Lilienartiges Darmstadtium überstrahlt Bochumer Tulpenfans

Darmstadtium („EkaPlatin“) ist ein ausschließlich künstlich erzeugtes chemisches Element mit dem Elementsymbol Ds und der Ordnungszahl 110. Es zählt zu den Transactinoiden.

“Aha, soso”, denkt man sich da, “schräge Info!”, denn “künstlich” war an dem verdienten 2-0 des SV Darmstadt 98 gegen den VfL am Ostersonntag wirklich nichts. 1800 teils gut angeheiterte Bochumer unter den 16.000 Fans am Böllenfalltor gerieten schon vor dem Abpfiff unter Schock - ein wohl junger Fan wurde vor dem Spiel eine Viertelstunde reanimiert - das dämpfte die Stimmung natürlich vorab. Die Fans blieben in der ersten Hälfte aber nicht nur aus Pietät, sondern auch aufgrund der Spielweise des Teams ruhig.

Passiv wie einst unter Funkel, Neururer, Neitzel, Bergmann oder Heinemann reagierte der VfL auf die Bissigkeit der Lilien höchst träge und wurde von deren Flügelattacken stets gefordert, SV98 2015, das ist Rennen, Kämpfen und gute Standards, leider reichte das für Bochum an diesem Tag völlig aus.

Bochum hatte in der 1. Halbzeit nur eine Torchance aus dem Spiel heraus, Mathenia hielt diese. Die Südhessen starteten von Beginn an so, dass sie mal wieder zu Hause gewinnen wollten. Pressig, was man durchielt, dazu Galiigkeit und Theatralik, dazu ein Schiri, der drauf reinfiel, das stellte diesen schwachen VfL auch schon nach einer Minute vor Probleme, das Tor fiel dann im Anschluß an eine Ecke, Heller flankt den herausgekommen Abwehrball wieder rein, Kaptain Bregerie verwandelt mit dem Kopf zum hochverdienten 1-0.

Der VfL schien nichts dagegegen zu haben, dass die Lilien weiter der absolute Herr im Hause waren, aber das 2-0 verhinderte nicht Esser, sondern der Pfosten links. Bochums Antizipation auf die überschaubare Spielweise des Gegners war schlecht.

Im Bochumer Block entwickelte sich derweil eine komische Mischung aus Trägheit, Bierdurst (”Pfungstädter”) und Aggression. Dazu kam das Schweigen wegen des vermeintlich toten oder verstorbenen Fans. Als die Sonne nach dem Pausentee ihre Kraft verlor, sollte Sestak nicht mehr dabei sein, Bulut kam für ihn. Es fehlte hier und heute auch  der agile Gündüz, dazu der AV Perthel (der schwache Cacutalua brachte wenig) und ein Jungwirth, der heuer für Darmstadt spielt, um Totalausfall Latza zu ersetzen.

Nein, ohne Sonne kam der VfL zwar immer noch nicht richtig mit dem Pressing der kollektiv starken Schustertruppe parat, aber es wurde nun endlich nach vorne gespielt, die vielen Vorschußlorbeeren der Medien über die tollen Bochumer konnte man an diesem Sonntagmittag nicht nachvollziehen.

Zweimal musste der Liliengoalie gegen die schwarz gewandten Bochumer retten, das war es dann auch fast schon von der Verbeektruppe in der Fremde.

Als der VfL fast auf dem Weg zu einem glücklichen 1-1 war (so endete das Hinspiel), kam wieder ein Standard, eine Ecke, Balogun steht frei und macht per Rechtsschuß das 2-0, Esser kommt nur leicht dran, dann rollt er über die Linie. Der Strohengel zeigt seine wallende Mähne und die Bochumer gehen aus dem Block, die Brigade kriegt sogar Polizeibegleitung, die meisten wollen jetzt nur noch raus und manch einer denkt, “Ker wat ein Mist!” als er die A45 nach Hause fährt oder im Zug sitzt.

Die 1% Chance auf eine wie auch immer geartete Aufholjagd wurde zu besten Ostereiersuchzeit ohne Not verschenkt, Darmstadt kommt mit einfachen, aber wirkungsvollem Pressing plus Standardstärke und Minietat zum Sieg an einem Ort, wo Fußball noch so ist wie 1982. Da verlor der VfL zuletzt in der Bundesliga in Darmstadt, manche Dinge ändern sich halt nie.

Verbeek, in dessen Land man herzlich Tulpen züchtet und guten Fußball kreiert, muss drauf achten, dass sein Team gegen die Plastikbullen und in Sechzig keinen weiteren Käse anbietet.

Frohe Ostern 2015

Tom,CB’93

P.S.: Grüße an die VfL Fans Odenwald und an die Neuhaus Gang

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