Lieber tot, als rot(er Bulle)

Montag war ich auch der JHV wie 611 andere Mitglieder. Wie alle diese treuen VfL-Seelen ging mir die Rede des neuen Wilken Engelbracht unter die Haut. Sehr klar und einfach berichtete der neue Zahlenmann, wie wirtschaftlich angespannt es beim VfL seit 2010 zugeht. Ohne “Altegoer and Friends” und ohne Erstligaeinnahmen, ist der VfL tief(er) in die Kreide gerutscht. Das war ein sehr bitterer Moment, als man das noch mal erklärt bekam. Gleichzeitig wuchs in mir die Hoffnung, dass Leute wie Hochstätter und Wilken, das Schiff wieder aus dem Schlamm ziehen können.

Dem RB Leipzig und - damit unserer Antithese aus dem neureichen Sachsenland - geht es komplett anders. Die schwimmen im Geld, holten für 14 Millionen neue und lassen einen Club wie Mainz richtig cool erscheinen. Ein zuckerhaltiges Konsumprodukt aus den Neunzigern verhilft einem Fünftligaclub SSV Makranstädt aus der grauen Vorstadt von der Sachsenmetropole in die Spitzengruppe der Zweiten Liga. Und ein “old school Club” wie Bochum 1848 , muss sich auf der eigenen JHV aus Sparzwängen von Lokalpolitkern polemisch “als kalt und herzlos” darstellen lassen, weil man “den Fraufußball abschaffen möchte”. Vermutlich gibt’s den “Frauenhype” in drei Jahren in Leipzig auch, denn Wolfsburg, Bayer und der FCB sind ja auch in der ersten Frauenliga - und wetten bald kommt Hoffenheim und der FCI. Dem neureichen Gernegroß aus der Austria namens M. ist das alles herzlich egal. Er will ein größeres Zentralstadion (vermutlich mit Hilfen aus dem Soli), er will Championsleague, er will Clubs in Nordamerika, Österreich und eben in Deutschland (plus Eishocke in Mannheim und München). Er will, er will, er will ……Klar, die Pillen, die Wobs, Hoffenheim oder Ingolstadt sind auch nicht coole Clubs wie Pauli, der SV Werder Bremen oder Eintracht Frankfurt, aber das was Rasenball Leipzig macht, ist gleichsam eine bunte, ebolainfizierte Steiffpuppe einem Kindergarten zu schenken und dann zu sagen, “naja, in der KITA gibt’s halt immer Viren, sind halt Kinder da”.
Nein, wenn der Hyperkommerz, Manchester Kapitalismus und die Abetung des Geldes den Herrn Sarkasmus treffen, dann wird RB folgerichtig “zur Hoffnung des Ostens deklariert”, welch Ironie. Die Hoffnung des Ostens, namens Dynamo Dresden, da spielt der VfL, vier Tage später und dieses Spiel wird enorm wichtig für die gebeutelte Vereinskasse der Westfalen und auch der Sachsen, aber dieses Spiel ist eben kein Klassenkampf, nur wichtiger und echter Fußballkampf. Dieses Leipzig ist das nicht und wird es nie werden.

Der ist erst mal Rangnick. Okay, bei dem Backnanger bin ich vorbelastet. Der hat einst den genialen Michael Hägele in den Achtzigern bei der VfB-Jugend aussortiert. Der ist nicht so glücklich im Umgang mit Menschen, galt als der “Professor”, machte im anderen Kosmetikprodukt Hoffenheim und dann scheiterte ausgebrannt auf Schalke. “Stars” kann der Profssor nicht, ohne das ganz große Geld auch nicht, so schafft sich der bebrillte Schwabe ganz unschwäbisch ein neoliberales Protzreich in Leipzig, wo nun alle denken, so funktioniert es wohl im Westen. Aber ich bin ja kein Freund von Westerwelle, daher kann ich mir den Respekt davor sparen.

