Ohne Ehre

Wenn man zu den knapp 150 Away-Bochumern (plus 8 Commandanten mit Kind und Kegel) im S-Block des Glücksgasstadions gehörte, kann man eigentlich nicht sagen, dass dieses exklusive Liveerlebnis Fußball auch ein Einzigartiges war, was man nie in seinem Leben vergessen wird. Das lag nicht nur (wie in KSC) am torlosen 0-0 oder an den limitierten Bemühungen des VfL. Ab der 70. Minute in Überzahl versuchte der VfL das Spiel nach vorne endlich auch mal und zu scheiterte an sich selbst. Es lag auch am Regen, der Dunkelheit und den komischen Menschen im Nebenblock, die alle Klischees, die man nur haben kann, überfüllten. Das alles machte die Sache eher so semi.
Wie kann man das Rahmenprogramm vor 28.000 Fans in Dresden so am besten beschreiben? Tolle Stimmung am Anfang, nette Choreo (Banner plus Nikolausmützen in gelb), beeindruckend laut auch die Dynamokurve, gute Stimmung solange der Dynamo lief…
Aber dann… Das Spiel von Dresden ist eben auch zu harmlos, um Bochums diesmal konzentrierte Defensive zu knacken… Das 1-0 hätte Poté erzielen können (spielte für Aydin), aber er ist eben wie der bei Bochum fehlende Sukuta-Pasu ein toller Fußballer, der das Torschießen nicht erfunden hat. Freitag ärgerte das keinen Bochumer, denn Poté wollte kein Bochumer treffen sehen und Sukuta-Pasu hatte sich gegen Union eine Rückenprellung zugezogen, die sein Einsatz verhinderte. Ein 0-1 gelang dem VfL trotzdem irgendwie, leider war es knapp Abseits. So aber gings 0-0 in die Pause und auf Dynamoseite wartete Dedic auf seinen Einsatz gegen seine alten Kollegen aus Bochum, für die er von einem Jahr an gleicher Stelle getroffen hatte.
Bei Bochum gab Aydin den Sturmführer, aber beide Worte dieses zusammengesetzen Nomens passen z.Z. nicht recht auf den Kurden zu. Vielleicht sollte man Sven Kreyer aus der Zwoten ne Chance über länger geben, andererseits ist das Mittelfeld um Tasaka und Cwielong einfach zu fahrig und Opfer der Defensivstrategie des Trainers, die auch 2013 zu einem Platz führt, der nur 2 Punkte vom 17. Platz entfernt ist - in dieser dichten Zweiten Liga.
Wenn man ehrlich ist, war das Spiel ähnlich wie in Karlsruhe ziemlich langweilig. Doch da gibt’s zwar sicher auch Idioten im Gästeblock und sicher auch Anhänger der extremen Rechten, aber dass man bei einem harmlosen 0-0 so abgeht wie die Spinner jenseits der Absperrung, kann man eben nicht nur mit der berechtigten roten Karte gegen Dresdens Stürmer Nummer zwei erklären. Dann wird Jungwirth ausgepfiffen, obwohl er einen Ellbogencheck gekriegt hat, das ist ja noch verständlich. Dresdens Sportdirektor sprach von einer ungerechtfertigten Roten, das ist ein Mangel an TV-Zeitlupen oder Dummheit.
Was die Hartz-4-Heroen im Gästeblock abzogen, war echt ne Gruselshow. Die Bochumer Fans wollten natürlich zum Jahresabschluss noch mal zur Mannschaft, um die Trikots zu fangen, doch Dresdener Stiernackenordner unterbanden das zur Sicherheit der Bochumfans (?), weil das bei Dynamo Dresden schlicht eine Provokation zu sein scheint, die eigene Mannschaft in der Kurve dezent zu verabschieden. Unfassbar, ich gehe runter an den hassverzerrten Fratzen vorbei und muss mich als “Jude” beschimpfen lassen. Naja wenn das jemand ist, der seinen eigenen Lebensunterhalt bestreitet und kein Dynamofan ist, bin ich das wohl. Aber wieso akzeptiert die Polizei dieses strafrechtlich relevante Verhalten und hält nur drei Dresdener davon ab den Bochumblock zu stürmen? Festnahmen? Null! Massiver Polizeischutz mit 20-30 Wagen für 150 Gästefans. “Tut bitte den Schal weg!” sagte eine Polizistin zu Jogi und seiner Frau. “Wo kann man den rausgehen, ohne den Idioten zu begegnen?” “Nirgends, die stehen überall!”. Wenn man das Verhalten der Choleriker im Nebenblock angeschaut hat, kann man das nur als richtige Beschreibung bezeichnen: Wir gehen also raus und natürlich folgen uns Dresdener, obwohl wir keine Fansachen bis auf einen Schal bei 11 Leuten mitführen, nicht singen und auch nichts sagen. Trotzdem versuchen Dresdener einen Schal zu ziehen, aber Hauptsache man ist Deutsch und ehrlich, sonst so im Leben und hat Ehre (nicht unbedingt Arbeit) und offensichtlich viel Wut auf alles, wobei der schlechte Fußball nicht eine Rechtfertigung darstellen soll.
Also Angriff auf die Familie von Jogi und der Schal bleibt bei uns, die Polizei kommt. Wir gehen weiter zur Bahn, der Typ, ich kann ihn im Dunkeln nicht erkennen, folgt uns weiter, wie eine Klette (aber er ist keine St-Paulizecke, welch ein Glück) und läuft 20 Minuten mit uns zur Bahn in die Innenstadt. Dann steigen Jogi und ich ein, Erik und die anderen auch. Ich sehe endlich, dass der Typ wirklich nur alleine ist und eine halbe Portion. Er redet an der Haltestelle mit nem anderen Kurzhaarigen, guckt rein und pöbelt Erik an. Dann sieht er Jogi und mich, ich muss grinsen. Kommt er rein, kriegt er aufs leere Köpfchen von drei Bochumern, denk ich, und er ist auf Kamera. Er guckt blöd und die Tür schließt sich. Gute Demoveranstaltung dafür, was übrig bleibt, wenn der Verstand fehlt oder man so kaputt, abgestumpft und leer ist wie diese berufsdeutschen Heiopeis aus Sachsen. Sorry, ich weiß nicht was die DDR und die Wiedervereinigung so alles falsch machen mussten, um diese “neue Menschenform” zu kreieren.
Schade ist es vor allem, weil die Muffelons aus dem Osten ja nett sein können, wenn sie mal nicht meckern. Und Dresden sollte nicht nur schön sein zur Weihnachtsmarktzeit und die Feiereien echt nett, nur hat das alles mit Fußball recht wenig zu tun. Und das hatte das Spiel auch nur in Teilen.
Frohes Fest Leute, bleibt dem VfL treu.

Tom, CB’93

P.S.: Gute Besserung an Dirk

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