call 911

Wer Mittwochabend um 18.00 Uhr in den neuen Gästeblock in Stuttgart kam, der schon da sehr früh gut gefüllt war, konnte erahnen, was um 19.00 Uhr abgehen würde, als das Spiel begann. Die party endete aber 19.17 Uhr.

Die 3000 Bochum-Fans hatten von 12.00 Uhr bis zum Anpfiff kräftig gelötet, den Bus und die Raststätten gerockt - und feierten im Awayblock, während der Rest der Mercedes-Benz-Arena nur spärlich gefüllt sein sollte. Schade. 22.000 Fans sollten dem 2-0 Viertelfinalsieg des VfB Stuttgart beiwohnen, dazu viele Fans in Bochumer Kneipen und at home. Für Bochum war es nach 1988 und 2003 die zweite Möglichkeit das DFB-pokal-Halbfinale zu erreichen und er scheiterte an Stuttgarter Routine und Gegenpressing sowie “an dem” - laut Neitzel - “fehlenden Punch des VfL” vor dem Tor. Der Schiri war nicht schuld, trotz seinem wirren Gepfeife.

Dass ich mit einem anderen Bochumblogger schon um 14.30 Uhr das Schweinemuseum inspizierte und vom alten Schlachthof in die Landeshauptstadt zum umstrittensten Hauptbahnhof des Landes fuhr, war bei dem leider zu grauen Wetter wenig spektakulär. Die Schwaben, die mich auch zu zig Zentilitern Sambuca und auch Jim Beam Cola (Bah!) nötigten, sollten keine Zweifel haben, dass die Roten weiterkommen würden - das war auch klar. Es sollte leider genau so kommen…keine Zehnprozentchance.

Der erste Auswärtssieg im Porsche-Mercedes/-paradies seit 1987 fand nicht statt, weil vorne Aydin und Dedic fehlten und in der Mitte im Pressing des VfB die Bälle immer wieder verloren gingen. Der Bochumer Block war die erste Viertelstunde voll blau und happy wie ein Partybus, doch man sah schon wie die eigentlich überspielten Schwaben frischer wirkten, obschon Bochum konzentriert zur Sache ging. Der Pyroshow wurde schnell der Sauerstoff entzogen.

Wurde Carsten Neitzel böse, als man sein Team nach dem Katastrophenspiel gegen Regensburg “charakterlos” nannte, so zeigte man in Stuttgart Charakter, aber auch bekannte Defizite im Passspiel unter Druck. Man zeigte Willen in der Defensive, aber es viel einem auch zu wenig ein. Vorne mühte sich Scheidhauer, aber er wirkte hilflos bei der Ballbehauptung.

Ob Labbadia seinen Mannen gesagt hatte, “Schießt mal öfter beim Luthe”, weiß ich nicht, doch die Spitzen Harnick, Okazaki, Traore und Ibisevic suchten den Abschluss und Luthe und die Defensive wurden umgehend beschäftigt. Man merkte, obwohl sich Bochum im Zweikampf wehrte, dass die Schwaben schnell ein Tor und nichts aufkommen lassen wollten. Dem VfL fehlte nicht Wille und Charakter, ihm fehlten die rechten Mittel auf dem Platz. Exemplarisch sind Rothenbachs Flankenversuche ins Nichts. Immer wieder gingen die Bälle verloren, das lud zu Angriffen Rot gegen Weiß ein. Der Schiri war auch nicht für uns, aber das war nicht entscheidend. Um einen Elfer zu kriegen, muss man nämlich in den Strafraum des Gegners eindringen. Doch der blieb  in der ersten Hz jungfräulich, Ulreich konnte sein Tor fast abbauen.

In der 17. Minute ließ der Held von Genk, Genther einen Weitschuss ab, der Isländer warf sich rein, fälschte ihn zu einer Bogenlampe ab und Luthe stand etwas zu weit vor dem Tor: 1-0 und 2,5 Mios waren schon fast futsch. Der Isländer bleibt der VfL-Pechvogel. Die Bochumer Fans waren sofort sediert, doch die Mannschaft spielte nun frecher nach vorne. Ratsche, Tasaka versuchten viel, aber Goretzka, Kramer und Co gelang eben nicht alles. Dazu wurde jeder Bochumer von 4 Stuttgartern im Zonenpressing umstellt. Da muss man eine gute Technik haben, um sich daraus zu befreien und schnell spielen können. Todt, da haben sie nicht nur Könner geholt für den kleinen Euro.

So konnte der VfL zwar auf VfB-Konter antworten und spielte seinerseits konzentriert, hatte aber wie so oft in der 2. Liga auch viel zu wenig Torchancen. Und wo keine Chancen, da keine Tore. Selbst Standards fehlten, um das 1-1 zu erzielen. Bochum war kein 911er, kein Audi, kein VW, nicht mal Opel, eher Hyundai; Seat oder Dacia.

Manche Fans im Block 61-64 lallten überalterte Fans glücklich nur zum Pausentee, ich fror und hatte Angst, alles werde in 45 Minuten vorbei sein. Und so kam es dann auch. Bochum schied wie Köln, St Pauli und die Berliner in Stuttgart aus, die sich wie gegen Genk nun auch heute in die nächste Runde krückten, ohne wirklich zu überzeugen. Bochum war nicht viel schlechter, aber ohne Tore wirds halt nix. Es kamen Iashvili (der spielte wie ein Opa) und Gelashvili (verpuffte), aber Ibisevic nutzte eine Kombi über Boka, Traore zum 2-0 nach einer Bochumer Drangphase mit 2 mageren Torchancen. Ausgekontert. Ein sicherlich verdienter Sieg vom Südclub und Meister von 2007, die nun gegen Lazio, ? und in Leverkusen ihrerseits mehr zeigen müssen als gegen den VfL Bochum, leider. Nur wenn Stuttgart zulegt, werden sie erfolgreich sein, aber ein gutes Pferd springt nicht höher als es muß. Gruss an die Jungs aus Backnang an dieser Stelle.

Es war wie immer bei solchen Events: Bochumer Fans fühlten Zusammenhalt und Spirit, die Mannschaft mühte sich (und ist zu schlecht) und man verlor am Ende. Wo ist/war das Happy End? Es gibt keines und daher will ich absolut keine Relegation, denn jedes Spiel, in dem es um alles geht, verliert dieser Club und das ist so sexy wie eine Frau, die sich einnässt.

Und Sa? Ach, quatscht mich nicht zu, bin dabei ;-) )) Betze wir kommen…don’t call 911!

Tom,CB’93 mit Trotz

P.S.: Auf dem Rückfahrt guckte man wie so oft in die schwarze Nacht und staunte über den “knappen Sieg” des FCB über Dortmund. Glückwunsch!

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