Flachgelegt von der Holzpuppe

Wenn drei Chemielehrer einen Fortbildungsgang am Freitagabend zum Thema “Gefahren beim Umgang mit Pyrotechnik - die Brandschutzklasse D” machen, dann gibts promt keinen schwarzen Rauch, keine Leuchtraketen, keine Pyroshow im MSV-Block, nicht mal mickrige Wunderkerzen oder Tischfeuerwerk mit Knallerbsen.

Die Stimmung war nicht nur dank Moritz Fiäsch bombig. Es sollte kein langweiliges Ruhrderby werden-  zwischen dem VfL Bochum und Meidericher Sportverein. Es konnte in der zweiten Halbzeit ein richtig spannendes Match werden, bei dem man einige Traumtore bewundern durfte, leider sollte uns das 2-2 im Block A mehr verwundern als bewundernswert sein. Ja, und man durfte wieder (wenn man pingelig ist) über Luthe diskutieren, nachdem er in München noch in Hexer-Thiel-Manier alles hielt.

Es ist aber auch eine verpasste Chance des VfL gewesen - nach einer verdienten 2-1 Führung, die die drei lustigen Chemikanten sehen sollten. Das 3-1 machte Leon leider nicht. 2-2 war am Ende etwas punktemager, denn in Stuttgart, Kaiserlautern und Berlin, wird die ersatzgeschwächte Neitzeltruppe es naturgemäß schwerer haben zu siegen, zumindest auf dem Papier, aber vielleicht liegt darin auch eine Chance. Bochum als Underdog, das mag man irgendwie …

Bochums Problem bestand zunächst darin, ins Spiel zu kommen, denn die roten Duisburger diktierten die ersten Minuten im Eisschrank Ruhrstadion. Exslager prüfte Luthe im 1-1 und Luthe siegte (vorher hatte Malle gepennt). Toski per Freistoß und Goretzka prüften vor der halbleeren West Wiedwald. Dass das 0-1 vor der Pause fiel, war ein Abwehrfehler von Rothenbach und einem anderen Blauen, doch Luthe entschied sich laut meines fachkundigen Sitznachbarn falsch zwischen Hand und Fuß und ein relativ langsamer Ball trudelte am langen Pfosten ins Tor. Maurice Exslager lies mein Fiege schal schmecken, da half auch Marcels Glühweinfuhre nicht. 0-1 und Exslager trifft nach langer Tordiet und lässt Jovanovic/Sukalos Ausfall läpsch erscheinen. Bochum spielte wie immer ohne Aydin, Dedic, Ortega, Fabian, Gündüz und Co.

Der VfL Bochum wollte zwar, Ratsche und Goretzka sowie Kramer waren nicht die einzigen Bochumer, die Meter machten, auch Malle, Sinke und Lumb ackerten, allerdings ohne echten roten Faden nach vorne. So wurde Wiedwald bis zur 51. geprüft als Sinke eine Ratscheecke auch nicht ganz unhaltbar einköpfte. 1-1 und dann begann Bochums beste Phase mit richtig gutem Fußball und einem Traumtor von Kramer in bester Okachamanier. Er ließ 5 Duisburger in Rot aussehen wie Dummzebras und machte das umjubelte 2-1, sogar der Mann mit Schottlandmütze rechts neben mir ging ab wie ein Russe auf Großwildjagd.

Alle im Neitzelteam wollten nun das 3-1 und Leo traf nur den linken Pfosten des Duisburger Tores beim Fast 3-1. Vorher hatte Özturk noch Luthe geprüft, der insgesamt gut hielt.

Aber als alle 13.000 Bochumer auf den Schlusspfiff des Schiris warteten, traf der von Runajic eingewechselte Timo Perthel zum 2-2 aus gefühlten 30 Metern - Luthe hatte keine Chance! Oder doch? Naja, man misst diesen Keeper an den hohen Torwartmaßstäben in Deutschland. Einen hätte er halten können, aber schuld am 2-2 war wie so oft mangelnde Bochumer Zielstrebigkeit vor dem Tor, die zu 2 Heimsiegen in 11 Spielen führt.

Der Sinke wurde vor dem 2-2 gut weggecheckt von einem Roten und das 2-2 war sicher ein Sonntagsschuss am Freitagabend. Verdient? Naja, irgendwie schon, aber so kurz vor schluss sicher unglücklich, außer man gehörte zu den 1500 Duisburgern im Gästebereich, die sich freuten.

Die Randalegerüchte unter der Woche sollte auch wegen des 2-2 sich nicht bewahrheiten, die Bochumer waren sicher enttäuschter als die Meidericher, die 3 Punkte hätten gutgetan.

So blieb es den frierenden Bochumern nur, sich in Ritterburg und sonstwo zu betrinken mit Gerstensäften, die der Kehle schmeichelten. In der Burg kam es zu einem fiesen Angriff einer Holzpuppe auf Sarit und mich, die deutsch-italinienische Allianz wurde von der gemeinen Holzpuppe gesprengt (wieder einmal zerbrach ein deutsch-italienisches Intermezzo am Schiksal). Wir lagen am Boden. Aber nur umgeworfen, nicht beisget durch wilde Horden. Welche weiteren Übergriffe diese Puppe noch auf arglose Feiernde und friedliche Fans gemacht hat, vermag ich nicht zu sagen. Es gibt sogar Gerüchte, dies sei eine BVB-Nazi-Holzpuppe, der SS-Bondage Koch. Zu ihren politischen Motivationen kann ich aufgrund des Konsums von zuviel Ethylalkohol wenig sagen, ich vernahm ein Lachen, es ist also eine sarkastische Puppe. Ob sie nun versucht die Ritterburg zu einer Pilgerstätte der Gewalt zu machen ist ebenfalls Spekulation.

Der Abend sollte noch gut werden im Zacher oder anderswo, doch die zwei Punkte fehlten nicht nur besonders wegen des Hattricks von Ginzek für Pauli (der hatte auch mal gegen MSV zum 2-1 getroffen), sondern auch moralisch, aber es war ein viel besseres Spiel als das 0-0 im Hinspielan der Wedau.

Tom, CB’93 (ein wirres Konglomerat aus Griechen, Marrokanern, Italienern und ein paar bekloppten Deutschen)

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