Chill mal in Lille

Das ist ja immer so. Damit man den Gedanken, Sorgen und Nöten des Alltags entkommt, fährt man weg: In den Urlaub - und “Voyage, Voyage” kann man gut in Frankreich machen. Lille, nicht mehr als 40 km von Lens entfernt, wo 1998 auch deutsche Hools wütenden, ist ein echtes Schnuckelchen. Trotzdem verspricht Frankreich savoir vivre, vin rouge und gutes Essen. Die Altstadt der nordfranzösischen Stadt ist mehr als eine Tagesreise wert und so sammelten sich gestern über 15.000 deutsche Fans aller Schattierungen in der Stadt und forderten den Auftaktsieg des Adlerteams quasi heraus. Auch wenn man als Bochumer keinen praktischen Bezug zur EM hat, so macht das Aussteigen aus dem Alltag der Zweiten Liga Spaß. Das Wetter war jedoch etwas verhangen und leicht nieslig, da hilft dann Bier und Schnaps, um auf Touren zu kommen. Auch wenn das französiche Bier etwas ungewöhlich daher kommt. Und wir hatten auch so ca. 10 Leute am Start, man traf Stuttgarter, Münchener und natürlich auch Leute, die nicht so wirklich nett und aufgeschlossen sind. Wenn man sich aber keine Gedanken um irgendwelche Nachbarn aus Dresden macht, gerne chillt, was Neues sieht und dann auf Altbewährtes zurückgreift - warum nicht mal chillen in Lille. Ãœbrigens auch gerne ohne Fußball - Frankreich lohnt sich.
Dazu kommt, in drei Stunden ist man von Köln locker in der Region um Lille, die Polizei checkte ab 8.00 Uhr Autos bei Aachen-Brandt, um Hools aus dem Grenzland von der Einreise abzuhalten. Für Aachener, Düsseldorfer, Kölner und Gladbach ist Nordfrankreich ein Katzensprung… Man spricht gerüchteweise von 4000 Ausreiseverboten der bundesdeutschen Szene von Essen bis Rostock….. Kugelschreiberhoolz wie Schappi und ich wurden nicht kontrolliert…..wobei Schappis Pegel recht interessant war, nicht nur olfaktorisch.
Rein fahrtechnisch war die Hinfahrt über Aachen, Lüttich (traumatisch wie immer 0-0/Momo D.), unterhalb von Brüssel, Namur, Mol, Chaleroi (da hatten 2000 die Engländer gewütet) bis nach Lille recht problemlos. Keine Staus, vereinzelt anreisende Deutsche und ukrainische Familien, das war’s Sonntagmorgen. Aber viele waren ja schon Freitag oder Samstag angekommen und hatten friedlich mit Engländern und Franzosen die Spiele gemeinsam geguckt. Dass es in Marseille bei dem durch ISIS-Terrorpläne aufgeheitzten Spiel Randale von Franzosen, Russen und Engländern gab, beeindruckte in Lille fast niemanden. So ganz stimmt das nicht, vor dem Spiel zeigte eine Gruppe aus dem Osten altbewährtes Programm, Marineflagge, Vermummung und Randale. Aber es täuscht der Eindruck, Lille war entspannt in jeder Hinsicht und Touristen, Hools, Fans und Fanclubleute hatten ihren Spaß, vom Alltag der vier Ligen abzuschalten.
Die 20 Bochumer, die insgesamt dagewesen sein mögen, hatten ihre Ablenkung. Neues Stadion, volle Kurve und Deutschland hatte schnell den Ball und das Spiel in der Hand. In der 20 Minute fiel das Tor, 1-0, weil Mustafi an diesem Tag Köpfchen hatte und Smartass Hummels gut ersetzte. Insgesamt hatte er einen guten Tag, die Abstimmungsprobleme in der deutschen Defensive müssen in Hinblick auf Polen noch insgesamt verbessert werden. Höwedes und Hector schwammen oft auf den Außen, nur Boateng und Mastafi standen insgesamt brauchbar, der Buersche Junge Neuer rettete zweimal in Weltklassemanier.
Aber Badenser Löw hatte mit Götze auf die ukrainischen Kühlschränke gesetzt und der mühte sich redlich, allein es gelang ihm nichts. Da ich beim Fan Club Nationalmannschaft Rheinland, konnte ich dafür diese “Schützengruppe” anstatt Tore des Supergötze begutachten. Supermario hingegen blieb auf der Bank, ich hätte vielleicht mal Sane’ probiert. Aber gut, von außen kann man immer schlau reden und letztendlich hatte ich gestern immer ein gutes Gefühl. Doch das 1-0 zur Pause war echt schmeichelhaft, weil die Ukrainer 3-4 Chancen hatten vor ihrer recht ansehlichen Kurve. Ein 1-1 wäre gerechter gewesen, keine Frage.
Es blieb beim 1-0 und das noch sehr lange. Jogis Jungs hatten die spieltaktisch und technisch überlegen Partie immer mehr im Griff, aber lange Pässe von Boateng oder Ideen von Özil kamen zu selten an. Das lag auch daran, dass sowohl Müller als auch Draxler (bis auf eine Chance) blass blieben. Khedira und Özil hätten jeweils das 2-0 machen müssen, dass der für Götze eingewechselte Schweini dann machte. Ich weiß nicht mehr genau, Assist vom ebenfalls eingewechselten Ludwigshafener Schürrle oder gar Khedira….aber Schweini werden goße Lasten vom Herzen gefallen sein. Er jubelte vor unserer Kurve: Ukraine Zero Points, wie Olli K. es den Leuten vorgesagt hatte.

Der Rest war Bierhimmel oder heimfahrt, ich sah noch nordfranzösische Dörfer und viel Nacht, aber weit weg von dem, was man so normalerweise denkt. Einfach eine lustige Fahrt in ein Urlaubsland, Lille ich komme wieder. Am liebstes zum Achtelfinale gegen Rumänien oder die Schweiz.

Bis dahin, bis Paris, Lille oder Würzburg - chillt mal euer Leben.

Tom;CB’93

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