Party crasher für eine Viertelstunde

Es gibt Sachen, die man nicht live erleben will: Das shemale Erlebnis, was der Zahnarzt in Hangover 2 hat, die Besetzung der Krim als Ukrainer durchleiden oder als unwichtiger Gast eine Aufstiegsfeier eines selbstverliebten Clubs wie Köln erleben, der kein anderes Drehbuch duldet, als den Heimsieg, Karnevalssongs und die Party mit einem Stadionsprecher mit Tourette am Mikro (oder war das “Inklusion” den Spakken schreien zu lassen?).
Peter Neururer hatte sein Team in Blau zunächst vor allem gut defensiv eingestellt und die Bochumer bewiesen am Anfang eine bemerkenswerte Zweikampfquote. Klostermann, Fabian, Aqua und Maltritz sowie jungwirth und Latza spielten wirklich stark, waren hellwach. Sukuta-Pasu prüfte Horn nach einem Fehler von Maroh aus spitzem Winkel, noch 0-0 im Rheinenergiestadion. Bochum fightete geschickt, aber natürlich kam die Millionentruppe des FC (mit Millionenschulden 32-40 Mios) auch zu Torchancen, Spielszenen und klaren Feldvorteilen im heimischen Stadion, man wollte heute eben umbedingt aufsteigen. Das war der knackpunkt.

Fast 50.000 bildeten einen optisch opulenten Rahmen bei Flutlicht, Gesang und Anfangschoreo - sie ahnen es schon - “das Trümmelche ging wieder” unentwegt, auch wenn jeder zweite “Kölner” sicher ein erklärendes Textbuch dafür braucht  - wie ich bei “Cottan ermittelt”.

Die erste strittige Szene des Spiels von Aquistapace gegen den kleinen, weißen Mann aus Nippon; sah krass aus, weil 90 kg auf 60 kg prallten, aber das kann man als “Ball gespielt” durchgehen lassen. Die Kölner in Weiß forderten lautstark Elfer (Schmadtke der selbst gefühlt 110 kg wiegt, war sofort beim 4. Mann genau wie Peter Stöger) und der Schiri blieb zunächst cool, wie auch unser Team. Nein, Blau machte geschickt die Räume eng und der große, tolle Efzeh war schnell mit seinem fußballerischem Latein am Ende, außer wenn schnell gespielt wurde über Brecko, Lehmann und den Japaner (also deren Japaner). Und unser Tesafilm spielte wieder viel Alibi, selten war er wirklich mit durchdachten Pässen dabei. Dann vergab der nicht restlos fit wirkende Helmes mal kläglich oder Luthe hielt bravourös.
Insgesamt war wie gesagt Bochums defensive Ordnung sehr gut, aber vorne bekam der etwas behäbig scheinende Sukuta-Pasu nur schlimme Bälle und es kam zu wenig Entlastung bei Kontern. Cwielong und Tasaka, na, das hatten wir schon.
Dass Klostermann (Startelfdebüt) so gut Dampf von rechts machte und flankte, hätte Tasaka fast zum 0-1 gereicht - per Kopf (!9, der Pfosten der Kölner rettet vor der Südkurve.
Dann kommt eine Ecke von links, von Cwielong getreten, der Kölner Pole pennt und Latza macht überraschend, aber in dieser Phase verdient das 0-1 - und die Ziege in Form von Horn guckte etwas blöde zur Halbzeit aus der Wäsche. Es gibt übrigens wirklich den Efzeh-Fan-Club “Redgoat”, ob die Möhren auf der Weihnachtsfeier als Preise der Tombola haben? Man weiß es nicht.
Die Stimmung in der Halbzeit bei uns war gut, denn man wusste, etwas das 0-1 halten, dann wird der nicht zu unterschätzende Klatschpappenteil des Publikums nervös.
Doch natürlich kam Köln mit Dampf aus der Kabine und machte Druck, der neu gekommene Risse nutzte eine etwas späte Reaktion des Bochumer Mittelfeld, als er kurz freistand zu einem fulminanten 1-1, das nicht ganz unhaltbar schien, aber auch gut geschossen war. 50 Minute, alles war wieder offen.
Das 1-1 war dann auch verdient, was dann folgte, nicht so ganz. Partick Helmes reklamierte nach einer harmlosen Umklammerung auf Elfer und bekam ihn (noch) nicht. Die Efzeh Spieler heulten bewußt rum. Dieser Millionen Stürmer wirkt nicht austrainiert und versucht sich halt anders in Szene zu setzen. Dann kam seine Situation. Ein Zweikampf im Laufduell mit Aquistapace und wieder fällt der FC Stürmer um und nun muss ja der Schiri endlich den Elfer pfeifen, den Köln die ganze Zeit will. Man kann den englischen Fußball anhimmeln und sich wundern, warum internationale Härte beim Nationalteamfehlt, aber dann muss man auch mal sowas laufen lassen. Bochums Fehler war in dieser Phase, nicht stattzufinden.

