Umzug

Ich ziehe gerade um. Das ist eine Sache, die Produktname Leipzig auch demnächst vor hat. Das WM-Stadion von 2006, mit viel Geld aus der öffentlichen Hand ausgebaut und im alten Zentralstadion beheimatet, wird dem visionärem Geldfreund Mister M. als zu klein, zu wenig spritzig, zu profitarm betrachtet.

Das ist auch das Problem, also nicht mein Umzug oder der des außerhalb Leipzigs legandär unbeliebten Produktteams von einem historischen Ort der DDR hin zur seelenlosen Arena auf der grünen Wiese, nein, die Entscheidungsfindung an sich ist der Skandal. Er, der Umstrittene (für ihn Unumstrittene), entscheidet aufgrund von Tipps seiner Marketingstrategen, das ist kein Pseudo-Verein, das ist auch keine klassische Firma (AG). M. ist ein Mann, der mit seiner Firma, deren Produkt komplett sinnfrei ist, die damit verbundene ökonomische Macht stoisch ausnutzt, um seine Ziele durchzusetzen. Er ist kein Patriarch alter Schule mit soziale Verantwortung, wie der seelige Altegoer oder Ulonska von Fortuna Köln, er ist kein Performer gegen den Strom. Er ist der reichste Österreicher und er scheißt auf die dauernden Proteste der deutschen Fans von Ost und West, Nord oder Süd gegen seine Retortenkicker, die unbeliebter sind als der Staat Israel in Nahost. Er sagt, das seien Randgruppen. Diese Arroganz von Macht und Geld, ausgelebt und zur Schau gestellt, sorgt für etwas seltenes: Alle Fans aller Clubs werden gemeinsam kreativ gegen etwas, was niemand will. Ein weiterer, vorprogrmmierter Cl-Aspirant in einer Zeit, in der man sich notdürftig an Ingolstadt, Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg gewöhnt hat, kommt sowas zum Quadrat. Mitgliedsbeitrag 900 Euro, nur Mitglieder, die zum Konzern gehören bzw. dafür arbeiten, kein Financial Fairplay, den gar Hopp opportunistisch fordert, keine Tradition, keine Bescheidenheit und Ralf Rangnick. Fragen?

Das klingt so, als hätte jemand bewusst vor, sich unbeliebt zu machen. Aber nein, er will nur für sein Produkt werben. Keine Flugshow, nein, eine Art Harlem Globetrotters will er ausgerechnet im zuweilen piefigen Sachsen aufbauen. Nur Samba wäre dort noch schräger.

Und nun gibt es Leute in der Stadt, die das toll finden, so nach dem Motto, der Westen hat uns immer verarscht, nun wollen wir den total überdrehten Hyperkapitalismus als Dauerkirmes in die Stadt holen. Und die Leute kommen wie die Fliegen, die den Fäzes umkreisen. Unfassbar.

Außerhalb der alten Messestadt nimmt man das zur Kenntnis, weiß doch der kapitalistische Westen ganz genau, diese tollen Ziele werden irgendwann auf den Boden fallen wie eine Rakete oder es wird die neue Nummer Zwei hinter Bayern.

Jetzt mal ganz ohne Neid (der sicher auch mitspielt) oder irgendwelchem Hardcorefußballnostalgismus (der ganz sicher mitspielt): Wer braucht diesen neuen Club, der ja noch zwei Leipziger Konkurrenten hat und den gesamten sächsischen Fußball mitabwickeln wird? Niemand. Es gibt Chelsea und Paris St. German, warum noch so ein “deutsches” Produkt, wo der hiesige Markt bis in die vierte Liga komplett gesättigt ist?

Diese Idee des Produktes ist wie an der Küste in Kalifornien ‘ne neue Burgerkette zu gründen und selbst Amis damit abzufucken. Das ist legitim, die Ablehnung der Leute aber auch. Wieso will das Produkt nun Solidarität? Mc Donalds solidarisiert sich mit Burger Kind? Hat Herr M. das ernst gemeint? Da haben Mateschitz und Rangnick wohl die freie Marktwirtschaft, die man so gerne vor sich herträgt, nicht ganz verstanden. Konkurrenz bedeutet, die wollen was von unserem Kuchen. Oder man geht vom Vereinsgedanken aus, aber darauf geben die beiden wohl nix.

Morgen geht’s für den VfL  ab 13.30 Uhr also nicht nur gegen einen normalen Punktgegner, es geht gegen ein Konzept, was den VfL Bochum überflüssig macht und durch ein Produkt ersetzt. Aber der Konsument hat immer noch die freie Wahl und wir können unser Team von Platz 8 weiter nach vorne brüllen, auch wenn es wohl nach dem 0-2 von Darmstadt um nix mehr geht.

Eigentlich muss ich ja morgen die Küche mit umbauen. Aber ich will irgendwie woanders helfen, den Erfolg dieses für mich unzumutbaren Produktes zu verhindern. Das erwarte ich Morgen von jedem fanatischen VfL-Fan: den Willen, den Unmut laut zu äußern oder einfach nur dagegen zu sein. Ich bin da guten Mutes. Das wird.

Denn Mister M. ist nur ein Mann und auch dessen wilde Ideen kann man stoppen, auch wenn das eine romatisierende Idee von mir ist, wie die gescheiterte Idee vom Sozialismus. Aber man kann ja klein rumspinnen…

Aber wenn Verbeek seine Leute erneut gut aufs Heimspiel einstellt, wird das das Siegerteam sein [und es kommt “braune Brause aus der Hose”]:

Esser — Celozzi - Bastians - Fabian - Abdat –  Latza - Losilla - Eisfeld – (Terazzinno) –Sestak - Terrode

Produkt - Produkt - Produkt - Produkt -Produkt - Produkt - Produkt - Produkt -Produkt -Produkt -Produkt

Tipp: Leider 1-4

Tom; CB’93

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