Da capo

In acht Tagen gehts (endlich) wieder los. Der VfL Bochum startet in seine fünfte Zweitligasaison in Serie - mit einem Heimspiel gegen den “Topfavoriten” Greuther Fürth, Samstag den 2.8.2014. Manche fiebern dem schon entgegen.
Bochum wird realistischerweise nun zeigen müssen, dass es nach oben noch irgendwie konkurrenzfähig ist. Nach drei Abstiegskämpfen in der 2. Liga, die viel im Umfeld sediert und den Geldfluss für den Verein sehr überschaubar gemacht haben, gilt es.
Der Kader 2014/2015 um die Neuen Terodde, Sestak, Celozzi und Co hört sich erst mal besser an als im letzten doch fußballerisch überschaubarem Jahr mit Sukuta-Pasu, Aydin sowie Tiffert. Die Testspiele boten sechs Siege in Serie (auch gegen den VfL Wolfsburg) bis man gestern gegen Grosny (was ja schon auf russisch “schrecklich” heißt) auch mal wieder 1-2 verlor: Es sieht also so schlecht gar nicht aus, wenn man die Vorbereitung nimmt.

Aber - und in Bochum gibt es immer ein Aber - da gibt es zwei-drei Sachen, die man noch sagen muss. Da ist das alte Ding “Peter und die Ultras”. 2004 und 2014 legte sich der Coach mit der Speerspitze der Fans an und - auch das wissen wir - nicht nur da ist der Bochumer Trainer nicht ganz unumstritten: Trotz des Klassenerhaltes legte man Peter, dem großen Motivator, zur Last, nichts weiter im Kader entwickelt zu haben, dazu beim Mobilat-Fantalk zu viel sich selbst zuviel zu promoten, dazu geht’s weder sportlich noch pekuniär aufwärts. Nur Sprüche, das reicht am Ende nicht, denken bestimmt 30-40 % der Kurve, das sind keine 200 Unverbesserliche. Das ist ein Konfliktpotential, das sofort hochgehen kann, wenn man gegen Fürth, Aue und VfB Stuttgart sowie Union Berlin keine realen Erfolge erzielt. Und das ist bei diesen kniffligen Paarungen zumindest im Bereich des Möglichen.
Und dann sind solche unterschwelligen Konflikte brutal schnell außer Kontrolle, wo heute noch Ruhe oder gar Lethargie ist. Gewinnen wollen Neururer und sein Co Funny gegen Fürth so oder so, aber sagen wir, es ist diesmal noch ein Tick wichtiger als sonst, diesen Konflikt zu überwinden.

Beim Testspielsieg in Eupen gab’s leichte Krawalle im Grenzland und auch wieder “Neururer raus”, womit in Wuppertal beim SV während des Saisonausklangs unglamurös geendet wurde.

Dazu kommen Clubs wie Heidenheim und Red “Arschbulle Leipzisch”, die im Vergleich zum klammen VfL im (Sponsoren-)Geld schwimmen. Altegoers Abgang bedeutete, dass niemand mehr einen Freundeskreis an Geldgebern aquiriert und dass Bochum chronisch klamm ist, während Red Kommerz Kuh einen Spieler für 9 Millionen im Gesamtpaket kaufen kann, weil man in zwei Jahren “international spielen möchte”. “Bochum kann auch Meister werden” ist kein platter Peterspruch, das ist eine sehr reale Drohung an Clubs aus der ersten Liga. Der VfL ist da dieses Jahr schon Laufkundschaft, das ist traurig, aber wahr. Dann muss man wenigstens, ich sach’ mal ganz doof, ein Block der Ablehnung gegen das Kunstprodukt sein und sich nicht mit sich selbst beschäftigen.
Dann kommen Clubs wie Nürnberg und Sechzig, die verschuldeten Lauterer (die uns trotzdem Latza wegnehmen wollen ), Düsseldorf und Berlin sowie Pauli, die uns einheizen werden.
Dazu werden die Westderbys rarer als Wasser in der Wüste - und jedes verdammte Auswärtsspiel ist mehr als 500 km entfernt. Klar, Darmstadt wird Kult, FSV Frankfurt geht auch, aber schon in Aue ist nur noch der harte Kern, und wir wissen ja, das sind die Idioten, die Peter nicht mag und umgekehrt.
Diesen Knoten gilt es mit Siegen zu durchschlagen, dazu das Spiel schneller zu machen und neben der defensiven Ordnung des letzten Jahres, eine neue, fetzige Kontertaktik zu spielen, die dem Gegner einheizt. Auch den teuren Teams aus Nürnberg, Leipzig und Düsseldorf muss man etwas entgegenstellen, das über “deren Spiel kaputtmachen” hinausgeht.
Dann kommt ein anderes Problem. Nach Protesten gegen die korrupten Fifa-Mumien und die Regierung in Brasilien wurde die WM 2014 zum globalen Erfolg, von Südamerika bis in die USA, überall wurde Fußball geschaut. Und die deutsche Mannschaft siegte mit meist mitreißendem Fußball. Ein 7-1 gegen Brasilien wird immer ein Highlight bleiben. Dann soll der treue Bochumer Junge nun zurück zu seiner kargen Zweitligarealität, mit Tasaka, Latza und Jungwirth. Der Fan muss mit Luthe statt Neuer vorlieb nehmen. Der Aufschlag der Realität wirkt dann noch größer.
Kramer sagte mal, der Unterschied zwischen Favres Training und Neururer seien “Galaxien, nicht nur Welten”. Dann wurde er Weltmeister und spielte bis zur Gehirnerschütterung 2 Milliarden Menschen bravurös vor. Vor drei Jahren war er nicht mal Stammspieler unter Bergmann. Nein, die Euphorie und der Boom des 4. Weltmeistertitels nehmen die großen und erfolgreiche Clubs mit.
Sollte es der VfL sein und spielt er oben mit, werden sich die Fans mit dem Trainer versöhnen und der Boom wird sich auch auf den VfL auswirken. Das zurückhaltende Publikum wird wiederkommen und alle haben es schon immer gewusst und Peter kann Sprüche klopfen. Aber wehe, es kommt anders.
Hoffen wir das Beste, gerade, weil die Welt zur Zeit aus den Fugen zu geraten scheint, brauchen wir in Bochum “Brot und Spiele” und endlich wieder Aufstiegseuphorie.

Vielleicht haben Neururer und Hochstädter ja die richtige Mischung gemischt um uns chronisch skeptische (das ist laut US-Medien “deutsch”) Bochumer zu begeistern: An Löw glaubte vor dem Turnier auch keiner und er hat’s allen gezeigt. Peter, wir wollen, “da capo, da capo” rufen und dann darfst du auch wieder tanzen, wenn wir zweiter werden. Realistisch ist Platz 5-9 und das brauchen wir endlich mal wieder.

Tom;CB’93

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