lauth, die den jungen den Rahmen geben könnten, oben anzugreifen. Man musste die Bender Zwillinge und Volland (bald) ziehen lassen und der (verletzte) Halfar sollte den Verlust auffangen!

Doch wie bei uns Freier konnte er die in ihn gesetzten Erwartungen nicht immer erfüllt werden, deshalb fehlen beide zwar, sind aber ersetzbar ! Bergmann wird seine Truppe, also Luthe (der Elferheld!) - Kopplin, Maltritz, Acquistapace, Ostrzolek - Kramer -Federico, Dabroski - Inui - Tese, Ginczek beginnen lassen, um uns nicht dem Beispiel der Duisburger folgen zu lassen und 0-3 unterzugehen. Das 3-2 und 3-1 aus dem Vorjahr sollte ein gutes Omen sein, aber das hatten wir gegen F95 auch und es brachte nix. Auswärts muss der Knoten nach ING und KSC nochmalk platzen, damit Bochum unten wegkommt.

Sechzig will mit einem Sieg vor der Länderspielpause nicht fliegen, aber laufen lernen, damit das Handicap Finanzschwäche endlich die Vergangenheit ist. Auf der anderen Seite waren schrille Träume oft der Löwentod.

Mein Tip: 2-2.

Wir hoffen auf viele Bochumfans, auf Bayernultras und Busse aus Bologna….

Tom, CB’93

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