Noblesse oblige

Die ganze Hitze des Tages und die schiere VfL-Spitzenreiter-Vorfreude sorgten für prächtige Stimmung unter den über 20.000 Zuschauern im sonnendurchfluteten Rewirpowerstadion. Das Montagsspiel der zweiten Liga hatte viel Bundesligaflair und Tradition, der VfL besiegte die Sechziger Löwen 1-0 : Weil Bochum den absoluten Willen hatte, das Team leidenschaftlich kämpfte (bis zur Erschöpfung am Ende der Partie) und die klareren Torchancen hatte, kann man den Vaueffell-Heimsieg als am Ende verdient, aber dennoch ein wenig glücklich beschreiben. Als Sechziger wäre man unzufrieden. Der Trainer der Löwen war ein sachlicher Analysator, es fehlte was zum Punktgewinn. Die Serie der vier Siege der kleinen Münchener endete gestern.

Die Mannschaft des VfL war zum 5. Mal dieselbe, ein echtes Team von Verbeeks Feder, das sich den fünften Sieg in Serie sher hart erarbeiten musste. Teils gegen die neue Erwartungshaltung (Tips wie 4-0, 3-0 und so gediehen prächtig im Vorfeld) und die geschickt störenden Giesinger musste sich Bochum die Feldvorteile sehr kraftintensiv zurückerobern. Und auch das gelang nicht immer. Nichts geht jemals von alleine und vier Spiele (fünf Pflichtspiele in Serie gewonnen) sind ein tolles Versprechen, das eingelöst werden soll und will.

Diese positive Stimmung trug das Team über Phasen, wo der VfL nicht wirklich in Ballbesitz gelangte wie gewohnt. Aber dieselbe Startelf wie immer (”die gute Ehe”) zeigte Moral und ließ die Grünen um Okotie auch nicht zur Entfaltung kommen: Einzige Chance eines 60ziger Verteidigers in der 37. Minute, vereitelt von Luthe, der wieder ohne Gegentor blieb. Scheinbar trainieren die an der Castroper wieder hart. Für Sport1-Experten Peter Neururer gab’s einen “Siehst du Peter, so wird das gemacht!” und er redete wieder alles so zurecht, dass er der Maitre des Spieles sei.
Die Kitties störten ihrerseits Bochum empfindlich bis zur Pause, vor allem Perthel und Celozzi auf den Flügeln wurden hart und energisch attackiert. Das ließ auch Bulut und Terra verzagen, Terodde hing in dieser Phase in der Luft! Ein 0-0 zur Halbzeit war die logische Folge. Bochum ist aber auch kein Frühstarter dieses Jahr.

Aber die klareren Chancen hatte auf das ganze Spiel bezogen der blaue VfL, weil die grünen Katzen zwar konditionell, taktisch und läuferisch toll dagegen hielten, aber das Spiel nach ganz vorne - auch mit Okotie - nicht wirklich bis zum Ende brachten. Daher war Teroddes 1-0 aus dem Nichts so enorm wichtig, es fiel kurz nach der Pause - und nun begann die Partie der Fans so richtig.
Losilla hätte das Spiel entscheiden können, doch der formidable Franzose ist vieles, ein Striker ist er nicht.
Das 2-0 fiel also nicht und es sollte auch nicht durch Terodde fallen, der wohl die englische Liga nicht zu sehr beeindrucken wollte. This man is so worth it !
Doch die Löwen gaben sich geschlagen und schnürten uns nun ein. Verbeek hatte zwar Simunek warmlaufen lassen, doch der angeschlagene und gelbverwarnte Bastians sollte vor der Länderspielpause noch mal durchzocken, Fabian war der wahre Turm in der Schlacht: jeder Kopfball war Beute für Bochums Urgestein und nun drehten Bulut und Hogland auf, das Spiel tobte 15 Minuten vor dem Ende in beide Richtungen, ein 2-0 war möglich wie ein 1-1.
Nein, die Giesinger, drei Minuten von Fortuna Köln entfernt, haben eine bessere Mannschaft als im Vorjahr, was genau wie bei uns notwendig war und ist, um die Fans zurückzuerobern.
Bochum schaffte das gestern und die Welle und das “so gehen die Bochumer” sorgten für eine Begeisterungssymbiose. 15 Punkte, ungeschlagener Spitzenreiter, die ungeliebten Brauseaffen 7 Punkte auf Distanz gehalten, die Länderspiele gegen Polen und Schottland sind gut für die Erholung auf hohem Niveau.
Verbeek wird die Reservisten schön puschen und für uns bleibt ein Gefühl der unfassbaren Gelassenheit.

Ich bin wirklich sehr, sehr froh mit dieser speziellen Situation. Ich hatte letztes Jahr die Hoffnung und das ist nun einfach nur noch toll. Wir haben eine echte Chance uns weiter festzusetzen, ob in Sandhausen, gegen Fortuna oder in Bielefeld.

Wir müssen uns trotzdem 90 Minuten alles erarbeiten, aber diese Euphorie ist auch einfach schön für uns nach 6 Jahren der Entbehrungen.

Ich kann jetzt 2 Wochen auf die Tabelle starren,

Ich fang gleich damit an.

Tom, CB’93

TV-Tip (heute, vierte Liga): Wattenscheid 09-RWE heute auf Sport 1

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