Wenn der Pariser vor Freude platzt

Gestern in Paris war es bewölkt, doch tausende nordirische Fans störte das nicht: Sie machten eine tolle Party, genau wie ihre irisch-katholischen Brüder aus der anderen Republik und gewannen europaweit im Flug Sympathien. Wenn man überlegt, dass diese beiden Teams für den schlimmen innereuropäischen Religionskrieg der Siebziger-Achtziger stehen, klingt das irgendwie unglaublich - Irland rockt in jeder Form, leider haben sie wie die Schotten das Fußballspielen selbst nicht erfunden.
So bauten die netten, grün-blauen Jungs aus Belfast und Umgebung eine Mauer aus Spielern vor ihrem Strafraum auf, die spieltaktisch an die schlimmsten Zeiten des kalten Krieges erinnerte. Legetim und logisch gegen den Fußballweltmeister, aber das war dann eher ein Handballspiel und Kreisspiel, das eindeutig von Deutschland dominiert wurde.
Die schwarz-weißen begannen wie die Feuerwehr, schnürten die Loyalisten ein und machten nach einigen Chancen das verdiente 1-0 durch Gomez, Assist durch eine Ablage von Müller. Der hätte gestern alleine Torschützenkönig werden können, aber es ist nicht sein Turnier bis dato. Müller scheint glücklos (Latte!), wohingegegen Götze sich ein wenig auf besserer Position aus der Krise spielte. Bei 12-1 Torchancen oder mehr über das ganze Spiel war der Sieg hochverdient und doch viel zu wenig vom Resultat her.
Aber wäre es 4-0 ausgegangen, hätte die DFB-Elf nur ihre Favoritenrolle untermauert.
Die Effektivität des Spiels ist selbstredend eine Qualitätsfrage und Gomez ist zweifellos zurück. Sane’ (den ich mal bringen würde) ist noch in der Hinterhand und Höwedes wurde durch Kimmich erfolgreich vertreten.
Es war eine klare Steigerung zum torlosen Polenspiel und Deutschland überstand die sportlich mittelmäßige Vorrundengruppe gegentorlos.
Chefs im Team durch Leistung sind Neuer, Boateng, Hummels, Kroos und Özil, der gestern wieder zu harmlos im Abschluss blieb.
Reden wir über Hector. Offensiv ganz okay, hinten nicht immer sicher und etwas verkrampft, was vielleicht auch an der offenen Vertragsgeschichte liegt. Vorne mit Götze, Gomez und Müller sollte man in Lille, Sonntag 18.00 Uhr im Achtelfinale gegen die Slowakei (?), beginnen können und dann sollte es richtig los gehen.
Spätestens im Viertelfinale droht der Sieger aus Spanien/Italien. Dass es da mit der überschaubaren Leistung aus der Vorrunde oder der Quali nichts wird, ist klar. Turniermannschaft, ein gutes Pferd oder ein Weltmeister im “zu satt”-Modus, die Antwort auf die Frage werden wir sehen.
Deutschland muss sich steigern auf der Außenverteidigerposition, die Stürmer, die Flügel und gerne auch Gomez müssen häufiger treffen als zweimal, dann wird’s auch was mit dem Titel.
Der Weg führt über viele Brocken bis es wieder nach Paris geht. Diesmal soll anders als 2008 der Sieg im Finale stehen.
Gestern waren viele Commandanten in Paris vor Ort und am 10. Juli sollten es wieder viele sein, bis der Pariser vor Freude platzt wie ein Schweizer Trikot.

Tom,CB’93

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