Entschleunigung

Ich hatte es nicht vor, aber kurz vor dem 3. Advent hab ich Tempo rausgenommen aus meinem Leben. Als ich las, dass der RE 1 nach Paderborn 20 Minuten später kommen sollte, entschied ich mich törichterweise für die S 11 von Köln nach Düsseldorf Flughafen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich sei in der S6, man könne gemütlich in Essen umsteigen, aber dieser spezielle Zug sollte dort nicht enden. Um ehrlich zu sein, ein ambitionierter Jogger hätte diese Bummelbahn vor dem Dormagener Chempark überholt und bis Neuss gnadenlos deklassiert. Der Zug bummelte tuckernd durch die Landschaft wie ein Panoramazug im Südwesten der USA. Nur dass man nicht so viel atemberaubende Landschaft zu sehen hat und man ja nur “die Galaktischen Blauen” sehen will. Man konnte in Ruhe lesen. Immerhin.

Nach 1,5 Stunden ist der Schreiber der Zeilen am Flughafen der Landeshauptstadt (S-Bahn-Haltestelle) und nimmt den Skytrain (!) zum anderen Teil des Flughafens, wo ich dann die S1 nach Dortmund nahm. Es wird etwas schneller, so dass man nun nicht mehr in Sukuta-Pasu-Geschwindigkeit nach Bochum tuckert und dabei Fortuna Köln Fans (ja das ganze Dorf war da!) zum MSV begleitet. Entschleunigung eben. Dann hängt der Zug in Bochum-Ehrenfeld fest und man ist nach zweidreiviertel Stunden an der 08/18 Richtung Gerthe.

Auf Twitter lese ich, dass Debütant Leitsch (auch später verletzt) per Kopf die Latte trifft und sonst passiert wohl überschaubar viel in beiden Offensivreihen - von Mlapa bis Olic. Das entschleunigt die Seele und fühle mein inneres Chi. Ein verstrahlter Typ mit Camperhut kommt auf mich zu und meint, “ich sei ja nun auch zu spät”. Da hat er recht. Er kommt wohl seit Donnerstag aus Salzburg (RBS-S04 2-0) und da muss er nun im Ruhrstadion einen Kumpel treffen. Also, kann man mal machen, Drogen sollen beim Wachbleiben helfen, hab ich gehört. Er war wohl zu hause beim Duschen. Immerhin. Er sucht einen Kiosk, wegen Bier, das braucht er noch kurz, ich überquere die Castroper zum Zuhause. Manche sind immer unterwegs.

Ich bin um 13.27 Uhr endlich nach drei Stunden Fahrt im Stadion, kurz nach dem Präsidenten. Weihnachtsfeiern entschleunigen ebenso….. Dann hatte der VfL wohl noch eine fette Chance vom späteren Siegtorschützen Canouse - und das 0-0 schien die 15.000 Leute nur so mäßig zu fesseln bis dahin. Aber Riemann musste diesmal auch nicht hinter sich greifen. Dämon sollte später sagen, hier war er enttäuscht vom mangelnden Begeisterungsvermögen des VfL-Publikums. Nun, der 16. spielte beim 13. auf und es war fußballerisch eines der schwächeren Heimspiele, daher wohl der gebremste Schaum. Aber es sollte ein wichtiger Heimsieg werden - trotz aller entschleunigender Begleitumstände.

Es fehlten - das muss man immer wieder betonen - neben Fabian, Bastians, Stöger, Hoogland, Eisfeld, Celozzi, Dawidowicz, Bandowski und Baak auch der Funken, der von der Mannschaft zum Publikum übersprang in der 1. Hz. So blieb es ruhig, nur Verbeek musste gehen nach einem Linksschuß: Tribüne. Eine fette Chance von Mlapa, der Ball wurde von Ortega glänzend pariert. Was macht Okotieje wohl gerade? Ob sich Sechzig Fans diese Frage stellen? Sie haben mit Adlung, Bülow, Aigner und und eben Olic eine teuere, nicht mehr ganz junge Truppe, die interminscoach Bierofka ziemlich gut kennt. Das Glück von 1-0 gegen Dresden hatten Sechzig und er heute im Ruhrstadion nicht.

Um nicht abzurutschen, gab Blau-Weiß Gas, dabei ließ man sich im Spielaufbau Zeit; und Stiepermann, naja, der ist da oft gemischt, was den Erfolg seiner Aktionen angeht. Quaschner wurde durch Gündüz erst links ersetzt, dann rückte der Selim nach rechts. Dann machte Roussel Canouse eine Schienbeinbogenlampe als Lupfer und das umjubelte 1-0. Schon vorher war die Stimmung besser geworden und das letzte Heimspiel des Jahres sollte den 5. Sieg bringen. Die Löwen wirkte überschaubar gefährlich, einen Schuß des 3ers blockte ein Bochumer in höchster Not ab. Es kam noch Rieble für Merkel und die Blauen brachten das knappe 1-0 über die Runden. Jubel vor dem dritten Advent. Was bleib, war die Erleichterung von Fans und Spielern über den ersten Sieg seit dem 2-1 über Heidenheim, einem sehr wichtigen Arbeitssieg. Der Abstand zu München bleibt groß genug und gewänne man - gegen jede Logik - in St. Pauli, dann wäre man mit 24 Punkten auf dem Vorjahresniveau. Gegen Union - und am 5.2.17 gegen den KSC - hätte man 5-6 Mann mehr an Bord und die Welt sähe besser aus. So schnell kann das gehen nach 4 Niederlagen.

Eine Garantie auf Besserung gibt es nicht, aber zarte Anzeichen. Bochum kann immer noch besser werden und nun warten wir mal Hamburg ab, ehe wir ein Fazit zu 2016 ziehen.

Später traf man bei der Pottorginalevorführung noch den Tankwart, Dämon, Jan und Co…….Der Film fing etwas später an…Entschleunigung. Da saß ich schon mit drei Punkten im Zug nach Hause. Der Depp, der mit der S-Bahn durchs Land fährt, wollte ich nur einmal sein. RE, alda.

“In der Bundesliga ist allen bekannt, fahren….!” ;-)

Was macht man eigentlich, wenn der Kambodschamann nix von Kambodscha anhat und man will ihn kennenlernen?

Tom;CB’93

P.S.: Gruss an Sebastian Tebbe und seine Weltreise(n)stories und den beredten Tankwart.

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