Lupus contra Wolf

Hannes Wolf wird als neuer Trainer des VfB Stuttgart in seiner Geburtsstadt Bochum Freitag erstmals auf der Bank sitzen. Das alleine übt einen gewissen Reiz aus, den Nachfolger von Luhukay vor einer stimmungsgeladenen Kulisse zu begutachten. Wird Stuttgart seinen ganz zarten Aufwärtstrend fortsetzen (jüngste Siege gegen FCK und Braunschweig), kann Bochum seine sehr gute Heimbilanz weiter ausbauen? Bis dato “versagte” Bochum wenn nur auswärts, zu Hause hielt Verbeek sein Versprechen. Er will Lösungen betonen, nicht Probleme benennen. Das tue ich jetzt mal.
Bochum hat seit 14 Partien nicht mehr zu Null gespielt, es gibt also ein unbestreitbares Abwehrproblem, was sich auch immer wieder im erfolgreichen letzten Jahr (Platz 5) zeigte. Aber es wurden aber einfach viele Tore geschossen. Das war nicht nur Terodde, es war ein Terra und Bulut, ein Haberer und Co, die genug Tore schossen. Und daher führte man Auswärts oft, diesmal geht man leer aus.
Nun gab es einen kompletten, oft diskutierten Offensivaustausch, der vermutlich gar nicht zu verhindern war (Nicht mal mit der Kohle eines BVB). Dass das ein Problem werden könnte, war vielen Beteiligten klar und einige hofften einfach auf die unbestreitbare Kompetenz des Duos Hochstätter/Verbeek. Darauf hoff(t)e ich auch und nun sieht man auch Leute wie Stöger, Stiepermann, Weilandt und Quaschner mit guten Ansätzen und durchaus mit fußballerischem Talent auf diesem Niveau. Doch reicht das aus, um kurzfristig, am besten Freitag, den Topfavoriten der Liga, den VfB, zu schlagen? Wir werden es sehen, möglich ist es.
Schwächen fanden sich in der einst bewährten Abwehr, wo Ex-Capitano Fabian als Fels in der Brandung fehlt, Bastians ist oft alleine. Die Leistungen der Außenverteidiger schwanken (vor allem die des verletzten Perthel?), die Sechser (der formschwache Losilla) sind wie das Mittelfeld (Eisfeld) bis dato nicht mehr so lauf- und zweikampfstark. Da wird der Holländer dran arbeiten, da kann man sicher sein, wenn man ihn kennt. Aber ist ein erfolgreicher Herbst wahrscheinlich an der Castroper? Und hat man die Zeit im Fußballgeschäft, Konzepte durchzusetzen ohne tagesaktuell zu glänzen?
Das Problem “Terroddeweggang” gewinnt Morgen an besonderer Bedeutung, er kehr zurück. Er, Asano und Gentner sind die gefährlichen Spitzen, die unsere löchrige Abwehr testen werden. Der Auftritt am Dienstag in Düsseldorf macht da nicht viel Mut. Aber da versagten auch alle, bis auf Riemann und Mlapa, daher fällt eine Einzelkritik aus. So verliert man eben auch in Walldorf.

Für mich gibt es eine Sache, die auf der Hand liegt. Die geringere Anzahl an Torchancen im Vergleich zum Vorjahr und offensive Feldanteilen sorgt für mehr Druck auf die eigene Abwehr, insofern ist der Weggang der Offensiven in letzter Konsequenz noch nicht kompensiert und so zu erwarten gewesen. Ich bin mir sicher, das war auch intern so. Doch versuchte man es nicht groß zu thematisieren und das ist verständlich. Weniger verstehe ich, was das permanente Anlegen mit Vertretern der Presse soll. Als hätte der VfL eine gesellschaftliche Mission neben Fußball, Fiege und Bratwurst haben (die mir nicht bekannt ist), sind Verbeek und einige Fans der Meinung, die Presse sei Schuld “am grauen Bild des VfL”, weil sie überkritischen Boulevard bietet und nicht genug fachlich fundiert berichtet. Nur was soll da anders sein als anderswo?
Das mag ja auch im Einzelfall stimmen, ist aber letztendlich egal und schadet am Ende dem Verein selbst. Denn wenn die Dinge sich nicht entwickeln wie gehofft, haben Kritikdünnhäutigkeit, Beleidigtsein und Wagenburgmentalität noch nie geholfen, um Probleme zu übertünchen. Die Behauptung, kritische Stimmen verbreiten Panik oder malen den Untergang an die Wand, verdrehen Ursache und Wirkung. Der VfL hattte lange eine gute Stimmung dieses Jahr, nur Niederlagen ändern das sonst nix.

