Tiroler Stier

Morgen ist endlich soweit. Morgen beginnt für den VfL Bochum das Spiel des Jahres, auch wenn das Jahr noch sehr jung ist, ist es das im TV übertragene Viertelfinale im DFB-Pokal 2016. Bevor für Katholiken die Fastenzeit bis Ostern beginnt, Uli Hoeneß sein Comeback als Präsident gibt und die CSU sich aus dem dampfenden Bierzelt meldet, will der kleine VfL noch eben dem großen FC Bayern wenigstens kurz die Stirn bieten. Von der größten Sensation seit Vestenbergsgreuth, die Bayern unter Trap schlug, träumen manche Bochumer im Stillen. Aber gilt bangemachen? Die tapfer ringenden Kleinen gegen die Riesen aus dem bajuwarischen - das ist ein altes Thema/Motiv und seit 40-50 Jahren wird das Duell David gegen Goliath stets ungleicher. Finanziell und fußballerisch ist seit dem letzten Pflichtspielsieg unter Neururer viel geschehen: Madsen ist kein Spieler mehr sondern eine Band und Bayern spielt dominanten Ballbesitzfußball.
Unter dem leicht arroganten Trainer Pep - “ich-trainiere-nur-reiche-Starensembles”-Guardiola war der FCB national 2 Jahre praktisch unschlagbar und das hat sich bis dato nur in der Wahrnehmung der Presse geändert. Klar kann man mithalten, 5, 10 Minuten oder vielleicht gar 20 Minuten, bis dann Lewa, Müller, Costa, Thiago, Robben und andere Superstars zuschlagen. Meister sind die Bayern schon vor Dortmund, der Pokal läuft so nebenher (und will gewonnen werden) und gegen Juve will der Katalane dann zeigen, was eine von ihm trainierte Mannschaft drauf hat. Er fühlt sich zu wenig gewertschätzt für seine Arbeit, was auch an der schnöseligen unnahbaren Attitüde liegen kann, da fehlt einem der volkstümliche Uli H. schon ein wenig.
Also wäre ein “gegen Bochum scheitern” für den hochbezahlten Spanier wie in einer alten Jogginghose in der City rumrennen: nur peinlich!
Doch wie sind die realen Chancen des VfL vor längst ausverkauftem Haus zu bestehen? 1%, 2%, 5%, 10%? Man kann sagen, auch gegen Hertha, Bremen oder Stuttgart wäre der VfL sehr wahrscheinlich draußen, denn der Unterschied zur 2. Liga ist fußballerisch größer als atmosphärisch. Gegen Bayern oder Dortmund wird der Heimvorteil ebenso verpuffen wie ein aufopferungsvolles Kämpfen, was nach 30 Minuten die Beine schwer werden lässt. Pressing gegen den deutschen Rekordmeister? unmöglich?
Klar ist Verbeek gewiefter Taktiker und Guardiola kocht auch in Manchester seine Nudeln nur mit Wasser und Salz, aber die Kaderunterschiede sind eigentlich zu groß, um ernsthaft mithalten zu können. Man ist nicht Bayer Leverkusen, die an einem guten Tag mal ein 0-0 erreichen, was ja auch kein Sieg ist. Und das brauch man morgen, um das Halbfinale zu erreichen. Es wäre der größte VfL-Erfolg seit 1988. Eine erfightete Verlängerung aber wäre ein grandioser Teilerfolg und ein formidables Elfmeterschießen die Krönung für die Westfalen. Aber ein Sieg? Ist das überhaupt möglich in der Konstellation, das wäre eine Leicesterisierung des Pokals mit seinen eigenen Gesetzen.
Der Zauberer von Jubega sagt, von 100 Spielen gewinnt einmal der VfL gegen die Bayern - durch Verletzte und Form-Medienkrise geschwächt - vielleicht zweimal. Also haben wir eine 1 % Chance? Sollen wir jammern und beklagen dass gegen Freiburg “nur” 18.000 und morgen die fast sichere Niederlage alle sehen. Nein wir wollen genießen….
Erleben wir das Wunder von Bochum morgen gegen unsere Münchener Freunde? Oder lösen die Bayern ein 1-3, 1-4 oder 1-5 aus wie vor einem Jahr? Manuel Riemann musste im Pokal noch nicht hinter sich greifen und drei historischen Siege über die Bayern 1968, 1985 und 2004 an der Castroper Straße gab es mal vor langer Zeit in einer fernen Galaxis. Was also kann uns helfen?
Viel Wasser ist seitdem, dem letzten Pflichtspielsieg, die Ruhr runter geflossen. Sammer würde sagen, man hat in Bayern noch effizienter gearbeitet, doch es bleibt ein Spiel 11 gegen 11 Mann.
Können Terodde, Terazzinno oder Hogland Bayerns Dreierkette aus Alaba, Badstuber und Kimmich knacken? Ein 1-0 vor 30.000 wäre ja wirklich ein euphorisierendes Ereignis. Nun könnte man sagen, geschickt gegenhalten, knapp verlieren. Bayern nicht reizen und 0-1 in Nürnberg gewinnen, ist das Schlauste für die Bochumer. Aber wäre das ehrlich?
Ist da nicht immer auch der Traum von Berlin (nicht nur Moppels!), der Traum aus dem Schatten rauszutreten, wenn man den FC Bayern München fordert und schlußendlich besiegte? Ja und Nein.
Man kann diesen Verein aus dem Süden ja großkopfert, mit Geld gestopft und arrogant finden wie den Herrn Rummenigge, aber ihn besiegen wäre ein 90 Minütiges Wunder aus Altötting gemischt mit Grumme.
Nein, bange machen gilt genauso wenig, wie so tun, als ob die Riesensensation in der Luft läge. Tut sie nicht. Auch mit Schiris wie der BVB sie heutzutage öfter hat, wird dem VfL schwer fallen, ihre Fanfreunde zu schlagen.
Aber wenn es passierte, werden wir unseren Kindern davon erzählen.

Felix, Manu, Patrick, schreibt Geschichte….

Tom, CB’93

P.S.: Gruß an die ohne Ticket, bitte holt Euch das gegen Sandhausen, da braucht euer Verein Euch

Von VfL4u:

Mittwoch, 10.02.16, 20:30 Uhr, rewirpowerSTADION

Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock, pfiff den VfL zuletzt beim 4:2-Sieg in Aalen im Mai 2015, pfiff den FCB zuletzt beim 4:0 gegen Stuttgart im November 2015)
Assistenten: Harm Osmers (Hannover), Rene Rohde (Rostock)
4. Offizieller: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Letztes Ligaspiel gegen Bayern: FCB - VfL 3:1 (01.05.10; Müller (3); Fuchs)
Letztes Pokalspiel gegen Bayern: VfL - FCB 1:2 (20.12.11; Federico; Kroos, Robben)
Letztes Spiel gegen Bayern: VfL - FCB 1:5 (23.01.15; Latza; Robben (2), Dante, Götze, Rode)

Voraussichtliche Aufstellungen:
VfL: Riemann - Perthel, Bastians, Fabian, Celozzi - Terrazzino (Simunek/Mlapa), Losilla, Eisfeld, Hoogland, Bulut - Terodde
FCB: Neuer - Alaba, Badstuber, Kimmich, Lahm - Costa, Alonso, Müller, Thiago (Vidal), Robben (Coman) - Lewandowski

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