Nun, um ehrlich zu sein, das Geld würden ja viele nehmen und natürlich hätten auch gerne Paderborn und Köln so in Liga eins einkaufen dürfen wie die Messestädter. Poulsen, ein dänisches Supertalent, Compper und Khedira junior sind Namen, die Ehrfurcht erwecken können bei Zweitligagegnern. Dazu mopste der RB Bochum sein Talent Klostermann, aber wir wissen leider seit Montag, das Geld dafür hält uns am Leben. Genau wie der Goretzkadeal mit Schalke sicherte der Deal mit Klostermann unsere Gegenwart und verkaufte seine Zukunft. Wir handeln mit “dem Bösen” (Putin-Gazprom) und können hinterher nicht unsere Hände in Unschuld falten und sagen, wir sind rein. Aber wir Fans können und müssen umso mehr Stellung beziehen, auch wenn es den RB Express nicht schlußendlich aufhält. Aber es geht ums Prinzip. Die Ultras des VfL boykottieren ebenso wie die Fanini und andere Bochumer das Spiel am Freitag. Es sollen so 300 werden, die sich im Stau der A4 nach Osten quälen und über die brandneue A 93 an Bochums Partnerstadt Nordhausen nach Osten begeben. Auch eine Bochumer Drohne wird eingesetzt. Warten wir’s mal ab.

Denn nach fünf langen Wochen ohne Sieg wird dieses Spiel am Freitag ein echtes Schlüsselspiel. Gegen Heidenheim und Nürnberg stotterte “der neue Porschemotor im Trabantchassis” noch überraschend deutlich und genau da sollten die Mannen Neururers angreifen. Der Coach hat im Gegensatz zum Sportdirektor gezeigt, dass er wie viele Fans nichts hält vom Salzburgdoesnfranchise. Er soll seinen Sprüchen iN Sportbild Taten folgen lassen und ist selbst im Fokus.

Die Mannschaft des VfL stagnierte zuletzt spielerisch, läuferisch und taktisch im 4-4-2 nach einem sehr guten Start und droht bei einer klaren Niederlage und einem Aus im Pokal einen weiten Schritt zurück zu machen. Positiv gedacht ist der Motivator “Peter der Große” gefragt, der seinen Spielern die Wut des Underdogs für Freitag einimpfen sollte. Sonst kommen die Wutbürger in Bochum zum Zug und werfen dem Marler das vor, was er öfter hört: Große Worte, wenig Taten, viele heiße Luft, lasches Training und taktisch das Fehlen eines Plan B: Doch noch ist der Retter nach dem 0-3 gegen Aue und Medienantagonist scheinbar unantastbar.

Er muss die Fülle an Spielern (ja ihr ahnt, “Reha Gayamerah” wird im kicker morgen stehen) nutzen, den Etablierten Druck zu machen, er muss die Emotionen hoch kochen lassen und er muss trommeln für Bochum.

Denn “raus aus der Misere” kommt der VfL nur durch zwei Dinge: möglichst viele Siege im Pokal und der Liga: am besten bei den sächsischen Gegenspielern aus Leipzig UND Dresden. Und Freitag ist was drin, wenn man sich nichjt überfahren lässt wie beim 0-5 in Heidenheim. Mein Tipp: 1-1.

Folgende Elf, schlägt VfL4u vor

RBL: Coltorti (Bellot) - Jung, Compper (Klostermann), Sebastian, Teigl (Heidinger) - Demme, Khedira, Kaiser, Fandrich (Kalmar) - Morys (Frahn), Poulsen
VfL: Luthe - Holthaus (Perthel), Fabian, Simunek (Cacutalua), Celozzi - Gregoritsch (Terrazzino), Losilla, Latza, Tasaka - Terodde, Sestak (Weis)

Und da Fußball von ehrlichen, aber auch unerklärlichen Emotionen und Subjektivismen lebt, sage ich: Lieber tot, als rot(er Bulle)…..

Nicht besonders originell und viel zu polemisch?

Egal, ein Sieg am Freitag würde mich wahnsinnig freuen….

Tom,CB’93

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