Kassenbrillenträger

Manchmal kommt es anders, als man denkt. Ich hab so gegen 11.30 Uhr an diesem sonnigen Sonntag gedacht, “Mist, jetzt kannste nicht zum Spiel!”. Die Küche von A nach B zu bringen und dort 1-1 aufzubauen, erwies  sich als komplizierter als gedacht. Eigentlich dachte ich, das klappt nie  - und am Ende war dann doch alles gut. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich mich dabei ertappt, dass ich mich freute, um 15.15 Uhr  - da war die Sache bei mir in der Wohnung gewuppt - nicht deprimiert im Block A zu sitzen und Löcher in den blauen Himmel zu starren. Und das sagt eigentlich alles über das maue Spiel gegen das Produkt aus.

Bochum verlor mit dem 1-2 gegen Leipzig das erste Heimspiel seit 6 Monaten, das hört sich noch ganz okay an. Das dritte schlechte Spiel in Folge brachte die 2. Niederlage in Folge, nach Darmstadt zeigte auch Leipzig, wie leicht man sich auf das neue Spiel unter Verbeek einstellen kann, wenn man die Mittel dazu hat. Das ist auch noch akzeptabel gegen wahre Spitzenteams.

Das Pressing der Sachsen war wirkungsvoller als alle Fanproteste gegen den reimportierten Kirmeskapitalismus aus dem ehemaligen Tal der Ahnungslosen.

Luthe, der für den zu Sturm Graz wechselnden Esser im Tor stand (dafür holt Leipzig Selke für 10 Mios), sah gleich einen Kopfball eines Roten am linken Pfosten vorbeisausen. So ging es weiter, die Gäste pressten, sie liefen gedankenschnell auf den zweiten Ball und Bochums Mittelfeld fand kein einziges Mittel gegen diese Strategie des Trainers Beierlorzer.

Striker Poulsen stand dann ganz frei und ließ Luthe keine Chance beim 0-1. Zwanzig Minuten fand Bochum nicht statt, ehe man sich etwas befreien konnte. Die fast 19.000 Livezeugen sahen mal wieder den typischen, negativ apostrophierten VfL - ohne Mumm, Kampf und Geschick. Dabei hätte Terrazzino das 1-1 machen müssen. Er scheiterte, gut freigespielt, knapp rechts vom rechten Pfosten.

Die knapp 150 kassenbrillentragenden Konsumentenopis mit ihren selbstgebastelten Fahnen im Gästeblock sind wohl die Rache auf Kohls Versprechen “von den blühenden Landschaften”. Dem VfL blühte fast das 0-2, nein mit dem 0-1 zur Pause war man eher gut bedient. Soli?

Immer weiter reichte dem Gegner eine biedere Leistung, die stets nicht so überragend war, um wirklich klar besser zu sein. Das war auch in Darmstadt nicht anders. Aber nie hatte man das Gefühl, es kippt noch. Naja, vielleicht nach dem 1-1, was Terodde überlegt machte: er war toll freigespielt worden, trocken ins Tor.

Da geht noch was? Never, die Leipziger machen das 2-1 abgezockt. Fabian verursacht gegen einen fallsüchtigen Gast einen unberechtigten Freistoß (Danke Weiner!), der Schütze Kaiser nutzt den blauen Hühnerhafen namens “Mauer” und Luthe sieht nicht toll aus. Ziemlich humorlos ging das Spiel mit den Hoffnungen der Bochumfans um. Mit seinen langen Bällen, mit Fabians Tagesform, mit Eisfelds kreativen Loch und Latzas Formtief hatte Bochum drei-vier Totalausfälle, die mit diversen unglücklichen Kleinigkeiten verknüpft wurden. Das Puzzle ergab das Wort: HEIMNIEDRLAGE.

Keine Frage, man kann gegen diese aufgemotzte Millionentruppe verlieren, die einen Comper bringen kann - am Ende, wenn Bochum unbekannten Nachwuchs einwechselt. Das ”Wie” stimmt bedenklich. Denn so sehr wie alle Fußballfans in der ganzen Republik diesen Club aus tiefstem Herzen ablehnen, so gleichgültig wirkte die Spielweise der Blau-Weißen heute. Nicht die Millionäre rannten nicht, Bochum tat zu wenig.

Verbeek braucht gegen Sechzig einen Plan B, damit die heutigen Niederlage nur “eine Niederlage des Prinzips des ehrlichen Fußballs” war. Denn die Kassenbrillenträger und sonstigen geschmacksverwirrten Unterstützer dieses ungesunden Brause-Produktes sollen doch bitte Dortmund und Schalke mit ihrer schrecklichen Anwesenheit nerven. Ich kauf mir lieber einen Hund, als mir in 10 Jahren Ing gegen Produkt 2 live auf SKY - anstatt HSV-Werder - anzuschauen.

Leute, der Albtraum wird demnächst wahr, wobei, denke ich an HSV, denke ich an einen Küchenumzug, wo am Ende wirklich alles schiefgeht.

Daher bin ich bei aller Trübsal nur traurig darüber, dass elf Mann nicht zeigen konnten, dass dieses Produkt einfach scheiße ist. Gut, am Ende nach Lossilas Gelb-Rot waren es nur noch 10.

Aber schlimm ist das Gefühl der Chancenlosigkeit….das hatte man heute wie beim 2-0 im Hinspiel.

Tom, CB’93

P.S.: Tolle Aktion mit den 700 Flüchtlingen vor ansprechender Kulisse

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