Alles Amateure
Als Bochum gestern das knappe 2-1 gegen Union Berlin feierte, da hätte man singen können: “…Siehst du Peter, so wird das gemacht!”. Die 17.000 Zuschauer sahen einen glücklichen, aber auch unter dem Strich knapp verdienten 2-1 Sieg des VfL über die glücklosen Wuhlheider. Vielen Fans fiel eine Last vom Herzen als die “Wundertüte-Mannschaft-des-VfL-2016/2017 sich nach dem Auftaktsieg feiern lies. Keiner wusste ja so recht, wie der Umbau der Mannschaft gelingen würde.
Ex-Trainer Neururer hatte in einem verbalen Doppelpass zwischen Bild/Sportbild und ihm selbst, die Bochumer Vereinsführung als Amateure bezeichnet, weil sie Terodde nach Stuttgart wechseln ließen. Frei nach dem Motto, ich Peter der Profi (Ruhrpott-Coach) hab Leistung gebracht, die anderen sind Amateure. Hätte Peter ihn um bleiben überreden können? Wirkt Hypnose? . Ihm gehts dabei um die Vereine (Bochum, Schalke, ….), wenn er so Kritik übt, sagt er zumindest. Ist das so?
Diese “Amateure” namens Wilken, Verbeek und Hochstätter haben das Gerüst der Mannschaft trotz einem dutzend Abgängen erstaunlich stabil gehalten, dieser Fußball ist allemal besser als der frühere defensive, uninspirierte und sportlich einfallslose Stil von Verbeeks Vor-Vorgänger. Aber er, Peter der Profi, lässt Kritik an seiner Kritik weglöschen auf Facebook. Denn er macht per Definition nichts falsch und ihn kritisiere man bitte nicht.
Bochum erspielte sich 4-5 Chancen in 45 Minuten, aber keiner der Spieler hatte den richtigen Punch in einer so überlegen geführten Ersten Halbzeit den Stempel aufzudrücken. Das hatte man gefürchtet. Aber Bochum hatte den Ball und Union kam fast 50 Minuten nicht zu einer herausgespielten Chance. Die eingespielte Truppe von Jens Keller nervte die Blauen mit ihrem Gegenpressing: Riemann erlaubte durch zwei kapitale Böcke den Köpenickern zwei fette Chancen kurz nach der Pause. Bei der zweiten Chance war es eher die Kunst das völlig leere Tor nicht zu treffen. Davon wird der Unionspieler lange träumen, das leere Tor war sperrangelweit auf. Berlin hatte das Schießpulver genauso wenig erfunden wie wir, das war zu erwarten nach den Umbauten in Bochums Offensive. Klar, mit Neururer als Trainer vom VfL oder Union, da hätten sowohl Bochum als auch Berlin je fünf Tore erzielt. Mindestens, aber in Vereinen arbeiten halt zu viele Delletanten. Lol. Und das sagt Peter, weil ihm die Vereine so nahe stehen. Dass er mit seinem populistischen Gerede Unruhe rein bringt, ist für den meist unterhaltsamen TV-Experten selbst kein Thema, der sich damit auch selbst lobt. Es zeigt sein verletztes Ego.
Das Zielwasser hatte dann Bastians getrunken, der sich die Chance zur Führung nicht nehmen ließ und das hochverdiente 1-0 machte. Aber das Problem von Bochum war auch letztes Jahr die Schwächephasen von 15-20 Minuten, wo nun nur noch die Ostberliner spielten. Das dann irgendwann das 1-1 für Berlin fiel, ist nicht unverdient gewesen, denn ein 2-0 schaffte Bochum nicht, um sicherer zu werden. Im Gegenteil, Union hatte zwei Riesenchancen zum 1-2, vergab diese aber. Sowas rächt sich und das Team von Keller brachte sich damit um seinen eigenen Lohn.
Bochum überstand die Druckphase der Schlosserjungs und die Fans in Rot-Weiß mussten mit ansehen, wie Tom Weiland in einer guten Einzelaktion das umjubelte 2-1 machte. Puh, war das wichtig: Die Fans der Unioner hatten das Frein vor dem Spiel besetzt, jetzt schwiegen sie und Bochums Anhang machte nun richtig gute Stimmung.
Das 2-2 fiel zum Glück nicht und die Bochumer Defensive zeigte schon erstaunliche Frühform, hatte aber auch 3-4 Patzer. Und vorne war Mlapa nach 60 Minuten platt (das wirkte als habe er keine Vorbereitung gespielt - und Quaschner vergab gleich eine Riesenchance. Cannouse kam später zum Debüt und half das umjubelte 2-1 zu halten. Keller wird sich ärgern, aber das ist besser, als wenn wir uns ärgern müssen.
Nein, erneut siegte Bochum zum Start, auch wenn da noch viele Automatismen nicht greifen, viel noch nicht funktioniert, es sah gut aus, was der VfL zuweilen spielte. Berlin reißt auswärts weiterhin nix, Hosnier, Kreilach und Co vergaben einfach zu viele Chancen, was deren Trainer nicht dazu veranlasste, Leute als Amateure zu titulieren.
Peter kann ein ein wenig leid tun, er wird nicht mehr gebucht als Coach und aus Frust, und um sich wieder ins Schaufenster zu stellen, karrtet er nach. Egolotion pur und PR in eigener Sache. Seriös ist das nicht.
Den Bochumer Fans war in der prallen Sonne nach feiern zumute (Union Berlins Anhang wurde per Zaun abgetrennt). Das Fiege floss in Strömen und Crange lockte, man ist ja kein Feieramateur. Aber was dieser Sieg wert ist, wird man sehen, wenn man H96, Nürnberg oder Stuttgart empfängt. Aber so wird es zumindest gegen Hannover voll.
Voll ist ein gutes Stichwort, manche besuchten Privatwohnungen über der Ritterburg, andere machten die Stadt unsicher.
Der Mann mit dem Kambodschatrikot fragte sich, warum keine Werbebanden mehr am Dach des Ruhrstadions sind. Amateure, echt überall.
Gut dass ich Profi im Kaffeetrinken, lesen und quasseln bin. Daher angel ich auch nicht.
Tom; CB’93
P.S.: Gruß an die Brökerbrothers, die die Lederhose beim VfL etablieren und den neuen finnischen VfL-Fanclub.