Ich will meine Punkte zurück

Morgen ist der dritte Advent. Die pittoresquen Weihnachtsmärkte glühen ihre gebrannten Mandeln schon seit Wochen durch, der Schnee fiel schon ein wenig - und fällt, die Geschenke sind zT gekauft und Montag geht’s zum Traditionsduell 1910 vs. 1848. Der FC St Pauli Hamburg gegen den VfL Bochum, da reisen sonst immer gut und gerne 2500-3500 Bochumer an die Elbe, um ihren VfL zum Kultspiel begleiten. Doch diesmal, Ende 2017, werden es leider nur ein paar hundert sein, wenn der Neunte beim Fünfzehnten antritt. Das liegt nicht nur daran, dass der VfL schon im Hinspiel unter Atalan seine erwartungsfrohe Anhängerschaft so derbe enttäuschte. Der mit vermeintlichen Topspielern ausgestattete VfL enttäuschte nach der Verbeekdemission die ganze Hinrunde. Ärger, chronische Unkonstanz, dazu eine umstrittene Ausgliederung in eine KGAA mit üblen Nebengeräuschen, der VfL war eine richtige Skandalnudel dieses Jahr und kriegte die mediale Rute.

Das kennt man so nicht von Bochum, es war sehr unschön. Zweitligastars und Sternchen wie Sam, Tesche, Merkel, Eisfeld wurden mit Youngstern wie Palvinidis, Saglam, Leitsch, Janelt, Bandowski, Gündüz, Baak und Bapoh keine funktionierende Einheit. Hochstätter sorgte - wie vor einem Jahr mit HSV-Abwanderungsgerüchten - auch eher für mehr Unruhe und Rasiejewski rotierte und orgelte uns in Paderborn erst mal aus dem DFB-Pokal.

Gegen die Ostwestfalen flogen auch die kleinen Hamburger raus, beide Clubs enttäuschten ihr treuen Fans mitunter und das wird man auch am Montag an der Stimmung im wie immer vollen Millerntor auch irgendwie merken.

St. Pauli ist sicher nicht so peinlich wie der HSV in den letzten 5 Jahren. Das ist aber auch nicht der Maßstab, wo Elbphilharmonie, Hafenstraße, Fischmarkt und Hanseaten zusammenkommen. Braun-Weiß ist immer noch etwas Anders, aber auch dort gelten mittlerweile die knallharten Regeln der Profifußballbranche: hire and fire.

Hielt man nach der katastrophalen Hinrunde 2016/2017 zu Trainer Lienen, spielte man die Beste Rückrunde der Vereinsgeschichte. Im Schatten des Doms gab’s ein 1-1 gegen uns, in Bochum siegte man 1-3 - und Lienen wurde zum technischen Direktor weggelobt. Jansen kam als Coach und trickste Atalan erst mal aus, Bochum verlor ein zweites Mal 2017 gegen den Kiezclub. Wir Bochumer wollen nicht, das Sankt Pauli unser neuer Angstgegner wird. Genau das droht aber, wenn wir übermorgen da wieder verlören, umso mehr als Pauli ersatzgeschwächt ist.

Bochum stabilisierte sich nach dem desaströsen 3-0 in Kiel nicht sofort, aber der Erst-Interims- und nun echter Coach Jens R. stabilisierte die VfL-Abwehr (Fabian ist Bankdrücker und damit Saisonverlierer mit Merkel, Dauerpatient Perthel, Wurtz und Diamantakos) und siegte gegen Union und den Jahr zuletzt, so dass der VfL auf sechs (!) ungeschlagene Spiele nach St Pauli fährt. Und wenn es dort keine Butternudeln gibt….ach lassen wir das.

Also, während der VfL eine leichte Trendwende schaffte, steht die den alternativen Hamburgern noch bevor. Jansen flog raus, Uwe Stöger (Sportvorstand, neu) und der Vorstand ließen den telegenen Lienen in eine TV-Show, wo er kolpotierte, “nichts von der Trainerentlassung” zu wissen und schmierte damit seine oberen Mitstreiter ordentlich an. St. Pauli ist also auch nicht mehr so wirklich anders. Klingt nach abgezockten Profispielchen, fühlt sich schrecklich bekannt an. Bonjour Tristesse.

Den Braun-Weißen Kickern flogen die Bälle beim 0-4 in Fürth und 0-5 in Bielefeld nur so um die Ohren. Spielte man gegen den Trainer? Hat man Probleme im Team wie in Bochum? Ist das Team ein Flickenteppich der egomanen Individualisten? Fakt ist, Bochum, St Pauli und Union Berlin, die selbst ernannten oder getippten Aufstiegsfavoriten, wurden in unterschiedlichen Phasen der Saison ihren eigenen hohen Ansprüchen nicht gerecht. Punkt.

Bochum fehlt andererseits nur ein Sieg auf den 5./6. Platz. Und vieles wäre besser, wenn auch nicht alles in Butter, gewänne man zum Rückrundenstart. Es gab auch in Regensburg Protestplakate gegen CH und es gärt weiter in der Szene. Aber ein Sieg, wie auch immer der zustande kommt, und man kann die Weihnachtsfeier etwas lockerer angehen, die bescheurt-blinkende Weihnachtsmannmütze aufsetzen und von einer besseren Zukunft träumen: Das verbindet Bochum und Hamburg, man träumt von einer besseren Zukunft und lebt von der Hoffnung, irgendwann kommt der Erlöser, der Weihnachtsmann, die Utopie.

Zeit “Träume endlich mal wahr werden zu lassen”, man fühlt sich sonst wie beim BER oder bei der Kölner Nord-Süd-Bahn. Und das will niemand, weder an der Castroper, noch am Millerntor.

Statistische Daten von VfL4u:

Montag, 18.12.17, 20:30 Uhr, Millerntor-Stadion

Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus (Langenhagen, pfiff den VfL zuletzt beim 3:2 gegen Dresden im August)
Assistenten: Markus Häcker (Waren/Müritz), Thomas Stein (Weibersbrunn)
4. Offizieller: Felix-Benjamin Schwermer (Magdeburg)

Hinspiel: VfL - STP 0:1 (28.07.17; Buchtmann)

Voraussichtliche Aufstellungen:
STP: Himmelmann - Buballa, Avevor, Sobiech, Zander - Sobota, Flum, Kalla, Cenk Sahin - Dudziak (Schneider), Allagui
VfL: Dornebusch (Riemann) - Danilo, Bastians, Losilla, Gyamerah, Celozzi - Kruse, Janelt, Stöger, Wurtz (Sam) - Hinterseer

Tom, CB’93

Tip: 1-1. Das logische Ergebnis

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