Mit der Träne im Knopfloch

Als der VfL Bochum abermals im jungen Jahr 2015 tollen, spektakulären Offensivfußball zeigte, das 3-1 war richtig Weltklasse, da freuten wir uns alle im Block A so sehr wie alle 14.600 Bochumer im Ruhrstadion. Aber der ein oder andere Gedanke - so sind wir VfL Fans halt - ging zurück zu der Zeit vor der 0-5 Niederlage auf der Ostalb im Oktober 2014. Selbst unter dem offensichtlich nicht so differenzierten und anspruchsvollem Training Neururers stand der VfL oben, als man gegen den Aufsteiger baden ging. Dann siegte man lange nicht mehr und wurde von oben nach unten durchgereicht. Mein Traum vom Aufstieg zum eigenen Buch (Kleintomtraum) zerplatzte, daher stand ich gestern auch nachdenklich im Jubel. Was wäre mit diesem Fußball von Anfang an möglich gewesen…

Aber das Leben ist kein Ponyhof oder Signal-Iduna-Park, nein, das Momentum der Freude im Rewirpowerstadion überwog nach dem tollen 4-1 Erfolg gegen Heidenheim.

Eigentlich sollte am Freitag dem 13. (bei mir auch ohne das obligatorische PS4-Spiel) nicht viel Gutes kommen, aber die schwarze Katze war nicht aufgetaucht, Verbeek verkaufte sich relativ brav auf der Pressekonferenz und Bochum spielte gleich voller Mut auf die Ost. Terrazzino vergab eine Chance, doch die Blauen schnürten die Roten fleißig hinten ein, wie schon Düsseldorf, Frankfurt und Braunschweig zuvor. Doch das nur auf einer Position geänderte VfL-Team (mit Eisfeld für Gündüz) in der Startaufstellung (Vorwoche) dominierte die Gäste nach Belieben und das 1-0 fiel folgerichtig, als ein Angriff über Celozzi von einem Roten über den eigenen Torwart verlängert wurde und Terodde die Konfusion souverän nutzte. Der VfL war nun richtig unter Strom und drückt weiter die Württemberger nach hinten, die wie die Frankfurter und Braunschweiger erkennen mussten, dass Verbeek nicht nur redet, sondern auch umsetzt. Ob’s dem Gegner nun immer beim Ortsschild Bochum flüssig kommt, wird man sehen, aber ausgeschlossen ist das nicht.

Bochums 2-0 fiel folgerichtig durch den bärenstark Sestak, der einfach mal satt abgezogen hat, als die Abwehr des FCH den Ball nicht richtig schlau verteidigte. Das neue Bochum nutzt diese Fehler des Gegners nicht nur, es hetzt die Beute neuerdings auch. Der Gegner lief an der Castroper weiter dem Ball hinterher, genau wie sich Hochstätter und Verbeek sich das vorstellen: DOMINANZ.

Hatte man vor dem Spiel über Gündüz angebliche Gehaltsverdopplungsvorstellungen geredet, redete man nun darüber, ob man auch 5-0 gewinnen könnte. Bochum spielte auf 3-0, doch auch gestern gelang eben nur fast alles. Allerdings reagierte auch das nur von wenigen Fans begleitete Schmidtteam jetzt und begann nun auch selbst mal Fußball zu spielen. Erste Tests von Esser sollten die Folge sein. Er löste sie bravorös (gegen Leipertz, Niederlechner) und die Zeit von Luthe scheint an der Castroper immer mehr abzulaufen, unter einem Trainer, der will, dass jeder mit dem Ball mitspielt. Ist halt Fußball holländischer Prägung….

Bochum kriegt aber zur Zeit auch jedes Spiel einen Elfer gegen sich: gegen FSV, gegen F95 und so auch gestern. Diesmal zurrecht, weil Latza das Bein stehen ließ. Elfermeterkiller ist der Esser nun nicht…..aber Esser rettete nochmal gegen Niederlechner. Die Gäste gingen und kamen motiviert zum/vom Pausentee.

Das offene Spiel beendete Sestak mit einem Abpraller zum 3-1 (Weltklassepass von Eisfeld). Es kamen auch Gündüz und Bulut nach der Pause, zum offenen Schlagabtausch. Nach dem 3-1 fiel das 4-1 durch Gregoritsch, die Partie war gelaufen. Dass der Elfer zum 5-1 vergeben wurde, ist nur eine Randnotiz eines rundherum gelungenen Abends. Bochum rockt die Zweite Liga und ist z.Z. die attraktivste Mannschaft der Liga ZWO, leider aber nur 9.ter der Tabelle. Der Blick nach unten wird entspannter, der Blick nach oben bleibt wehmütig. Hätte, wenn und aber gibt es nicht und bringt auch so wenig wie die 95. Minute im Borussiapark 2010 zu bedauern.

Bochum spielt tollen Fußball, das Team ist fit, gut eingestellt und ein freakiger Trainer geht seinen geraden, sturen Weg: viele hoffen seit gestern, dass Bochum das Ende der Talsohle erreicht hat und vielleicht 2016 oben anklopft.

Nein, wir freuten uns in der Ritterburg und später bei der Ultras Schlagerparty über das tolle 4-1, das wie das 3-3 und das 4-2 Bock auf Heimspiele macht. Und die coolen Auswärtsmatches in Nürnberg und Darmstadt erscheinen nun plötzlich auch nicht mehr so unschön.

Tom,CB’93

P.S.: Gruß an den holländischen BoJu Fan aus Harlem, der seit 1973 zum VfL geht. Chapeau: Er ist für mich neben Doppelpack Sestak “Man-of-the-match”.

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