Denn das Ruhrstadion könnte Morgen gegen die Schwaben rand voll sein, viele tausend VfB’ler kommen an die Castroper Straße - und ich freue mich so sehr auf Morgen, aber es werden Plätze leer bleiben. Nicht nur unsere schwäbischen Freunde um Angerbauer und Co werden da sein, auch ein toller Gästeblock insgesamt gilt es nieder gesungen zu werden. Und das geht nur, wenn man Vertrauen in eine starke Mannschaft auf dem Rasen hat, die keine launische Diva darstellt und alles gibt. Das wird auch so sein. Doch auch wenn alle in Blau-Weiß Morgen kämpfen, wird es eng wie gegen Hannover. Da setzte es ein 1-1 und auch Nürnberg wurde 5-4 nieder gerungen nicht niedergespielt.
Darauf hoffen alle Bochumer auch gegen die abgestiegenen Schwaben. Und ich wünsche mir zwar einen Heimsieg, aber wegen Rieble und Gayamerah auf den Flügeln habe ich meine Zweifel. Dazu ist Quaschner nicht dabei, Mlapa hat keinen echten Backup mehr und Terrodde spielt beim Gegner. Wo sollen die VfL-Tore herkommen? Von Wurtz, mag sein, er hat Biss.
Darauf kommt es gegen den VfB an. Der Gegner ist besser von 1 bis 11, aber wie die jüngste Krise mit Niederlagen gegen F95 und Heidenheim zeigte, kann die Millionentruppe vom Neckar mit den Leistungen ihrer vielen Fans bis dato noch nicht ganz mithalten. Da muss der junge Wolf bissig werden. Unser NL-Wolf ist bissig genug, hat aber etwas Probleme mit dem Kuscheln. Aber Stopp, das stimmt nicht, er wird ja Papa….Glückwunsch.
Und der Kambotschamann findet ja eh, man müsse den Holländer in der Ost mal feiern. Am besten gleich Morgen nach dem Heimsieg, oder?

Freitag, 23.09.16, 18:30 Uhr, Vonovia-Ruhrstadion

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin, pfiff den VfL zuletzt beim 1:1 in Nürnberg im Februar)
Assistenten: Oliver Lossius (Sondershausen), Marcel Unger (Halle/Saale)
4. Offizieller: Frederick Assmuth (Köln)

Letztes Aufeinandertreffen mit Stuttgart: VfL - VfB 2:0 (DFB-Pokal 1. Runde, 16.08.2014; Terodde (2))

Voraussichtliche Aufstellungen:
VfL: Riemann - Rieble, Bastians, Dawidowicz, Celozzi (Canouse/Gyamerah) - Stöger, Losilla, Eisfeld, Stiepermann, Weilandt - Mlapa (Quaschner/Wurtz)
VfB: Langerak - Insua, Baumgartl, Sunjic, Klein - Maxim, Hosogai, Gentner, Özcan - Terodde, Asano

Tip: 2-2 wie bei VfL4U, dem diese Statistik zu verdanken ist.

Tom, CB’93

P.S.: Gruß an den (!) Coach, den Körper, Berti, Walnuss, Angerbauer und und und ….

Kommentarfunktion ist deaktiviert