Spektakel

Wer gestern des 5-4 des VfL live an der Castroper Straße erlebte - besser erleben durfte-, der sah alles, was echten Fußball ausmachen kann: zu erst mal neun Tore,Stimmung, wenig Kommerz und die Tore auch noch in der fast richtigen Verteilung, dazu einen am Ende verdienten Heimsieg seines VfL. Chapeau: Hier hält Verbeek am meisten Wort (”dem Gegner flüssig und so”), zu Hause an der Castroper überzeugt der VfL seine Fans mit Siegen - seit dem Amtsantritt des Holländers. Dazu sieht man interessanten und meist guten Fußball, wenn man ins Bochumer Stadion geht. Warum es gestern wieder nur knapp 16.000 waren, weiß der Geier: Würzburg, Skepsis, die Menopause. Fakt ist: Der VfL muss um jeden Fan kämpfen, während woanders die Massen strömen, wenn man nur das Licht anmacht: hoffentlich ist das gegen Stuttgart schon anders, gegen Angerbauer und die Jungs.
Gestern - gegen den kriselnden Club - waren nach 2 Minuten schon fast alle happy, das 1-0 fiel ja schneller, als man Platz nehmen konnte. Als der Ball im Netz von Schäfers Nachfolger Kirschbaum zappelte, ahnte man noch nicht, wie spektakulär dieses Fußballspiel werden würde.

Das 2-0 fiel, weil Eisfeld fiel und gegen den Clubkeeper prallte. Bastians verwandelte den “zweifelhaften” Elfer und wer nun drauf hoffte, dass Bochum den Club auskontern könnte, hatte die Rechnung ohne Schwartz Team gemacht. Die Franken kamen wieder und stürzten Bochums Defensive vor allem in Halbzeit Eins von einem Problem ins nächste. Salli machte den Anfang und verwandelte eine Leibholtflanke zum 2-1.

Die Schalker-Nürnberger Ecke jubelte, aber bei Bochum überzeugte auf dem Platz vor allem der Sturm und das Flügelspiel unter Flutlicht. Dafür zeigte die Defensive abermals Schwächen: Perthel spielte nach hinten ganz schlimm auf dem rechten Flügel und auch Riemann hatte Böcke drin, dazu war der neue, polnische IV logischerweise noch nicht richtig eingespielt. Während die Franken auf das 2-2 spielten und drückte und Würzburg im fränkischen Derby in Fürth führte, konnte man mit dem Kambodschamann über Kuriositäten fachsimpeln (”Warum wird Verbeek nie von der Ost gefeiert?”) . Er, der Beobachter, will mit dem Anhalten der Bandenwerbung, gegnerische Elfmeterschützen irritieren. Das Nettozeichen kann aber auch fies sein. ;-) ))) Nein, das 2-2 fiel nicht, Salli sollte zwar noch mal netzen, aber erst mal sahen die VfL-Fans das Ende der Stürmertordiät erleben: 3-1 durch Mlapa und das Vonovia-Ruhrstadion bebte nicht zum ersten und zum letzten mal an diesem malerischen Spätsommerabend. Eigentlich perfekt, die Wurst mundet, das Fiege schmeckt, der Ball rollte fluffig, aber es sollte der Moral der Nürnberger geschuldet sein, dass es nochmal spannend wurde. Das 3-2 war ein Warnhinweis, dass der FCN nicht gegen den Weilernachfolger Schwartz spielte, sondern der Vorjahresrelegationsteilnehmer nicht verlieren wollte - bei ihrem ebenfalls Ex-Trainer Verbeek.

Naja, zumindest begünstigste Bochums Defensive dieses Ansinnen, Perthel, Dawidowicz und Co. hatten ihre Schwächen und das Mittelfeld velor ständig Bälle. Das 3-3 - ein Elfer in der 45. Minute - stellte dann den Höhepunkt des Torfestivals erste Halbzeit - das war ein Schock und Wachmacher zum Pausenpfiff. Aber die Stimmung war damit gelöst.

Das Komische war, die kritisierten Stürmer und Flügelspieler in Bochum zeigten richtig den notorischen Forumskritikern, manchen Journalisten und Experten, dass sie es doch können, während die eigentlich “eingespielte Defensive” wackelte und die Stabilität im Mittelfeld fehlte, der FCN zu oft die zweiten Bälle hatte: komisch, aber auf eine sehr unterhaltsame Art wurde ich Lügen gestraft.

Dann war also die zweite Halbzeit die etwas ruhigere Kopie der ersten Hälfte, Bochum machte erneut die verdiente Führung, nach zwei argen Fehlversuchen - DAS 4-3, Mlapa überholte den “Stuttgarter” Terodde mit seinem 2. Tor in der Statistik! Doch auch jetzt war klar, es würden noch weitere Treffer fallen, ein wirklich spektakuläres, kurzweiliges und spannendes Spiel, das nicht nur den Taktiktrainern den Puls hochtrieb. Der FCN gab nie auf, Bochum gab erst ein wenig nach, um dann auch nicht aufzugeben. Ein bissiges Spiel, das der Schiri gut im Griff hatte. Nicht ganz so cool wie das 5-6 gegen Bayern vor 40 Jahren, aber sehr spektakulär fiel das 5-3 durch Quaschner, als wollten die VfL-Stürmer zeigen, was sie drauf haben. Aber wieder fiel der Anschlusstreffer zum 5-4, diesmal ein abgefälschter Schuss und Bochum verteidigte dann auch mal konzentrierter. Sie brachten das Spiel über die Zeit und wurden zurecht gefeiert.
Der Rest war Jubel und Bier in Kneipen, nur Nürnbergs Trainer haderte auf der PK ziemlich sympatisch mit dem eigenen Schiksal, während Verbeek mit Rentsch zankte. Aber wer 5-4 gewinnt, wer überhaupt siegt, hat im Profifußball immer recht. Nun bieten sich mehrere Chancen: 1.) Der Kambotschamann schreibt eine eigene Kolummne in meiner Kolummne 2.) Wir siegen Dienstag im Westderby und empfangen zum Spitzenspiel den VfB Freitag vor vollem Haus 3.) Die Stürmer haben nun genug Selbstvertrauen und netzen auch bei Fortuna 4.) Verbeeks schnell zusammengestellte Offensive siegt über Funkels typischen 1-0 Stil.
5.) Ich habe ein neues Thema: Die wackelige Defense und die fehlende Stabiltät
6.) Rentsch und Verbeek haben sich wieder lieb
7.) Schalker, Bayern und Bochumer sind nun quitt

Tom; CB’93

P.S.: Gruss an die Jungs von Reihe 6, abermals den malenden Patienten plus Frau - und den Sieg widmen wir unserem Lothar, der nun von oben zuguckt. Mach et jut LOLLO, der Sieg war für dich.

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