Luthe hält bravourös rechts unten gegen  Helmes, doch Malle, Fabian und Co laufen zu langsam los : 2-1 im Nachschuß. Das Trömmelche geht wieder. Diesmal war Patrick Helmes wirklich clever. Schade. Sicher, wenn ein Team 70 % Ballbesitz hat, spielt, macht und tut und schnell kombiniert, kann man verdient 2-1 führen, aber halt nicht so, auf diese Weise. Und die Rote gegen Aquistapace war zu hart, vor allem weil Malle noch dahinter war, aber irgendwie regelkonform. Diese Szene war DER Knackpunkt der Partie. Nach dem 1-1 kam Bochum nochmal auf, nach dem 2-1 hingegen schien der VfL zu geschockt und baute zusehens ab. Insgesamt war Bochum in der Halbzeit nicht mehr so wach und clever im 1-1-Zweikampf. Das Glück fehlte hier und da. Und irgendwie muss man 17 Millionen Spieleretat gegen 7 Millionen ja auch merken, sonst wären Schmadtke/Wehrle und Stöger schön blöde.

Das 3-1, nach einer langen Flanke vom Kalker Risse auf den eingewechselten Ujah, der das cool macht, ist die Entscheidung des Spiels (und des Aufstiegs), aber Latza traut sich nicht wirklich einzugreifen, wohl auch wegen der Roten Karte gegen Blau-Weiß vorher (mit Blick auf Bielefeld). In der 80 Minute verließen viele Bochumer vorzeitig das Stadion und bekamen den anschließenden Platzsturm nicht mehr mit, dafür sah man Pyro am Taco Loco (und in der Stadt), Einsatzbahnen (mit gefrusteten VfL’lern) mit Polizeibegleitung die Aachener Strasse runter und feiernde Fans in rot-weiß. Merde beaucoup.

Ein Remis wäre drin gewesen und so verließ Bochum die halbtollwütige Ziege an diesem Ostermontagabend mit einem Gefühl im Magen: Das wäre nicht nötig gewesen zu verlieren, hätte man in der 2. Halbzeit weiter so cool, konzentriert und so abgezockt wie die Domstädter agiert. Und der Schiri wäre standhaft geblieben. Und und und. Hätte hätte hätte…. Aber Ehre hat zumindest nicht verloren (und Gulden feiert sein Profidebüt).

Was bleibt, sind die recht ordentlichen ersten 50 Minuten und die Gewissheit, bei ähnlicher Leistung gegen Arminia Bielefeld - zu den Maischützen - die Klasse halten zu endgültigkönnen. Und das Gefühl: Schade, doof gelaufen und bei der funky-goatie-Party hat kein Bochumer was verpasst, wenn er nicht da war, sondern im Osterurlaub.

Außer er steht auf ganz merkwürdige Sachen….(Rasen ausgraben, Eckfahne klauen). Fazit: Insgesamt natrülich verdienter Aufstieg der Kölner, redlich erarbeiteter Sieg in der 2. Hz, aber wieder das typische “Wir drehen uns nur um uns”-Silberrückengehabe, wo der Gegner in der Wahrnehmung nicht stattfindet: Ohne die spezielle Situation sicher eher ein Remisspiel, so eine letztendlich verdiente Niederlage.

Tom, CB ‘93

P.S.: Danke noch mal an Marcel, dass er sich nicht hat abwimmeln lassen hat und die Karten besorgte!

Kommentarfunktion ist deaktiviert